Qualitative Forschungsmethoden

Fach Fach

Klasse 13

Autor Traumfängerin

Veröffentlicht am 03.03.2018

Schlagwörter

Forschung

Zusammenfassung

Qualitative Forschungsmethoden anhand eines BEispiels eines eigenen FOrschung- Projekts. Es handelt sich dabei um eine Einzelfall- Analyse die dieses Verfahren gut darstellen soll und zur besseren Transparenz des Themas dienen soll

Qualitatives Design: Einzelfallanalyse

Auswahl des Designs

Ich habe mich bei der vorliegenden Fragestellung für eine Einzelfallanalyse entschieden, da mir dies als eine sehr sinnvolle Möglichkeit erscheint, mich mit dem genannten Themenbereich auseinander zu setzen.

Begründung

Der psychische Aspekt ist in jener Studie sehr wichtig. Im Vordergrund stehen subjektive Sichtweisen, Probleme und Emotionen. Daher stellt die Einzelfallanalyse ein adäquates Mittel zu der Erhebung selbiger dar.
Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Mensch, das spezifisch “Menschliche”. Es soll der Mensch - der Leistungssportler- in einem konkreten Kontext - in der Phase der Wettkampfvorbereitung - hinsichtlich seiner Individualität verstanden werden.
Hierbei geht es um das tiefenhermeneutische Verstehen des einzelnen und der Gesamtsituation.
Ziel der Erhebungen ist es, die Komplexität des gesamten Falles, Zusammenhänge der Lebensbereiche zu erfassen.
Der idiographische Ansatz wird diesem Anspruch gerecht.
Falldefinition

Man geht von einem einzigen Fall aus, um den Aufwand der Studie zu minimieren. Von Vorteil sind - wenn es finanzielle Mittel erlauben - mehrere Fälle, die beobachtet werden.

Nach der Methode des theoretical sampling soll die Fallauswahl nach theoretischen Gesichtspunkten erfolgen. So sollte als Fall ein Typ Leistungssportler ausgewählt werden, welcher möglichst häufig vorkommt. Das besagt, dass Extremfälle, Grenzfälle und auch Idealfälle nicht in Frage kommen. Extremfälle wären beispielsweise Sportler, die bis zum körperlichen oder auch seelischen Zusammenbruch trainieren oder sogenannte “Naturtalente”.
Solche Fällen wecken zwar Interesse, weil sie - in ersterem Fall- beispielsweise Missstände aufzeigen können, sind aber nicht repräsentativ genug und werden daher nicht erhoben.

Man sollte den Fall nach dem Kriterium der Durchschnittlichkeit auswählen. Das bedeutet, man sucht nach einem Fall, der durchschnittliche Werte in den zu untersuchenden Kriterien aufweist. In der Studie die Leistungssportler betreffend sucht man demnach nach einem Sportler mit durchschnittlichen Werten bezüglich Motivation, Durchhaltevermögen, Auffälligkeit, Verantwortungsbewusstsein, körperlicher Verfassung, Disziplin, Ausdauer und seelischer Verfassung. Dies sind die Punkte, die einen sogenannten “normalen” Leistungssportler ausmachen.

Um solch einen “Otto-normal-Sportler” zu finden, kann man Trainer heranziehen. Denn ihre Erfahrung und die persönliche Beziehung zum Sportler ist sehr hilfreich bei der Auswahl, schließlich stehen Trainer und Sportler in engem Kontakt miteinander. Man kann auch andere Sportler befragen, zum Beispiel Mannschaftskameraden, da auch ihre Einschätzung von Nutzen sein kann. Dadurch könnte man Störvariablen unterbinden, wie beispielsweise den Fall der “sozialen Erwünschtheit”, um als überaus disziplinierter, erfolgreicher Sportler dazustehen, der sich immer strikt an seinen vorgegeben Trainingsplan hält. Weiters kann man der Möglichkeit, vom Trainer einen “Mustersportler” vermittelt zu bekommen, entgegenwirken.
Das Urteil der Mannschaftskameraden und Trainingspartnern kann zum Beispiel in einfachen Gesprächen erfragt werden.
Ziel ist es, einen möglichst typischen Fall zu finden.

Wünschenswert wäre selbstverständlich die Erhebung mehrerer Fälle, damit man zu einem breiteren Spektrum an Einsichten in die Welt der Leistungssportler gelangen kann.

Methoden

Ziel der Erhebung sind subjektive Sichtweisen. Um dies zu ermöglichen hat der verbale Zugang Priorität, da man jene subjektiven Sichtweisen und erlebten Emotionen nur sehr schwer aus Beobachtungen ableiten kann.
Mir persönlich erscheint eine Mischung aus narrativen und problemzentrierten Interview als adäquates Mittel zur Materialerhebung.

