Erstellung von Gutachten

Fach Fach

Klasse 13

Autor Traumfängerin

Veröffentlicht am 03.03.2018

Schlagwörter

Psychologie

Zusammenfassung

Erstellung von Gerichtsgutachten, Arten von Gutachten, Definitionen, viele Praxisbeispiele, Diagnosekriterien, Diagnosemanuale, Gutachter -Tätigkeit wird genau dargestellt, was muss man tun, was muss beachtet werden

Gerichtsgutachten: Gericht kann GA nicht zureichend genau erstellen

Privatgutachten: erstellt auf Initiative einer Privatperson, oft bei Zivilprozessen, vor Gericht wiegen Privat-GA aber nicht ganz so viel wie Gerichts-GA. Weil: Man kann ja so lange GA erstellen lassen, bis man das hat, was einem zusagt.

Parteingutachten: Sonderfall des Privat-GA, von den vor Gericht streitenden Partein verlangt.

Obergutachten: Vor Gericht: Zwei sich widersprechende GA liegen vor. Richter kann prinzipiell frei entscheiden, welchem GA er Glauben schenkt. Trotzdem wird Richter im Allgemeinen ein Ober-GA = 3. GA einholen, damit er weiß, welchem GA er glaubt. Dieses Ober-GA wird meist erstellt von Uni-Profs, … - also den besten Leuten dieses Fachs, es gibt aber keine festen Regeln was das betrifft.

Auftraggeber muss nicht immer das Gericht sein. Ebenso BH, Bundesstaatspolizei und andere Verwaltungsbehörden, wo GA als Teil der amtsärztlichen Untersuchung erstellt werden ( als Zusatzbefund). Auch bei Waffenbesitz ist GA erfordert (Vertrauen, Risikobereitschaft, Verlässlichkeit). Ebenso bei Pflegschaftsfällen (Kinder, Jugendliche) vom Jugendamt aus, etc.

Gutachter: Sachverständiger, der beauftragt wird, ein GA zu erstellen.
Sachverständiger: ist man auf Dauer, auch wenn man gerade kein GA erstellt. Dauerzustand.

GA werden schriftlich erstellt, können vor Gericht aber mündlich vorgetragen werden.

Besondere Sachkunde:
es geht um Berufserfahrung, bei Akademikern: 5 Jahre, bei nicht Akademikern: 10 Jahre. Man braucht Berufserfahrung in einem Teilgebiet der Psychologie (Sucht, Verkehrspsychologie,….) & man hat Prüfung vor Gericht, vor anderen Sachverständigen auf diesem Gebiet. Damit man lernt, sein GA zu rechtfertigen, auf alles zu achten. Man braucht überdurchschnittliche Erfahrungen und Kenntnisse auf dem Gebiet, auf dem man arbeiten will. Klarer, schriftlicher Ausdruck, verständlich, deutlich.

Besondere Sachkunde im Einzelfall:
Fühlt man sich kompetent genug, um den vorgelegten Fall zu bearbeiten? Z.B.: Psychotherapeut fragt sich, ob er mit Kindern arbeiten kann
Prinzipiell MUSS man den Auftrag für ein GA annehmen, kann nicht ohne Grund wahllos ablehnen. Wenn man allerdings keine Erfahrung hat auf dem Gebiet, sollte man besser ablehnen und einen guten Ersatz vorschlagen. Eigene Grenzen kennen und dazu stehen.

GA orientieren sich immer am neuesten Stand der Wissenschaft. In der Diagnostik bedeutet das: keine alten Tests verwenden, immer weiterbilden .
Fehler bei der Einzelfallbetrachtung wirken sich ja viel schwerer aus, weil in der Gruppe findet ein Fehlerausgleich statt, das ist bei einer Einzelperson nicht gegeben. Das bedeutet, die Reliabilität ist sehr viel wichtiger!
Keine umstrittenen Verfahren wenden, nur solche, die in der Forschung bereits etabliert sind und anerkannt werden. Keine Experimente, keine manipulativen Dinge wie etwa Hypnose.

