Von der Trendsportart zum Massensport

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Klasse 12

Autor Traumfängerin

Veröffentlicht am 02.03.2018

Schlagwörter

Sport Bewegung

Zusammenfassung

Trendsportarten: Vom avantgardistischen Lifestyle zum Massenvergnügen - anhand ausgewählter Beispiele näher betrachtet Trendsportarten näher betrachtet, diverse vielfältige Beispiele werden angeführt

Trendsportarten:
Vom avantgardistischen Lifestyle zum Massenvergnügen - anhand ausgewählter Beispiele näher betrachtet

Trendsportarten verstehen sich zunächst oft als Gegenbewegung und propagieren ein Sportverständnis, das quer zum traditionellen Sportbegriff steht.

Erfolgreiche Trendsportarten durchlaufen ein Entwicklungsmuster, das sie von ihrer Erfindung durch eine eng begrenzte Gruppe von Anhängern schrittweise zur differenzierten und etablierten Sportart führt. Dieses weist große Ähnlichkeiten mit den in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bekannten Innovations- und Produktlebenszyklen auf:

1. Invention - “Geburtsstunde”; meistens durch die Kreativität verschiedenster Personen geprägt; verschiedenste Mythen; meistens eher gelungene Adaptionen herkömmlicher Sportpraktiken als eine grundlegend neue Bewegungsform

2. Innovation - ursprüngliche Idee wird weiterentwickelt; Trendsportart verlässt die eigentliche Geburtsstätte; erste unausgereifte Kleinserien kommen auf regionale Märkte; Geringschätzung und Spott seitens der etablierten Sportarten; Rebellenimage symbolische Interaktionen, Zielsetzungen und Werthaltungen; Kultpotential

3. Entfaltung und Wachstum - Durchbruch als gruppenspezifische Sportart; neue Bewegungsform als Gegenbewegung zum etablierten Sport; informelle Gruppen; wichtige Bedeutung bei den Entwicklungsaufgaben des Jugendalters (Loslösung vom Elternhaus, Identitätsfindung); eigene Kleidung, Sprache (v.a. aus dem Englischen), Musik, Verhalten, Bewegungen,…; Anlehnung an die Popkultur stärker als an die Sportkultur; systematische Training, Disziplin und Wettkampf sind verpönt; Gegenreflex seitens der etablierten Sportwelt (Skifahrer vs. Boarder) verstärkt Gruppenidentität und Rebellenimage; eigene kleine Industrie, die die Marktnischen mit neuen Produkten und Ideen beliefert; Szenemagazine, welche die Anhänger über die neuesten Entwicklungen und den dazugehörigen Lebensstil informieren; Trendsportart erreicht als Trend ihren Höhepunkt

4. Reife und Diffusion - zunehmende Standardisierung der Produktion, industrielle Massenproduktion, enormes Wachstum der Absatzmärkte; Erschließung neuer Märkte und Träger (Entdeckung durch die sportlichen 30- bis 50-Jährigen); steigendes Medieninteresse; Verschulung und Institutionalisierung Verlust des Rebellenimages; Professionalisierung und Kommerzialisierung

5. Sättigung - feste Verbandsstrukturen; Aufnahme ins olympische Programm; Integration in den einst bekämpften Konkurrenzverband; Verlust der Aura des Außergewöhnlichen und Unkonventionellen steigende Konkurrenz am Markt

Eine Trendsportart macht also aus, dass sie ihren exklusiven Insiderkreis verlässt und es bis zu einer deutlichen Wachstums- und Standardisierungsphase schafft. D.h. es sollte eine gewisse Entwicklung sichtbar sein, sonst “Randsportart”.

Gegenwärtige Tendenz: über die Verknüpfung mit Lebensstildimensionen werden traditionelle Sport- und Spielformen zu Trendsportarten “kommerzialisierte Scheintrends” (Streetball, Streetsoccer,…).

“Do the right things” - Trends im Feld des Sports

Für beinahe jedes Lebensgefühl lässt sich inzwischen eine Sportpraxis finden oder erfinden. Nur wenige dieser Sportarten setzen jedoch einen eigenständigen Trend, sind also über längere Zeit erfolgreich und “angesagt” hip. Die meisten erweisen sich eher als kurzlebige Körpermoden, die rasch und lautlos wieder verschwinden

Von einem sportiven Trend kann man sprechen, wenn sich ein neu auftauchendes Bewegungsangebot über mehrere Jahre im Bewusstsein der Sporttreibenden verankert und als Praxis etabliert. Trendsportarten setzen an vorhandenen Bedürfnissen, körperbezogenen Dispositionen sowie an innovativen Verhaltensweisen bestimmter gesellschaftlicher Fraktionen an und spiegeln so in gewisser Hinsicht kulturelle Entwicklungsperspektiven. Sie stehen in enger Beziehung mit dem aktuellen Stand des gesellschaftlichen Sportangebots als auch in einer Relation zu der sozialen Position ihrer Protagonisten und Anhänger.

Bei der Trendforschung handelt es sich im Gegensatz zu streng wissenschaftlicher Forschung um ein Dienstleistungsgewerbe zur möglichst frühzeitigen Erfassung und Bündelung von kulturellen, technologischen und sozialen Entwicklungsperspektiven einer Gesellschaft Zweifel an der methodischen Vorgangsweise; Wege der Trendfindung eher undurchsichtig und willkürlich.

Bei den potentiellen Trendsportarten lassen sich fünf Angebotsgruppen erkennen:

1. Ursprünglich fernöstliche Praktiken (Aikido, NIA, Energy-Dance,…)

2. Fitness- bzw. gesundheitsorientierte Praktiken des Sich-Bewegens / Ausdauersportarten (Aerobic, Fitness-Training, Trekking, Triathlon,…)

3. Risiko- und Abenteuersportarten (House Running, Body Flying,…)

4. Jugendkulturell imprägnierte Bewegungspraktiken (Snowboarden, Skateboarden,…)

5. Exotische Aktivitäten (Tipp Kick, Nachtgolfen,…)

Bei allen diesen angeführten - meist neuen- Trendsportarten können sechs allgemeine Merkmale angegeben werden, die zum Teil in wechselnden Kombinationen auftreten:

1. Stilisierung - sportive Körperpraxis als selbstverständliches Element eines Lebensstils; Werthaltungen, Sprach- und Dresscodes werden aufeinander bezogen und bilden eine symbolische Einheit; keine Sportart, sondern primär kulturelle Ausdrucksform

2. Tempo - Temposteigerung häufig mit Tiefen- und Drehschwindel gekoppelt; rauschhaftes Aufgehen im Tun und ein Verschwinden in der Bewegung; wer zu wenig Tempo zeigt, hat keinen Stil

3. Virtuosität - Neuentdeckung der ästhetischen Dimensionen des Sports, die die traditionelle Hegemonie des binären Sieg-Niederlage-Codes stilbildend überschreitet; Perfektionierung von Tricks

4. Extremisierung - Suche nach dem ultimativen Limit, um sich lebendig zu fühlen oder die Herausforderung mit gleicher Intensität wie zuvor zu erleben

5. Ordalisierung - Sinnhaftigkeit des Daseins wird durch Auseinandersetzung mit lebensgefährlichen Bewegungsaufgaben bekräftigt

6. Sampling - Herauslösen bereits bestehender Sportarten aus ihrem angestammten Kontext und Neukombination