Der eurasische Luchs

Fach Fach

Klasse 4

Autor Wortstark

Veröffentlicht am 07.10.2018

Schlagwörter

Luchs Raubkatze Pinselohr Lynx lynx eurasischer Luchs

Zusammenfassung

Einst war der eurasische Luchs in Westeuropa weit verbreitet. Doch die gezielte Verfolgung durch den Menschen führte zu einer fast vollständigen Ausrottung. Mittlerweile konnten einzelne Expemplare in deutschen Mittelgebirgen angesiedelt werden. Doch noch immer ist der Luchs vom Aussterben bedroht.

Der Luchs lebt als reiner Einzelgänger. Er bewohnt große Waldgebiete, die ihm zahlreiche Versteckmöglichkeiten bieten. Als größter Feind des Luchses gilt der Mensch. Lange Zeit besiedelte die Raubkatze große Gebiete in Westeuropa. Doch die größte europäische Katze wurde verfolgt und nahezu ausgerottet. Umwelt- und Tierschützer machen sich heute für den Luchs stark. Infolgedessen konnten bereits verschiedene Exemplare in den deutschen Mittelgebirgen neu angesiedelt werden.

Steckbrief: eurasischer Luchs

  • latainischer Name: Lynx lynx
  • Alter: bis zu 15 Jahre
  • Gewicht: 20 bis 25 kg
  • Geschwindigkeit: bis zu 70 km/h auf kurzer Distanz
  • Größe: bis zu 70 cm hoch und 120 cm lang

Der eurasische Luchs wird allgemein auch als Nordluchs bezeichnet. Er trägt zudem den Spitznamen “Pinselohr”. In Europa ist der Luchs das dritte, heimische Landraubtier. Vor ihm stehen der Braunbär und der Wolf.

Bereits im Spätmittelalter begannen europaweite Ausrottungsversuche. Zu Beginn des 20. Jahrhundert war der Nordluchs nahezu vollständig aus Mittel- und Westeuropa verschwunden. Ab 1950 wanderte die Raubkatze jedoch aus angrenzenden Siedlungsgebieten erneut ein. Zudem erfolgte eine gezielte Wiederansiedlung. Mittlerweile finden sich freilebende Luchse in den Alpen, dem Harz, dem Bayrischen Wald sowie in der Jura, den Vogesen, dem Böhmerwald, dem Rothaargebirge und der Spessart. Auf der roten Liste des Bundesamts für Naturschutz wird der Luchs als stark gefährdet geführt.

Aussehen des Luchses

Luchse haben eine Kopfrumpflänge von 80 bis 120 Zentimetern. Ihre Schulterhöhe beträgt 50 bis 70 Zentimeter. In Europa ist der Luchs die größte Katze. Außerdem ist der eurasische Luchs die größte Luchsart. Der Körperbau wirkt prinzipiell quadratisch, wobei die Rückenlänge der Schulterhöhe entspricht. Im Vergleich sind die Vorderbeine des eurasischen Luchses 20 Prozent kürzer als die Hinterbeine. Die Vorderpranken sind fünf bis sieben Zentimeter breit. Die Hinterpranken sind vier bis sechs Zentimeter breit. Sprintende Luchse erreichen eine Schrittlänge von bis zu 150 Zentimetern.

Eurasische Luchse haben sogenannte Pinselohren. Diese sind dreieckig und haben spitze Haarpinsel mit einer Länge von bis zu fünf Zentimetern. Diese Haarpinsel ermöglichen dem Luchs ein sehr gutes Hörvermögen und die Fähigkeit, Lautquellen zu orten. Außerdem haben sie einen rundlich breiten Kopf und einen sehr kurzen Schwanz. Die Schwanzspitze ist schwarz. Luchse haben einen sehr ausgeprägten Backenbart.

Das Luchsgebiss weist 28 Zähne auf. Ober- und Unterkiefer haben beidseitig drei Schneidezähne sowie einen stark ausgebildeten Eckzahn, zwei Vorbackenzähne und einen Backenzahn.

Während des Sommers ist das Luchsfell oberflächlich rot bis gelbbraun. Im Winterhalbjahr wird es grau bis graubraun. Die Brust, Bauchseite, Laufinnenseiten kennzeichnen sich durch eine weißlich-graue bis cremeweiße Farbe. Die Fellfleckung ist verschiedenen und kann komplett fehlen.

Lebensraum des eurasischen Luchses

Der Luchs bevorzugt große Waldareale, die sich durch ein dichtes Unterholz kennzeichnen. Offene Landschaften oder menschliche Siedlungen werden ausschließlich temporär und am Rande genutzt. Kleinräumlich gegliederte Wälder mit Altholzinseln, felsigen Hängen, morastigen Zonen und Lichtungen bieten der Raubkatze ideale Jagdbedingungen. Der eurasische Luchs kann auch in felsigen Gebirgszonen mit einer Höhe von bis zu 2.500 Metern wohnen. Ebenso auf Heideflächen oder in Niedermooren. In den überwiegend baumlosen Hochebenen Zentralasiens finden sich ebenfalls Nordluchse. Innerhalb dieser Lebensräume findet der Luchs zahlreiche Deckungsmöglichkeiten zwischen Felsen und Gebüschen. Luchse meiden Regionen mit einer hohen Wolfspopulation. Interessant: In Regionen, in denen die Wolfspopulation abnimmt, wird eine Zunahme der natürlichen Luchspopulation beschrieben.