Sachverständiger kann abgesetzt werden, wenn er die Voraussetzungen doch nicht erfüllt.
Dabei sind grundloses Weigern oder zu langes Bearbeiten nicht strafbar. Hingegen strafbar sind folgende Dinge:

Befangenheit: GA muss vom SV abgelehnt werden, wenn Befangenheit besteht. Kann auch bei Dingen der Fall sein (Z.b. muss ich Auto begutachten, das ich später selbst kaufen möchte, eigen Familie, wenn man mit jemanden schon in anderem Kontext in Kontakt gewesen ist,…) Teilweise vom Gesetz aus geregelt, so z.B. in der Verkehrspsychologie.
Verletzung des Berufsgeheimnisses: Freiheitsstrafe bis zu 6 Monaten bei Verletzung der Schweigepflicht. Bei zusätzlichem finanziellen Gewinn, Geschenkannahme (auch, wenn es das GA nicht beeinflusst!!), Bestechung drohen bis zu 3 Jahren Haft!

Man muss SV-Eid leisten, dass man keine Tatsachen verschweigt. SV muss unabhängig sein, darf sich nicht beeinflussen lassen.

Im GA streng zu trennen sind

Objektiv feststehende Tatsachen: Rohwerte im Test, Normwert => messbar, selbst beobachtet
Dinge, die man nicht selbst messen kann: Der Proband gibt an, dass……

Im GA wird die vorherrschende wissenschaftliche Meinung vertreten. Interpretionen, eigene Annahmen können zwar vorkommen, müssen aber als solche kenntlich gemacht werden. Nicht verboten, aber sinnvoll ?

GA wird dann einer Endkontrolle unterzogen, daran sind mehrere Personen beteiligt. Argumentation noch mal prüfen, in gegnerische Position versetzen, wo könnte eingehakt werden, versuchen Schwachstellen zu verbessern - alles ausreichend und logisch begründet?, Handelt es sich um Tatsachen oder eher um Vermutungen? Glaubhafte Schlussfolgerungen? Neutral?

Unterschied GA - Befund:

GA: Zur GA- Erstellung ist eine konkrete Fragestellung gegeben, z.B.: “War Person X am Tag Y arbeitsfähig?” Diese Fragestellung wird dann im GA dargelegt, geschrieben, vom wem der Auftrag gekommen ist (“Ich wurde von A dazu beauftragt zu überprüfen, ob Person X am Tag Y arbeitsfähig war.”)

Befund: man hat den Auftrag, zu testen, aber ohne ein konkretes Ziel.

Formale Anforderungen - 5 Abschnitte des GA

Formales (wer erstellt GA -Praxis, Daten des Probanden)
WH des Auftrags, Fragestellung
Sachverhalt, Vorgeschichte schildern: was ist passiert
Eigene Untersuchung beschreiben: wann, wo , womit, wie lange, Testverfahren, Datum, Uhrzeit (wenn sehr früh/ spät: Gründe dafür) ; dann Ergebnisse der Untersuchung = Befund
Fragen beantworten: Aufgrund der dargestellten Ergebnisse komme ich zu dem Schluss, dass….

GA muss nicht zwingend Tests beinhalten. Psychologie hat viel mehr Möglichkeiten als immer nur wild drauf los zu testen.

Beispielgutachten

Asylbewerber stellt Antrag, wird abgelehnt. Gesetz besagt, wenn jemand an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTB) leidet, darf er nicht abgewiesen werden. Nun soll anhand eines GA geprüft werden, ob bei dem Asylbewerber solch eine PTB vorliegt.
Es muss eindeutig zu beantworten sein: PTB ja oder nein.
Das ist mit psychologischen Tests aber nicht möglich. Beim Test hat an einen Rohwert, Mittelwert ist 50, ab 60 ist man überdurchschnittlich, ab 70 ist man auffällig. Man kann dann Vergleiche anstellen mit der Gesamtpopulation, man kann Ränge vergeben. Mittels Test kann aber keine Zuordnung getroffen werden PTB ja oder nein.

