Problempatienten in der Psychotherapie - ausgewählte Beispiele

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Klasse 11

Autor Traumfängerin

Veröffentlicht am 02.03.2018

Schlagwörter

Therapie

Zusammenfassung

Probempatienten in der PSychotherapie - welche Arten davon gibt es, wie wirken sie auf die Gruppe, wie kommt die Dynamik zu stande, wie geht der Therapeut gut damit um, was ist zu bedenken, was zu vermeiden.

Der langweilige Patient

Kaum ein Patient kommt in die Gruppe, weil er sich als langweilig bezeichnen würde. Trotz allem sind die Merkmale vielen bekannt: an weiß keine Gesprächsthemen auf Parties, wird seltener eingeladen, ist mehr alleine oder sie sind gehemmt mit Sozialkontakten. Auch wenn der Patient dieses Problem nicht explizit nennt, muss es ernst genommen werden.
In der Therapie ist der langweilige Patient oft gehemmt, schüchtern, nicht risikofreudig und handelt kaum spontan. Konflikte, möchte nicht auffallen in den Sitzungen. Er sagt und tut, was von der Gesellschaft verlangt wird, denkt gründlich nach, bevor er sich zu einem Thema äußert und passt seine Meinung oftmals an seinen Gesprächspartner an. All diese Verhaltensweisen zeigen sich auch in den Gruppensitzungen.

Soziale Verhaltensweisen der langweiligen Patienten sind recht unterschiedlich. Einige suchen ständig Hilfe, andere halten sich beispielsweise lieber im Hintergrund und reden kaum, wenn man sie nicht persönlich anspricht.
All das passiert aus der Angst heraus, Menschen zu verlieren, darum vermeiden diese Patienten jegliche Auseinandersetzung , verwechseln oftmals Selbstbewusstsein mit Aggression und haben große Furcht davor, abgelehnt zu werden. Sie weigern sich daher, ein Wesen mit differenzierten Interessen und eigenen Wünschen zu werden, sie weigern sich, erwachsen zu werden.
Andere Gruppenmitglieder tolerieren den langweiligen Patienten meistens länger und kommen besser mit ihm zurecht als einen anderen sogenannten Problempatienten. Daher hat man als Therapeut mehr Zeit, Veränderungen zu bewirken. Man sollte dem Patienten zu mehr Kreativität und Spontaneität verhelfen, aber nicht zu Taten drängen, zu denen sie - noch - nicht bereit sind.

Gewarnt wird vor humorvoller Methode im Umgang mit dem Patienten, da der Unterschied zwischen Sarkasmus und Demütigung ein sehr geringer ist.

Der psychotische Patient

Es wird hier von dem Fall ausgegangen, dass ein Patient während der Therapie eine Psychose entwickelt. Denn aus verschiedensten Gründen sollte ein erkennbarer psychotischer Patient ausgeschlossen werden bei der Auswahl der Aufnahme in eine ambulante interaktionelle Therapie in der Gruppe. Trotzdem kann es passieren, dass eine Psychose entwickelt wird. Dabei ist zu unterscheiden, wann diese auftritt, ob sie in einem frühen oder späteren Stadium der Gruppe erkennbar wird. Daran unterscheiden sich die jeweiligen Ansätze des Therapeuten, sinnvoll und wirksam einzugreifen, sodass die gesamte Gruppe so wenig wie möglich unter dem Patienten leidet.

Die frühen Phase der Gruppe

In den meisten Fällen leiden sowohl die anderen Patienten als auch der Therapeut darunter, wenn ein psychotisches Gruppenmitglied an den Sitzungen teilnimmt. Die Gruppe wird in ihrer Entwicklung gehemmt und ihr Zustand meist wesentlich schlechter als davor. Das Vertrauen in den jeweiligen Therapeuten kann stark erschüttert werden, es treten Zweifel auf und in vielen Fällen kommt es auch zu einem frühzeitigen Abbruch der Therapie.
Gründe dafür wären zum Beispiel die Verletzlichkeit und Unsicherheit einer noch jungen Gruppe. Sie ist noch leicht zu beeinflussen und Normen entwickeln sich noch langsam. Doch die Werte, die sich in dieser Anfangszeit entwickeln, etablieren sich, sind meist die beständigsten und gelten am längsten.
Draus ergibt sich die logische Schlussfolgerungen, dass jedes störende Ereignis, das anfangs zu viel Zeit für sch beansprucht, wertvolle Energie von den wirklich wichtigen Aufgaben abzieht und somit den Entwicklungsprozess der jungen Gruppe behindern kann.

