Wissenschaftstheoretische Grundlegung von Interventionen

Fach Fach

Klasse 10

Autor Traumfängerin

Veröffentlicht am 04.03.2018

Schlagwörter

Pädagogik

Zusammenfassung

Wissenschaftstheoretische Grundlegung von Interventionen, Was kennzeichnet das „Wesen“ und „Sein“ des Menschen und welche Konsequenzen hat diese Sichtweise für unsere Arbeit? Im therapeutischen Kontext interessieren hier besonders jene Grundannahmen, die auch unmittelbar mit „Störung“, „Krankheit“ und Heilung verbunden sind. Auch bilden unsere unterschiedlich bewussten Annahmen darüber, wie denn Menschen sind, eine zentrale Grundlage unserer Interventionen

Wissenschaftstheoretische Grundlegung von Interventionen

Anthropologische Grundannahmen und Menschenbild

Was kennzeichnet das „Wesen“ und „Sein“ des Menschen und welche Konsequenzen hat diese Sichtweise für unsere Arbeit? Im therapeutischen Kontext interessieren hier besonders jene Grundannahmen, die auch unmittelbar mit „Störung“, „Krankheit“ und Heilung verbunden sind. Auch bilden unsere unterschiedlich bewussten Annahmen darüber, wie denn Menschen sind, eine zentrale Grundlage unserer Interventionen.

Wie wir weiter unten in der Integration unterschiedlicher Theorierichtungen noch skizzieren werden, ist der Mensch in sehr komplexer Weise angelegt. Wir sehen ihn als zielgerichtetes Wesen, das intentional auf Entwicklung angelegt ist, das grundlegend in soziale Bedingungen eingeflochten und damit nicht unabhängig von diesen zu betrachten ist.
Eine weitere wichtige Dimension ist das Leibverständnis im Menschenbild. Leib-sein gilt als existentiale Grunddimension des Menschseins (Petzold 1992). Leiblichkeit konstituiert auch das „zur Welt sein“ und das „in Beziehung treten zur äußeren Natur“.

Dennoch können neben den bewußten eine Reihe unbewußter Einflußfaktoren auf menschliches Handeln angenommen werden, die sich auf allen Ebenen der Person (körperlich, e-motional und kognitiv) spiegeln (siehe auch das systemisch-konstruktivistische Prinzip).

Erkenntnistheorie

Für angewandte Wissenschaften steht hier zusehends nicht mehr das naturwissenschaftliche Prinzip der Wahrheitsfindung im Mittelpunkt. Vielmehr gewinnen Aussagen zur Handlungsoptimierung immer mehr an Bedeutung. Es wird also nicht so sehr gefragt, ob eine Intervention richtig oder falsch ist, sondern welche Wirkungen und Nebenwirkungen diese erzielt. Was kann ich erkennen? Z.B. Unterschiede erkennen: eine Person geht einmal in der Mitte, einmal am Rand, einmal links und einmal rechts in einer Gruppe: welche Unterschiede ergeben sich durch diese verschiedenen Positionen?

Ethische Grundposition

Da erlebnistherapeutische Konzepte bei Personen aufgrund der zur Anwendung kommenden Methoden grundlegende Wirkungen zeigen können, ist ethische Verantwortlichkeit in diesem Konzept festzuschreiben.
Es stellt sich also nicht nur die Frage „Was ist mit einem erlebnistherapeutischen Konzept machbar?“ sondern auch, „Was ist im Rahmen eines erlebnistherapeutischen Konzeptes verantwortbar?“ In diesem Sinne hat die ethische Diskussion unter anderem folgende Punkte zu umfassen: das Menschenbild und damit die Wertschätzung des Klientel, die Professionalität und Kompetenz, die persönliche Integrität, die Bewusstheit über die Unterschiedlichkeit der Positionen und Funktionen von Therapeutin und Teilnehmerin (Abhängigkeitsverhältnis, sexuelle Abstinenz, etc.), die psychische, soziale und physische Sicherheit der Teilnehmer, das Prinzip der Verschwiegenheit und vieles mehr. (Vgl. z.B. „Ethical Guidelines for the Therapeutic Adventure Professional“, AEE Therapeutic Adventure Professional Group TAPG).

