Kinder mit Behinderung im Schulsport

Fach Fach

Klasse 13

Autor Traumfängerin

Veröffentlicht am 02.03.2018

Schlagwörter

Behinderung Inklusion

Zusammenfassung

Kinder mit Beeinträchtigung im Schulsport - was ist sinnvoll, was muss man beachten, wie funktioniert Inklusion in einen geregelten Unterricht ohne Benachteiligungen der Betroffenen und ein achtsames Umgehen miteinander

Schüler mit Behinderung

Behinderung wird als “Beeinträchtigung der funktionalen Gesundheit” verstanden.
Sie kann sich in einer Beeinträchtigung
-von Funktionen und Strukturen des menschlichen Organismus,
-von Tätigkeiten aller Art einer Person und
-von der Teilhabe an Lebensbereichen ausdrücken.

Inklusion und Teilhabe

In der internationalen Diskussion Paradigmenwechsel von der Einfügung in das soziale Ganze (Integration) zur Veränderung des sozialen Ganzen selbst (Inklusion). Zweifel am “paternalistischen Servicemodell” (Versorgung und Betreuung anormaler Mitglieder der Gesellschaft) aus unterschiedlichen Richtungen:
-fatale Auswirkungen von totalen Institutionen (Soziologie)
-erlernte Hilflosigkeit (Psychologie)
-Forderung nach Mündigkeit und Autonomie (Sonderpädagogik)
Hinzukommt das “Empowerment”, die Selbstbemächtigung der Betroffenen selbst.

Forderung nach der Abschaffung der Sonderpädagogik zugunsten einer “Pädagogik der Vielfalt”. Paradigmenwechsel von der Betreuung zur Autonomie.

In der Praxis könnte das zum Beispiel durch “koexistente Lernsituationen”, d.h. gleicher Lernort aber Unterricht in getrennten Schulformen und Gruppen, umgesetzt werden.

Perspektiven einer Sportpädagogik der Vielfalt

Als Königsweg kann die “innere Differenzierung”, d.h. jedem Kind die ihm angemessene Zeit lassen, nicht auf Gleichschritt drängen, pädagogische Geduld aufbringen,… gesehen werden. Die Vielfalt in den motorischen Leistungen sollte dabei unter dem Gesichtspunkt des Werts und nicht des Defekts betrachtet werden. Nicht sportliche Leistungsziele, sondern die optimale Entwicklung rücken in den Mittelpunkt der Bemühungen.

Der erste Schritt zur Verwirklichung dieser neuen Bildungsaufgabe liegt bei der Ver-mittlung solcher Bildungskonzepte in der Lehrerausbildung. Eine weiter Konsequenz wäre eine Reprofessionalisierung der Lehrkräfte durch Fortbildungsangebote und Supervision. Auch die Einführung von “Peer-Tutorings”, einer Art Patenschaftssystem zwischen SchülerInnen, wäre wünschenswert.

Solch eine Sportpädagogik der Vielfalt hängt natürlich auch stark mit der Veränderung von administrativen und finanziellen Rahmenbedingungen zusammen.

Mit den Unterschieden spielen - Sportunterricht mit heterogenen Gruppen

Problem: Attraktion durch Homogenisierung

Die Reduktion von Unterschieden scheint Probleme zu verringern und attraktives Spielen und Sporttreiben gar erst zuzulassen. Mit seinesgleichen scheint es offensichtlich mehr Spaß zu machen zu üben, zu spielen und wettzukämpfen. Schlechte Voraussetzungen also für die Inklusion von Behinderten und Nichtbehinderten.

Heterogenität als Chance

Sport ist von seiner Idee und Struktur her historisch nicht für das Bewegen in heterogenen Gruppen gemacht und muss daher dementsprechend variiert werde.

Grundsätze heterogenen Sporttreibens:
-
Unterschiedlichkeit thematisieren und in Balance bringen
-veränderte Sportidee, andere Regeln und angepasste Sportgeräte
-Unterschiedlichkeit ist zentrales Attraktivitätsmoment
-tragendes Element ist die Bewegungserziehung, die im Bewegungsdialog ihre intensivste Ausprägung erfährt
-Entwicklungsförderung durch Bewegung und Erziehung zu Spiel und Sport widersprechen sich nicht

Der ideal Rahmen für Inklusion im Sportunterricht:
-Kooperation/Chancengleichheit
-individuelle Leistungsnorm
-Wahrnehmung der Interessen anderer/Verständnis des Gegners als Mitspieler
-Balance zwischen Ernst und Spiel/Spiel mit dem Spiel
-Aufbau und Beobachtung anderer Gütekriterien/Attraktionselemente außer Wettkampferfolg
-Spiel mit Gewinnen und Verlieren

Auf folgendem Prinzip basieren alle Bewegungsbeziehungen bei heterogenen Voraus-setzungen: die Bewegungs- oder Spielidee betont das, was bei den Beteiligten gleich ist und stellt durch die Struktur der Sache sicher, dass gleiche Spiel- und Bewegungschancen entstehen, indem mit den Unterschieden gespielt wird.

Integrativer Behindertensport - Entwicklungen und Perspektiven

Gegenwärtig wird die Bezeichnung “die Behinderten” abgelöst durch “Menschen mit einer Behinderung” und damit die Person in den Mittelpunkt gestellt.
Im Bereich des integrativen Behindertensport hat sich international der Terminus “Adapted Physical Activity” durchgesetzt. Sie umfasst Theorie und Praxis, basierend auf verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen und bezogen auf lebenslange Aktivität von Individuen, deren Einzigartigkeit in Funktion, Struktur oder Erscheinungsbild Fachwissen erfordert in Hinblick auf die Überprüfung und Anpassung des Ökosystems und das Ermöglichen gesellschaftlicher Veränderung hinsichtlich
-gleichberechtigten Zuganges
-Integration
-lebenslangen Wohlbefindens
-Ermutigung und Selbstverwirklichung

Trotzdem ist das integrative Sporttreiben mit all seinen Facetten immer noch kaum Gegenstand sportwissenschaftlicher Forschung.

Faktoren für eine Verbesserung der Situation

-der Sport muss schon im Kindesalter zum selbstverständlichen Bestandteil des täglichen Lebens auch von Kindern mit Behinderungen werden
-ein vielfältiges, wohnortnahes Angebot in verschiedenen Sportarten muss existieren

Ein Hauptproblem für die praktische Umsetzung integrativer Bemühungen im Sport liegt in der unzureichenden Qualifikation der Sportlehrkräfte. Um dieses Problem zu beseitigen, sind Reformen in der Ausbildung notwendig, wie zum Beispiel die Institutionalisierung des Bereiches “Behinderung und Sport” in den Lehrplan in Form eines Pflichtfaches oder eines integrierten Lehrangebotes. Hier ist vor allem auf Zusatz-ausbildungen wie das “European Master’s Degree in Adapted Physical Activity” (angeboten von der KU Leuven) hinzuweisen.

In der Praxis zeigt sich, dass im Freizeitsportbereich noch am ehesten ein Konsens, Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen in das Sportgeschehen einzubeziehen, finden lässt. Im schulischen Bereich sind schon erhebliche Beschränkungen zu erkennen, während sich im Hochleistungssport die unterschiedlichen Positionen am stärksten zeigen.

Zusammenfassend zeigt sich die unbedingte Notwendigkeit, die Behindertenthematik stärker in die Ausbildung im Fach Sport/Sportwissenschaft aufzunehmen und damit der sportwissenschaftlichen Verantwortung, allen Menschen einen Zugang zum Sport zu ermöglichen, gerecht zu werden.