Es sind sowohl die Anlehnung an gewisse bestimmte, objektiv erfassbare Problembereiche als Leitfaden als auch der explorative Charakter der Studie sehr wichtig.

Es gibt einige Aspekte, die für den Einsatz des problemorientierten Interviews sprechen. Hier wäre zu nennen, dass bereits vor dem Interview objektive Daten über die Problembereiche einer Vorwettkampfsphase vorliegen und die befragte Person soll gezielt darauf eingehen können. Zu diesen objektiven Daten zählen beispielsweise die extreme physische Belastung, ein komplett neu gestalteter Alltag, strikte Ernährungspläne, fest eingeplante Phasen der Entspannung, vermehrt Stress und eine enorme psychische Belastung unmittelbar vor dem Wettkampf und während der gesamtem Vorbereitungsphase. Auch die vermehrte Isolation vom sozialen und privaten Umfeld spielt eine Rolle, da sich in dieser Zeit alles dem Training unterordnet.
Die meisten jener genannten Problembereiche sind jedoch nur spekulativ im Vorhinein zu erfassen. Deswegen ist ein exploratives und vor allem unvoreingenommenes Vorgehen sehr wichtig. Die Bereiche sollten erst vom Befragten als solche aufgeworfen werden.

Als Beispiel möchte ich auf den Bereich der Erholung eingehen, da nicht nur die körperliche sondern auch die psychische Regeneration einen wichtigen Faktor für das Wohlbefinden spielt. Aus Befragungen, die mit dem Personal Trainer durchgeführt wurden, kann man herausfinden, dass ein Tag in der Woche als sogenannter “Regenerationstag” eingeplant ist, an dem der Sportler sich erholen soll um Kraft für den kommenden Trainingszyklus tanken zu können. Abgesehen von der biologischen Notwendigkeit geht man davon aus, dass jener freie Tag auch wichtig für die Motivation ist.
Wichtig ist, dass man Zusammenhänge interpretieren und erkennen kann.

Der folgende Interviewausschnitt wirft ein Problem auf, welches im Vorfeld bloß vermutet worden ist:

Tanja B.:
“… ja, also, es ist schon total anstrengend, das ganze Training und so. Sicher, wenn man dann beim Wettkampf ein tolles Ergebnis hat, sieht wie man sich selbst gesteigert hat, dann sagt man hinterher, ja, das wars wert. Aber während der Trainingsphase…. da geht man schon an seine Grenzen. Körperlich und auch seelisch. Der Druck, vielleicht nicht gut genug zu sein, alles soll umsonst gewesen sein…. und man sieht Freunde, Familie kaum… das ist schon hart. Und der freie Tag… da dreht sich bei mir alles nur darum, dass ich am kommenden Tag wieder beginnen muss und ich denke ständig an den Wettkampf. Kaum hat der Tag begonnen, ist er auch schon wieder vorbei. Abschalten kann ich da nicht wirklich…. “

Das Problem des Nicht-Abschalten Könnens und die daraus resultierende Unfähigkeit, an dem freien Tag entspannen zu können, ist ein subjektives Problem, das im Vorfeld nur vermutet wurde (siehe oben).
Man kann in dem Interviewausschnitt weiters erkennen, dass für die befragte Tanja B. das Risiko eines Burn- Out Syndroms gegeben ist.

Anhand dieses Beispiels wird außerdem aufgezeigt, dass viele Problembereiche erst erschlossen werden müssen. Hierzu eignet sich besonders das narrative Interview sehr, das jedoch nicht komplett frei und unstrukturiert durchgeführt werden sollte. Ein kleiner Leitfaden ist immer empfehlenswert, um im zu erhebenden Feld zu bleiben und nicht zu sehr abzuschweifen. Jener Leitfaden sollte die bekannten Problembereiche beinhalten, die im Vorfeld objektiv erfasst werden konnten.

Er sollte aber auch nicht zu umfangreich sein, da es sonst zu einer eingeschränkten Sichtweise, Voreingenommenheit sowie dem Phänomen der Self-fulfilling-Prophecy kommen könnte.

Deshalb fände ich eine Mischform aus narrativem und problemorientiertem Interview am geeignetsten.

Der biografische Aspekt aus auch wichtig. Man sollte dem Einfluss der individuellen Lebensgeschichte auf das jeweilige Verhalten und Erleben Aufmerksamkeit schenken. Gültige Aussagen können nur getroffen werden auf dem Hintergrund der gesamten Lebensgeschichte, in der die Wettkampfvorbereitung nur eine Phase darstellt.

Besonders wenn es zum psychischen Zusammenbruch kommt, spielen privates Umfeld und die sozialen Kontakte eine große Rolle. Bekommt der Betroffene Unterstützung wenn er sie benötigt oder fühlt er sich mit all seinen Sorgen alleine gelassen?
Diese Fragen können in Gesprächen geklärt werden . Die Klärung jener Fragen dient auch der Beantwortung der Fragestellung, welcher der Studie zugrunde liegt.