Gesellschaftspolitische Orientierung

Psychotherapie im Allgemeinen und Erlebnistherapie im Besonderen stehen im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen und individuellen Ansprüchen. In einem Gesellschaftssystem, in dem abweichendes Verhalten (scheinbar) zunimmt , Therapie sich mit Sicherheit im Wachstum befindet, ist die scheinbar vordergründige Frage zu stellen, welche gesellschaftspolitische Position eingenommen wird. Etwas schwarz-weiß gemalt bedeutet dies: Wird die/der einzelne in seiner ihrer Abgrenzung gegenüber gesellschaftlichen Ansprüchen unterstützt oder die Gesellschaft in ihrem Anspruch, alle in ihr System zu integrieren. Nicht immer sind diese beiden Pole verträglich. Durch jede Intervention die gesetzt wird, positioniert man sich gesellschaftspolitisch. Egal ob sie auf Integration, Lebensqualität, etc. abzieltkeine Intervention ist apolitisch.

Psychologische Rahmentheorien

Die folgenden Ausführungen skizzieren uns bedeutsame Zugangsrichtungen, sind in der geforderten Kürze aber weder vollständig, noch miteinander stringent in Beziehung gesetzt.

Transaktionale Handlungstheorie

Handlungstheretische Ansätze beschreiben den funktionalen Zusammenhang von Person, Umwelt und Aufgabenstellung, die zu Handlungsabsichten führen, von inneren Vorgängen und äußeren Tätigkeiten, von Erleben und Verhalten. Der Mensch ist in diesem Verständnis seiner Umwelt nicht passiv ausgeliefert, sondern ist ihr aktiver Gestalter, er optimiert seine Umweltbezüge. Er setzt sich Ziele und verfügt zu deren Erreichen über hohe Selbstorganisationskräfte von der „ganz einfachen Bewegung“ die doch nie gleich abläuft bis hin zu seinen komplexen sozialen Verflechtungen. Dennoch können neben den bewußten eine Reihe unbewußter Einflußfaktoren auf menschliches Handeln angenommen werden, die sich auf allen Ebenen der Person (körperlich, e-motional und kognitiv) spiegeln. (vgl. Amesberger 1998) Damit tritt das „Wozu“ und damit die Intentionalität des Handeln (Ziel, Zweck und Sinn) in den Vordergrund, die Ergründung des „Warum“ wird zweitrangig (vgl. Nitsch 1986).

Sozialisations- und entwicklungstheoretische Grundannahmen:

Wir gehen mit dem transaktionalen Konzept der Persönlichkeitsentwicklung auf der Grundlage der handlungstheoretischen Perspektive davon aus, daß sich die Person durch Handeln entwickelt. Es lassen sich folgende Perspektiven präzisieren (vgl. Baur, 1989; Allmer, 1983; Nitsch, 1986): Handeln vermittelt zwischen dem Persönlichkeitssystem und dem Umweltsystem (Person - Umwelttransaktion). Das Persönlichkeitssystem ist in den lebenszeitlichen Entwicklungsprozeß eingebunden, das Umweltsystem in einen kulturhistorischen Entwicklungsprozeß. Im Handeln der Person treffen beide Aspekte in einem konkreten Zeitrahmen aufeinander, wodurch die wechselseitige Beeinflussung entsteht. Die Bewertung aus der Sicht der Person findet im Selbstkonzept ihren Ausdruck. Geht man nun näher auf den Aspekt der Entwicklung ein, so ist zunächst der Begriff zu präzisieren:

Entwicklung wird von uns als eine Sequenz aufeinander bezogener Veränderungen verstanden. Die bisherige Entwicklung wird entweder als sachlogische oder probabilistische (wahrscheinliche) Bedingung für den weiteren Entwicklungsverlauf aufgefaßt. Damit ist nicht gemeint, daß die Bedingungen des Individuums geordnet sein müssen, vielmehr ‘strukturiert’ sich das Individuum transaktional. Die sich so entwickelnde Struktur bewirkt, wie Umweltfaktoren in eigenes Handeln aufgenommen, verarbeitet und im Rahmen der Entwicklung weiter umgesetzt werden.

Das phänomenologische Prinzip: Phänomenologische Erkenntnis basiert auf Wahrnehmung und ist damit an leibliche, das heißt psycho-physische Funktionen gebunden. Phänomene sind nicht als Einzelreize begreifbar. Wir nehmen sie immer schon gegliedert und mit einem gewissen Sinn angereichert wahr. Sie werden somit „gestalthaft“ erfaßt und sind das, was unmittelbar und für die jeweilige Person unbezweifelbar zugänglich ist. Auf diese Weise erfassen wir verbale und nonverbale Lebensäußerungen der KlientInnen und von uns selbst. Wir können die Ordnung, die den Phänomenen inne wohnt erschließen und kommen zu den dahinterliegenden Strukturen, den in ihnen enthaltenen Zukunftsentwürfen und damit zu ihrem Sinn. Die Phänomenologische Methode ist ein bewußtes systematisches Vorgehen zur Durchdringung „einer“ Wirklichkeit. (vgl. Rahm u.a. 1993). In diesem Sinne bedarf es gegenüber der „klassischen“ Phänomenologie der konstruktivistischen Erweiterung:

Das systemisch-konstruktivistische Prinzip

Von einer systemisch-konstruktivistischen Betrachtungsweise aus werden nun selbstverständliche Erklärungsmuster und die Unveränderlichkeit (sozialer) Rahmenbedingungen des Mensch-Seins in Frage gestellt. Erkennen heißt nicht mehr Entdecken von Wahrheiten, sondern das Erfinden von Zusammenhängen und Tatsachen, die im jeweiligen Kontext passend und als sinnvoll erlebt werden. Übereinstimmungen unseres Denkens und unseres Tuns mit “Wahrheiten” und “Richtigkeiten” können nicht außerhalb von uns gefunden werden, „sondern nur in dem, was wir selbst machen“. (Reich 1996, 7)
Weiters wird von kausalen Annahmen abgerückt, der Mensch wird in ein zirkuläres, dynamisches Beziehungsgefüge gestellt. Nicht mehr Personen und ihr scheinbar unabhängiges Handeln stehen im Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern Systeme mit ihren jeweiligen Umwelten, Beziehungsmuster und Relationen. (vgl. Waztlawick/Krieg 1991, Willke 1996, Glasersfeld 1987)

Das psychoanalytische Prinzip

Für die Psychoanalyse zentral ist die Ansicht, daß ihr Heilverfahren durch die Ersetzung und Übersetzung des Unbewußten durch und in Bewußtes wirksam wird. (Freud 1972) Das Medium eines solchen Prozesses ist die Sprache, die Untergründiges und das Bewußtsein Beherrschendes dem Zugriff des bewußten Ich zuführen soll. Andererseits führt Lorenzer (1995) aus, daß das Es wie das Unbewußte insgesamt ein „sprachliches Jenseits“ bilden und alleine das Ich als „eine formgebende, symbolbildende Instanz gelten“ kann, womit jede Form der Verdrängung aber auch Wünsche und Phantasien als Formen der „Desymbolisierung“ zu begreifen sind. (Lorenzer 1995, 70ff.) Konsequent führt er als adäquates Instrument der Psychoanalyse das „szenische Verstehen“ ein, das den Weg zum traumatischen Originalvorfall bahnen soll.

Intervention im erlebnistherapeutischen Kontext

Im folgenden Kapitel wollen wir uns mit bestimmten Interventionsformen im therapeutischen Prozeßverlauf beschäftigen. Die dabei vorgeschlagenen Strukturierungen sollen eine Hilfe im therapeutischen Entscheidungsprozeß darstellen. Was hier allerdings nicht geleistet werden kann, ist eine systematische Differenzierung der möglichen Interventionen je nach klinischem Symptom. In diesem Zusammenhang soll aber auf die in diesem Bereich ständig wachsende Literatur im sport- und bewegungspsychotherapeutischen Bereich verwiesen werden. Aus unserer Sicht findet man hier wertvolle Bereicherungen und Erfahrungen für die erlebnistherapeutische Arbeit (vgl. im Überblick Rieder, Huber & Werle 1996; Rümmele 1990; Nitsch &Seiler 1994, Schlicht 1994 zu Adventure Therapy auch Gass, 1993)
Wie verstehen wir Intervention?

Gehen wir vom Begriff des „Dazwischentretens“ aus, so ist im Sinnen des Watzlawick‘schen Axiom “Wir können nicht nicht kommunizieren“ jede TherapeutInnenäußerung eine Intervention. Dies wäre eine wenig hilfreiche Abgrenzung. Daher werden Intervention als bewußt gesetzte Maßnahme zur Steuerung des Prozesses verstanden.
Natürlich wirken auch die nicht bewußt gesetzten „Interventionen“ (z.B. Körperlichkeit, Kompetenz, eigene Bedeutsamkeiten, …), womit deutlich wird, wie wichtig ein reflexives Interventionsverständnis einerseits und laufende Supervision andererseits sind.