Man braucht also ein anderes Instrument:

DIAGNOSEMANUALE

Aus Medizin, es werden Etiketten vergeben, keine Ränge. Zuordnung ja/ nein daher möglich. ICD 10 / DSM IV.
DSM IV
Störungen genau bestimmt, was muss erfüllt sein, um eine Diagnose stellen zu können. Genau bestimmt, was, wie, wie oft, wann auftreten muss. Mit Verweisen auf ICD 10 Diagnose. Sehr benutzerfreundlich.

ICD 10
Ist eher medizinisch, das 5. Kapitel beinhaltet die psychischen Störungen. Von WHO herausgegeben. Ist im medizinischen Bereich besser anzuwenden, weil ja nicht alles immer eine psychische Störung sein muss.

Diagnose ist wichtig für

Therapieentscheidung, Therapieerfolg, Therapierichtung
Meta- Analysen / Outcomeberichte
Kriterien zur Zuweisung
Wissenschaftlicher Austausch

Es musste Einheitlichkeit geschaffen werden zur Erstellen der Diagnose. Daher beschloss die APA (American Pyschiatric Association), dass man die Ätiologie weglassen muss, um jene Einigkeit zu erlagen.
Entstehungsgründe werden weggelassen, weil es da viele verschiedene Ansichten gibt, je nach Schule und Therapierichtung.
Reine Deskription, keine Erklärungen. Das war revolutionär, weil sonst immer die Entstehungsgründe einer Störung in der Psychologie sehr wichtig waren.
Nur Annahmen über Ätiologie / Pathogenese, wenn 100% klar. Z.B.: Entzugserscheinungen bei Drogenkonsum, Halluzinationen bei hohem Fieber, weiße Mäuse nach Alkohol.

Therapeutisches Ansprechen: Ansprechen / Wirkung der Medikamente

Diagnosemanuale erhöhen die Objektivität und Reliabilität weil man genaue Kriterien gegeben hat, die erfüllt sein müssen.
Auf Entstehungsgeschichte und Neurosemodelle wird verzichtet, nur wenn’s 100% klar gegeben ist, wieso etwas zustande gekommen ist.

DSM IV : Multiaxiale Diagnostik

Klinische Störungen: klassische psychische Störungen
Persönlichkeitsstörungen/ geistige Behinderung: Abweichungen vom Normverhalten, eher von Umwelt als vom Betroffenen wahrgenommen, keine Krankheit, abweichende Persönlichkeitsmerkmale
Medizinische Krankheitsfaktoren: nur wenn in Zusammenhang mit (1)
Umgebungsbedingte/ psychosoziale Faktoren
Globales Funktionsniveau (GAF)

BEISPIELGUTACHTEN
4 Testsitzungen waren erforderlich:

medizinischen Amnasmnese
diagnostisches Kurzinterview bei psychischen Störungen: ist eine Möglichkeit, Diagnosen nach DSM IV Diagnosen in srukturierter Form zu erstellen.
MMPI: sehr umfangreich (ca. 500 Fragen), recht umstritten aber beliebt
Depressionsskala nach Zeissen,bekommen wir in der LV
Rorschach Test (Projektiver Test), bestimmte Interpretationsregeln
Leistungsprüfung nach Horn, Intelligenztest, haben wir bekommen in der LV
Aufmerksamkeits-Belastungstest d2, führen wir im Tutorium durch
Farbe-Wort-Interferenztest, Testtheorie - Farbe sagen, nicht das Wort
Diagnotikum für Cerebralschädigung
Lern- und Gedächtnistest: kognitive Leitsungsfähigkeit wird unterucht

1-5….. zur Abklärung der depressiven Stimmunglage
7-10…. dienen dem Feststellen von Leistungsabfall durch biologische Ursachen

Cerebralschädigungsiagnostikum, weil sie hohen Tranquilizer- Konsum angibt - Abbau ähnlich wie bei Alkohol möglich (neben starker Abhängigkeit).

Erschöpfungsdepression, Fehlgeburt, Geburt eines Kindes,
fühlt sich übermüdet, latent suizidal, erschöpft, überfordert mit Schwangerschaft,….