Zunächst ist der Befragte Experte für seine eigenen Bedeutungsgehalte. Es ist das Ziel, auch den Fragenden - den Interviewer- zu einem solchen zu machen.

Aufbereitung

Man kann Gespräche auf Video oder akustisch festhalten. Weiters können Protokolle geführt werden, zum Beispiel von einem geschulten Helfer. So hat man später bei Bedarf Zugriff auf das gewünschte Material.
Allerdings muss man bedenken, dass eine Videokamera oder ähnliche Hilfsmittel zu einer Beeinträchtigung der vertrauensvollen Umgebung führen können.

In der Zusammenfassung des Falles werden die wesentlichen von den belanglosen Aspekten getrennt. Hierbei handelt es sich um eine äußerst heikle Trennung, die von dementsprechend kompetenten Fachleuten vorgenommen werden muss. Die wichtigsten Eckpunkte sollten in übersichtlicher Form dargestellt werden.
Hierzu ein Beispiel:

Der Interviewte erzählt eine sehr lange Geschichte von den Problemen, die er mit seinen Mannschaftskameraden hat. Er erzählt sehr ausführlich, erwähnt viele Nebenaspekte und Details.

Diesen Punkt kann man anschließend mit einigen Stichworten zusammenfassen, eine Möglichkeit wäre etwa so:
Probleme mit Teamkollegen, schlechtes Klima unter den Kameraden, mangelnde Rücksichtnahme auf psychische Probleme.
Anschließend sollten Kategorien gebildet werden, die die negativen und positiven Aspekte beinhalten. Es werden Erlebnisse und Probleme abstrahiert und bilden so die Grundlage. Das Material wird, mit Bezug zu der gegebenen Fragestellung, gegliedert.

Beispiel:

Isabella F. antwortet auf die Frage, was sie am meisten belastet an der Vorbereitungsphase:
“ Also, es gibt gute und schlechte Sachen, klar. Aber ich finds total belastend, dass ich dauernd an den Wettkampf denken muss. Wenn ich nicht auf dem Platz trainiere, dann gehe ich in Gedanken alles durch - immer und immer wieder. Dann kommt die Angst, zu versagen, mich nicht genug gesteigert zu haben. Aber meine Teamkameraden bauen mich dann eh meistens wieder auf… sind ja wie eine große Familie, weil eine Mannschaft hat schließlich ein gemeinsames Ziel, da hat man wen, mit dem man ehrlich reden kann, der einem Tipps gibt. Im Einzelkampf ist das schon viel schwerer, da geht’s ja jeder gegen jeden. In der Mannschaft ist das besser. Die helfen dir teilweise echt, mit denen kann man auch außerhalb der Trainingseinheiten fortgehen. Klar gibt es auch Leute, mit denen man nicht so auskommt….aber das ist überall so und nach der Saison stellt sich das Team meist neu zusammen. Am Platz ist es besonders im Sommer schlimm, wenn man trainiert und dann bei der Hitze draußen sein muss, da verliert man manches Mal echt den Mut. Aber dann denk ich wieder an die Erfolge und daran, was ich schon alles erreicht habe und dann geht’s wieder irgendwie. Weil ich liebe meinen Sport ja, trotz allem. Außerdem steht meine Familie immer zu mir und hilft mir, auch meine Freunde verstehen das.”

Man kann hier einige Aspekte erkennen, die man in nachstehende Kategorien gliedern kann:
Freizeit:
Positiv: Familie und Freunde geben Rückhalt, helfen,
negativ: kaum Entspannung,
Soziale Kontakte:
Positiv: erteilen Hilfe, Beistand bei psychischen Problemen
Negativ: Antipathien, schlechte Stimmung
Teamsituation:
Positiv: Zusammenhalt, gemeinsames Ziel, Ratschläge
Negativ: Antipathien,
Psychische Belastung durch Verunsicherung, Ehrgeiz

Anschließend muss man den Fall in einen größeren Zusammenhang einordnen. Dazu kann man, wenn man Studien mit mehreren Befragten durchführt, mit anderen Fällen vergleichen und dadurch die Gültigkeit der erhaltenen Ergebnisse sorgfältig überprüfen.
Schließlich werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Gegensätze und Widersprüche ermittelt und somit das Gesamtbild der Situation von Leistungssportlern in der Wettkampfvorbereitung verfeinert.

  1. Quellennachweis

Bücher:

Mayring, Ph. (2000). Einführung in die qualitative Sozialforschung (5. Auflage). Weinheim: Psychologie Verlags Union.

Selg, H., Klapprott, J. & Kamenz, R.: (1992): Forschungsmethoden der Psychologie