Grundsätzlich wird unter Intervention ein theoriegeleitetes, indikationsbezogenes und absichtsvolles Verhalten von TrainerInnen verstanden, das auf Veränderungen von Systemen (Personen, Gruppen, Teams oder Organisationen) bezogen ist (vgl. Rechtien 1995, Antons 1973, Nitsch 1993 u.a.).
Als weiteres Abgrenzungskriterium soll der Begriff der Manipulation eingeführt werden, der grob gesprochen verdeckte, heimliche „Interventionen“ beschreibt. Im Falle der Manipulation ist es dem/der Therapeuten/in wichtig, daß der Klient oder die Gruppe die Intention der „Intervention“ nicht erkennt. Der/die TherapeutIn übernimmt damit die „Entscheidung“ und „Verantwortung“ für die Ziele der TeilnehmerInnnen (Funktionsvermischung).

Interventionsbereiche und Interventionsrichtungen

Es ist hier nicht möglich, eine durchgängig stringente Systematik von Trainerinterventionen zu erstellen, es werden Interventionen nach zeitlichem Verlauf, nach Systemebene, nach Aufgabenstellung, nach Interventionsform unterschieden.
4.2.1 Erstinformation (Ausschreibung, Vermittlung, …)
Das Bild und die Erwartungshaltung gegenüber einer Therapie werden neben vielen persönlichen Vorannahmen und Einstellungen, wesentlich von der ersten Information geprägt, die die künftigen TeilnehmerInnen erhalten. In diesem Zusammenhang werden unseres Erachtens häufig die individuellen Konstruktionen darüber, was mit dieser Therapie wohl erreicht werden soll, unterschätzt. Dies gilt insbesondere für sehr „mächtige“ Interventionssysteme, als welche erlebnisorientierte Konzepte sicherlich häufig erlebt werden. Durch diese Informationen werden die für die Anfangssituation bedeutsamen Wirklichkeitskonstruktionen mitgestaltet:

Welche Erwartungen dem/der Therapeuten/in gegenüber existieren? Wer ist die/der TherapeutIn für die einzelnen KlientInnen? usw.

Welche Übertragungen bestehen im Bezug auf die Therapieform? Hier stellt sich die Frage, nach der Be-Deutung des Abenteuers, des besonderen Erlebnisses, des ´Draußen-Seins´und anderer Aspekte des erlebnistherapeutischen Settings.

Erstkontakt und Kontraktphase

Als nächster Interventionsbereich ist die bewusste Gestaltung des Erstkontaktes zu sehen.
Vereinbarungen: Rahmen, Ziele, Verbindlichkeiten, …
Vertragsfähigkeit und Vertragsbildung sind wesentliche Elemente einer Therapie. In der Stringenz und Explizitheit können auch Unterschiede zu pädagogischen Konzepten festgemacht werden. Typische Elemente eines Vertrages bilden:
Regeln im Umgang miteinander: Verbindlichkeit von Vereinbarungen, Kommunikationsregeln, …

Sicherheitsregeln

Klarlegung von Funktionen der Trainerinnen und Teilnehmerinnen.
Die aufgestellten Vereinbarungen dienen nicht als Sanktionsmaßnahme sondern als begleitende Unterscheidungsmöglichkeiten und Orientierungshilfen im Arbeitsprozess.

Der Prozessbezug von Interventionen
Prozess einer einzelnen Person
Prozess der Gruppe: Hier können die unterschiedlichen Gruppenmodelle nützlich sein, der Fokus ist auf die Entwicklung der Gruppe gerichtet,)

Gruppenbezogene Interventionen

Innerhalb der Gruppe laufen Prozesse auf drei Ebenen ab:
Auf der interpersonellen Ebene: Arbeit mit Beziehungen und Beziehungsmustern, was dem einzelnen wiederum Basis für die Auseinandersetzung mit sich selbst, seinem Tun und Lassen im Gruppenkontext bietet
Der intrapersonellen Ebene: Arbeit mit den Erlebnissen der TeilnehmerInnen (Gruppe hat Sharing-Funktion)
Gruppenprozessebene (siehe unten)

Der Leiter hat zu entscheiden, auf welcher Ebene die Intervention stattfindet: Er/Sie kann als Therapeutin für den Einzelnen fungieren, als Moderatorin interpersonaler Prozesse oder als Berater in der Gruppe (systemischen Struktur).
Kriterien für die Entscheidung sind: In welcher Phase befindet sich die Gruppe? Welche Ziele wurden vereinbart (Auftrag)? Wie belastbar sind einzelne Personen bzw. die Gruppe? Welche Ressourcen haben die Gruppe und die Trainerin?
Gruppenphasen: Ein Schema, das für das Verständnis erlebnisorientierter Gruppenprozesses besonders hilfreich sein kann, stammt von Schutz (1966). Er unterscheidet drei Kategorien von Bedürfnissen, die dazu tendieren in hierarchischer Reihenfolge aufzutreten:

Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit. In dieser Phase stellen sich die Gruppenmitglieder zum Beispiel die Fragen: Wie soll ich mich darstellen? Kann ich hier so sein, wie ich bin, um dazuzugehören? Was kann ich über mich selbst preisgeben? (vgl. Ronall & Feder 1983) Im Erlebnistherapiekonzepten gilt es in dieser Phase vor allem darauf zu achten, die Gruppenmitglieder nicht zu überfordern und das Arbeitstempo langsam genug zu halten, damit nicht Rückzug forciert wird.
Eine zweite Fragerichtung bezieht sich auf die anderen. Ist hier jemand, der mir ähnlich ist? Was werden die anderen von mir denken? Erlebnistherapeutische Konzepte sollten in dieser Phase beachten, nicht Tätigkeiten zu forcieren, die Kompetenzen einzelner stark hervorheben, gemeinsames Erleben, gemeinsames Planen und Tun für Aufgaben, die für möglichst alle annehmbar und herausfordernd sind - stehen im Vordergrund.

Weitere Fragen betreffen Leitung und Prozess: Was werden wir machen? Wie werde ich behandelt und beurteilt? Welche Regeln gelten hier? Zusammenfassend geht es in dieser Phase darum, „… ein Klima des Vertrauens zu schaffen, das die Teilnehmer ermutigt, gewisse Risiken einzugehen und Verbindungen zu den inneren Erlebnissen der einzelnen, den Vorgängen zwischen den Gruppenmitgliedern und in der Gruppe als Ganzes herzustellen“. ( Ronall & Feder 1983, 37) Hier sollte man beachten, daß in erlebnistherapeutischen Konzepten stets „Doppelforderungen“ (Therapie und Aktion, Erlebnis, …) auf die Teilnehmerinnen zukommen. Zum Problem von Therapie in nicht geschützten Rahmen vgl. Amesberger 1994, 1996.
Das Bedürfnis nach Autonomie: In dieser Phase geht es um Einfluss und Unabhängigkeit, Autorität und Kontrolle. Aus den Verhaltensweisen der Teilnehmer und der Leitung werden Normen abgeleitet. Normen können als ungetestete Annahmen der Gruppenmitglieder verstanden werden, hinsichtlich dessen, was akzeptabel ist oder nicht. Normen können als sehr sensibles und teilweise sicher noch zu wenig hinterfragtes Thema im Outdoor-Bereich gesehen werden und verdienen daher besonders im therapeutischen Kontext Aufmerksamkeit im Hinblick auf deren lenkende/beeinflussende Funktion. Diese Normen gilt es daher als Leiter in der Gruppe anzusprechen, um eine bewußte Entscheidung für oder gegen bestimmte Normen möglich zu machen (dies ist ein Beispiel für die Abgrenzung zu Manipulation). Ein weiteres Thema dieser Phase ist der Umgang mit Konflikten und die Frage, auf welcher Ebene diese ausgetragen werden. Beispielsweise: Arbeitet der Therapeut im Konfliktfall mit dem regressiven Anteil des Themas (z.B. Vater) oder mit dem Autoritätskonflikt in der Gruppe. Eine Aufmerksamkeitsrichtung dieser Phase sind durch Teilnehmer übernommene Aufgaben in der Gruppe: Es ist in einer Gruppe notwendig, dass Aufgaben übernommen werden, um den Erlebniszyklus des Gewahrwerdens, Mobilisierung von Energie, Kontakt, Rückzug und Abschluss als Gruppe durchleben zu können. Von Gruppenmitgliedern übernommene Aufgaben spiegeln deren Rollen in der Gruppe. Es ist eine Funktion des/der Gruppenleiters/in hier aufmerksam zu machen, was von den jeweiligen Teilnehmer übernommen wird, sowie Aufgabenstellungen auf einseitige Rollenmöglichkeiten zu hinterfragen.
Das Bedürfnis nach Anschluss und Zugehörigkeit. Die Durcharbeitung der mit Einfluss, Macht und Autorität verbundenen Konflikte, die die zweite Phase kennzeichnen und das Durchleben dieser Erfahrung geben den nötigen Rückhalt nun auf intra- und interpersoneller Ebene hohe Risiken einzugehen. Die Funktion des/der Leiters/in ist in dieser Phase eine beratende. 

Naturbezogene Interventionen