Handlungsorientierter Unterricht

Fach Fach

Klasse 12

Autor teststef791

Veröffentlicht am 21.02.2018

Schlagwörter

Unterricht handlungsorientiert

Zusammenfassung

Die Handlungsformen definieren sich daraus, wie aktiv der Lehrer bzw. der Schüler an der Erarbeitung der Unterrichtsziele beteiligt ist. Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver Unterricht.

Handlungsorientierter Unterricht

  1. Vorüberlegungen

Die Handlungsformen definieren sich daraus, wie aktiv der Lehrer bzw. der Schüler an der Erarbeitung der Unterrichtsziele beteiligt ist. Dabei kann der Schüler auf der einen Seite seines Handlungsspektrums die Rolle des Zuhörers einnehmen, auf der anderen Seite aber auch Unterrichtsinhalte selbstständig und eigenverantwortlich, möglichst im konkreten Umgang mit dem Unterrichtsinhalt, erarbeiten. Der Lehrer kann die Rolle des Vortragenden bis hin zum Konstrukteur und Vorbereiter von Lernarrangements einnehmen, die er beratend begleitet und die von den Schülern selbstständig genutzt werden.
Die gewählten Handlungsformen im Unterricht sind dabei sowohl von den Schülern der Klasse, als auch von den speziellen Inhalten der Unterrichtsstunde abhängig. Dem Lehrer kommt dabei die Aufgabe zu, diejenige Handlungsform zu wählen, die es der speziellen Klasse erlaubt, die gesetzten Ziele bestmöglich zu erreichen. Dazu muss er, aus seinem pädagogischen Wissen und den Erfahrungen mit der Klasse heraus, deren Handlungskompetenzen einschätzen, mit den von den Inhalten gebotenen Möglichkeiten abstimmen und in seine Planungen mit einbeziehen. Dabei kann auch die Entwicklung von Handlungskompetenz als Unterrichtsziel gesehen werden.
„Wer Handlungsfähigkeit will, muss handeln lassen! Oder: Wer Selbstständigkeit will, muss Selbstständigkeit gewähren!“

  1. Der handlungsorientierte Unterricht

„Handlungsorientierter Unterricht ist ein ganzheitlicher und schüleraktiver Unterricht, in dem die zwischen dem Lehrer und den Schülern vereinbarten Handlungsprodukte die Gestaltung des Unterrichtsprozesses leiten, sodass Kopf- und Handarbeit der Schüler in ein ausgewogenes Verhältnis zueinander gebracht werden können.“
Im handlungsorientierten Unterricht wird der Begriff Handeln als bestimmte, politisch und pädagogisch gewünschte und verantwortbare Praxis unterrichtlichen Handelns verstanden, abgrenzend zu einer offeneren Definition von Handeln, als jedes bewusst gesteuerte und zielgerichtete Tun.
Zur Legitimation der Handlungsorientierung dienen entwicklungstheoretische und lerntheoretische Modelle.
Jean Piaget weist in seinem Modell der Entwicklungstheorie auf die Bedeutung des eigenen Handelns von Kindern und Jugendlichen hin. Das Handeln im Umgang mit der sie umgebenden Welt ist dabei die Vorraussetzung für die Entwicklung des Einzelnen.
Bruners Lerntheorie beruht auf seinem entwicklungspsychologischen Modell. Dabei werden die enaktive, die ikonische und die symbolische Repräsentation schrittweise aufgebaut. Die Repräsentationen werden nicht voneinander ersetzt, sondern ergänzen sich und können genutzt werden. Daraus folgt die Empfehlung, dass Unterricht verschiedene Sinneskanäle der Wahrnehmung gezielt ansprechen soll, um nicht nur ikonische und symbolische, sondern auch den Aufbau enaktiver (handlungsbezogener) Repräsentationen zu fördern.

Handlungsorientierter Unterricht kann durch verschiedene Merkmale beschrieben werden.
Zum einen versucht er, die Ausgangspunkte der Unterrichtsarbeit aus dem Feld der Interessen und Erfahrungen der Schüler zu wählen. Dabei gibt er dem Schüler die Möglichkeit, durch aktiven Umgang mit den Themen und Problemen in den Aufgabenstellungen seine eigenen Interessen zu entwickeln. Die Trennung von Schule und Leben kann ein Stück weit aufgehoben werden, indem er seine Erfahrungen in den Unterricht einbringt, um diese möglicherweise kritisch, in neuen Zusammenhängen zu betrachten. Dabei sind die Lerngegenstände konkret-handgreiflich vorhanden, und regen zur Auseinandersetzung an.
Ein weiteres Merkmal ist die Selbsttätigkeit der Schüler. Diese sollen im Unterricht möglichst viel selbst ausprobieren, entdecken, planen und eventuell auch wieder verwerfen, um daraus ihre Schlüsse zu ziehen. Die Selbsttätigkeit ist dabei auf die Entwicklung von Selbstständigkeit ausgerichtet. Die Schüler sollen nicht nur in für sie eventuell angenehme Weise beschäftigt werden, sie sollen dabei auch zu selbstständigem Arbeiten motiviert und angeleitet werden.
Im handlungsorientierten Unterricht wird versucht Hand- und Kopfarbeit in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Hierbei werden alle mit oder durch den Körper ausgeführten, materiellen Handlungen als Handarbeit und alle geistigen Handlungen als Kopfarbeit definiert. Dabei kritisiert das Konzept die gängige Überordnung der Kopfarbeit über die Handarbeit. Kopfarbeit wird noch immer als prinzipiell anspruchsvoller, wichtiger und komplizierter verstanden als Handarbeit. Hier wird nun der Einfluss der Kopf- und Handarbeit als dynamische Wechselwirkung verstanden, die den Lernprozess beeinflusst. Dabei wird der Handarbeit im Unterricht eine wichtige Rolle zugeteilt, die in Abhängigkeit von den konkreten Unterrichtsinhalten steht, um einen optimalen Lernprozess anzuregen.
Im Konzept des handlungsorientierten Unterrichts arbeiten die Schüler in einem solidarischen Handeln miteinander. Aus dem Verständigungsprozess innerhalb der Gruppe auf der einen Seite und dem zielgerichteten Arbeiten mit den Handlungsaufgaben auf der anderen Seite, entsteht eine am gemeinsamen Nutzen orientierte Handlungsform. Die Schüler koordinieren ihre Tätigkeiten und diskutieren optimale Lösungen. Das Handeln wird nicht mehr vom persönlichen Nutzen geleitet, sondern von den gemeinsamen Zielsetzungen.
Auch die im Unterricht erarbeiteten Handlungsprodukte spielen eine wichtige Rolle. Durch diese Produkte, die beispielsweise durch Ausschneiden, Zeichnen, Falten und Basteln entstanden sind, können die Schüler sich identifizieren und ihre eigenen Leistungen selbstständig Auswerten.

Der handlungsorientierte Unterricht muss jedoch auch kritisch betrachtet werden.
Durch die hohe Eigenaktivität wird der Unterrichtsbetrieb lebendiger und unruhiger. Hierbei muss der Lehrer, bei Bedarf, regulierend auf die Klasse einwirken, um ein Arbeitsumfeld zu schaffen, indem alle optimal ihre Leistungen erbringen können.
Auch der höhere Planungs- und Organisationsaufwand für die Lehrer muss erwähnt werden. So benötigt er bei diesem Unterrichtskonzept mehr Vor- und Nachbereitungszeit als bei herkömmlichem Unterricht.