Psychotische Patienten verhalten sich meist bizarr, irreal und unangemessen. So bekommen sich Weinanfälle oder brechen in lautes Lachen aus, wenn auch kein Grund dazu gegeben ist. Der weiteren zeigt der Betroffene unzuverlässiges, unberechenbares und zum Teil sogar beleidigendes Verhalten seiner Umwelt gegenüber.

Das Verhalten führt wiederum dazu, dass die übrigen Gruppenmitglieder sich unbehaglich fühlen und teilweise auch mit Schuldgefühlen kämpfen, weil sie betreffenden psychotischen Patienten am liebsten aus der Gruppe ausschließen würden. Außerdem können Gefühle wie Verärgerung, Wut und Verwirrung aufkommen. Im Anschluss finden die Patienten sich meist mit ihrem Ohnmachtsgefühl aus und stehen der Therapie nicht mehr positiv gegenüber.
All das hat führt in den meisten Fällen zu trägen, oberflächlichen Sitzungen, die auch im weiteren Verlauf nicht wieder auf eine vertraute Ebene zurück gebracht werden können.

Bleibt der psychotische Patient in der Gruppe, wird er oft wie ein zerbrechlicher Gegenstand behandelt, weil die anderen Mitglieder nicht wissen, wie sie mit ihm umgehen sollen. Verlässt er die Gruppe, kann bei einem etwaigen Zurückkommen, sind die Reaktionen der anderen Gruppenteilnehmer sehr vielfältig, manche wissen nicht, wie sie reagieren sollen, andere haben Schuldgefühle, weil sie am liebsten hätten, dass er nicht wieder kommt und wiederum andere stehen der Wiedereinführung ablehnend gegenüber, was in sehr vorsichtiger Interaktion zum Ausdruck gebracht wird.

Spätes Stadium der Gruppe

Wird eine Psychose in einem späteren Stadium erkennbar, geht die Gruppe meist toleranter damit um, besonders wenn der Betroffene davor eine angesehene Position inne hatte.

Da die anderen Mitglieder den Betroffenen bereits als kommunikativen, aktiven Teilnehmer kennen, fällt es ihnen leichter, mit der Veränderung umzugehen. Sie können sich in den Patienten besser hineindenken. Sie finden die neue Situation zwar ungewohnt aber dennoch nicht so bedrohlich wie wenn es sich um eine jüngere Gruppe handeln würde.
Die Sorge der Gruppe gilt dem psychotischen Patienten, sie versuchen ihm durch Gespräche überwichtige Ereignisse zu helfen und eigene Erfahrungen und Erlebnisse mit einbringen, um ein wenig Hilfestellung zu geben.

Daran erkennt man, dass das bevorzugte Vorgehen einiger Therapeuten eher “antitherapeutisch” ist: Sie neigen dazu, sich in eine Zweierbeziehung zurückzuziehen und nach diesem Weg zu intervenieren. Das bedeutet, die Gruppe wird von der Lösung und dem Arbeiten mit dem psychotischen Menschen ausgeschlossen. Das kann allerdings dazu führen, dass die Gruppe verwirrt und irritiert reagiert, außerdem wird sie infantilisiert. Es gibt Situationen, in denen es besser ist, zu schweigen und die Gruppe handeln zu lassen.

Es ist also nichts dagegen einzuwenden, wenn die Gruppenmitglieder sich zu der obengenannten Handlungsweise entschließt. Der Therapeut muss dabei lernen, dass er nicht immer seine Ratschläge einbringen sollte. Jeder Erfolg steigert einerseits die Gruppenkohäsion und gibt andrerseits dem Selbstwertgefühl jedes einzelnen Teilnehmers einen Aufschub.
Wichtig ist, dass eventuell entstehende Ängste bei den Gruppenmitgliedern in der Sitzung zum Thema gemacht und bearbeitet werden, da das sonst negative Auswirkungen haben kann.

Handelt es sich allerdings bei dem Betroffenen um eine bipolare Affektstörung, ist eine pharmakologische Behandlung unumgänglich und man sollte es nicht unterstützen, dass die Gruppe so viel Zeit und Energie auf etwas verwendet, das von Beginn an kaum Chancen auf Erfolg hat. Dies abzuwägen, ist eine verantwortungsvolle Aufgabe des jeweiligen Therapeuten.