Abhängig vom Nahrungsangebot variiert die Größe der jeweiligen Reviere von einem Luchs. Weitere Faktoren für die Größe des Reviers sind die Walddichte, die Waldstruktur, die verfügbaren Deckungsmöglichkeiten sowie die menschliche Besiedlung und die topografischen Verhältnisse. In den Schweizer Nordalpen erfolgten diesbezüglich verschiedene Untersuchungen. Demnach liegt die durchschnittliche Größe eines Luchsreviers bei 250 Quadratkilometern. Die kleinsten Reviere waren 96 Quadratkilometer, die größten 450 Quadratkilometer groß. Reviere mit großem Waldanteil ermöglichen kleinere Aktionsräume. So kommen Luchse im Jura auf einen Besiedlungsraum von 100 bis 150 Quadratkilometern. Prinzipiell haben die weiblichen Tiere kleinere Reviere als die Männchen. Männliche Reviere sind in der Regel doppelt so groß und überlappen sich nicht selten mit ein bis zwei weiblichen Revieren. Die einzelnen Reviere markieren Luchse mit Harn, Kratzspuren und Kot.

Das Raumnutzungsverhalten von Luchsen wurde bislang vorrangig in Polen untersucht. Demnach durchstreift ein Luchs täglich bis zu 2,6 Prozent seines Reviers. Luchse sind Überraschungsjäger. Sie schlagen vor allem Beutetiere, die sich vorsichtig verhalten. Beutetiere, die sich bereits über einen längeren Zeitraum im Luchsrevier aufhalten, sind scheu. Für einen langfristigen und dauerhaften Jagderfolg muss der Luchs die Jagdgebiete in seinem eigenen Revier ständig wechseln. Dabei jagt er vor allem in der Nacht und in der Dämmerung. Am Tag ruht er sich dagegen in seinen Verstecken aus.

Luchse jagen unterschiedliche Beutetiere. 80 Prozent des Beutespektrums machen Rehe und Gämsen aus. Des Weiteren jagt die Raubkatze Marder, Rotfüchse und Kaninchen. Ebenso Eichhörnchen, junge Wildschweine, Murmeltiere, Ratten und Mäuse. Selbst Fische stehen auf dem Speiseplan von einem Luchs. Innerhalb von Norwegen und Schweden bevorzugt das Raubtier junge Rentiere. Im Bayrischen Wald stehen Rothirschkälber und Feldhasen im Beutespektrum. Schneehasen und Raufußhühner jagt der Luchs in der Taiga. Wolfswelpen werden von ausgewachsenen, männlichen Tieren gejagt.

Paarung von Luchsen

Zwischen Februar und April findet die Paarungszeit statt. Weibchen sind zumeist im zweiten Winter an der Paarungszeit beteiligt. Männliche Tiere beteiligen sich dagegen erst im dritten Winter. In dieser Zeit markieren die Luchse ihre Reviere besonders stark. Wobei die Markierungen vorrangig an Wurzelstöcken und Steinen abgesetzt werden (auf Nasenhöhe). Zudem geben die Raubkatzen laute Ranzrufe von sich.

Sobald ein Männchen eine Luchsin gefunden hat, lebt diese für mehrere Tage im Revierbereich des Männchens. Sobald mehrere männliche Luchse aufeinander treffen, folgen Paarungskämpfe. Luchsinnen paaren sich während der Ranzzeit ausschließlich mit einem Männchen.

Nach einer Tragezeit von circa 73 Tagen gebärt das Weibchen die Jungen an einem sicheren Platz. Beispielsweise in einer Höhle oder unter einem Wurzelteller. Zwei bis fünf Jungtiere werden pro Wurf geboren. Zum Zeitpunkt der Geburt wiegen sie 240 bis 300 Gramm. Während der ersten 16 bis 17 Lebenstage sind Luchse vollständig blind. Mit einem Alter von ungefähr vier Wochen beginnen die Jungen, die Beutetiere der Mutter mitzufressen. Gesäugt werden Luchskinder bis zu einem Alter von maximal fünf Monaten. Alle Jungtiere bleiben bis spätestens zum nächsten Frühjahr bei ihrer Mutter. Im Anschluss begeben sie sich auf die Suche nach einem eigenen Revier.

Die Sterblichkeitsrate junger Luchse ist signifikant hoch. Sie werden von Wölfen, Braunbären und hin und wieder auch von Füchsen gejagt. Ein potenzieller Fressfeind in Asien ist der Leopard.