Neuropathische Blase

Fach Fach

Klasse 13

Autor kt0214

Veröffentlicht am 03.04.2018

Schlagwörter

Neuropathische Blase Biologie Inkontinenz

Zusammenfassung

Das Referat behandelt das Krankheitsbild der sogenannten neuropathischen Blase. Dabei wird auf die Funktion der Harnblase eingegangen, was genau eine neuropathische Blase ist und wie diese medikamentös behandelt wird.

Um zu verstehen, wie eine neuropathische Blase funktioniert, ist es wichtig, die normale Blasenfunktion nachvollziehen zu können.

Aufgabe der Harnblase ist es, Urin zu speichern und die Blase zu entleeren, was durch die Funktionseinheit der Blasen- und Schließmuskulatur erfüllt wird. Dabei ist der Detrusormuskel, der in der Blasenwand liegt, von großer Bedeutung. Zudem ist es für das weitere Verständnis von Bedeutung, dass der Schließmuskel in einen äußeren und einen Inneren Schließmuskel unterteilt wird.

Wenn die Harnblase beginnt sich zu füllen, ist der Detrusormuskel entspannt und der Blasenausgang durch die Schließmuskulatur verschlossen, so dass kein Urin die Harnblase verlassen kann. Um die gefüllte Blase entleeren zu können, wird die Blasenwandmuskulatur zusammengezogen und die Schließmuskeln werden entspannt.

Gesteuert werden der Detrusormuskel sowie die Schließmuskeln von zwei wichtigen Schaltzentren im Rückenmark. Das obere Schaltzentrum im Bereich der unteren Brustwirbel ist für die Funktion des inneren Schließmuskels verantwortlich und zählt zum sympathischen Teil des vegetativen Nervensystems. Das zweite und untere Schaltzentrum liegt zwischen der Brustwirbelsäule und der Lendenwirbelsäule und steuert den Detrusormuskel sowie den äußeren Schließmuskel. Kontrollzentren im Hirnstamm sowie im Großhirn überprüfen die Funktion der Schaltzentren und ermöglichen somit eine bewusste Steuerung und ein bewusstes Eingreifen in diese Vorgänge.

Um eine neuropathische Blase handelt es sich, wenn die Steuerzentren und Nervenbahnen beeinträchtigt werden. Aufgrund der spezifischen Läsionshöhe jedes Patienten finden sich verschiedene Störungsmuster, die grob zusammengefasst werden können.

Unter anderem kommt es bei einer neuropathischen Blase zu der Entstehung von Restharn. Dieser entsteht zum Beispiel bei einer Überlaufblase, bei der erst Harn austritt, wenn in der Blase eine bestimmte Menge an Harnflüssigkeit erreicht wird. Läuft diese aus und die Menge der Flüssigkeit sinkt unter die Grenze, entsteht Restharn, da der in der Harnblase verbleibende Harn nicht ausfließen kann. Eine weitere Möglichkeit zur Entstehung von Restharn besteht in einem gegeneinander arbeiten des Blaseninnendrucks und des Blasenauslasswiderstands. Normalerweise wird die Blase bei einem erhöhten Innendruck entleert. Arbeitet jedoch der Auslasswiderstand gegen den Innendruck der Harnblase, wird die Entleerung verhindert und es verbleibt ein Restharn in der Blase.

Eine weitere Erscheinung ist der Reflux, worunter man einen Rückfluss von Harnflüssigkeit aus der Blase in einen oder beide Harnleiter versteht. Dies wird normalerweise von einer Ventilfunktion an der Harnleitereinmündung verhindert, die jedoch bei einer in diesem Fall abnormen Drucksteigerung überfordert ist.

Der Reflux ist in sofern nicht ungefährlich, da mit der Harnflüssigkeit auch Bakterien in Richtung der Niere aufsteigen können, die eine entzündliche oder eine narbige Nierenveränderung hervorrufen.

Der dritte Faktor einer neuropathischen Blase sind Harnabflussbehinderungen von der Niere in die Harnblase. Diese entstehen durch zu häufige Anspannungen des Detrusormuskels, wodurch sich die Blasenwand verdickt und die Harnleiter an ihrem Übergang in die Blase verengt werden. Aus diesem Grund kann der gebildete Urin nicht in die Harnblase abfließen und es kommt zwangsweise zu einer Aufweitung des Nierenbeckens und der Harnleiter.

Aufgrund dieser Faktoren kommt es bei 90 bis 95% der Kinder zu einer dauerhaften Harninkontinenz.

Therapiert werden kann eine Harninkontinenz mit Hilfe des „Credé – Hangriffs“. Hierbei handelt es sich um einen mit Absicht ausgeübten Druck auf den Unterbauch des Kindes, um die Blasenentleerung zu erleichtern. Um diese Methode jedoch anwenden zu können, muss ein erhöhter Blasenauslasswiderstand sowie ein Reflux ausgeschlossen werden können, da der erzeugte Druck einen vorhandenen Reflux zusätzlich verschlimmern könnte.

Außerdem gibt es die Möglichkeit, mit Kindern ein Blasentraining durch „Triggern“, durchzuführen. Dazu klopft man in kurzen Abständen auf die Bauchwand oberhalb des Schambeins und erzeugt somit eine reflexbedingte Blasenentleerung.
Genügen diese Methoden nicht, um einen Blasenentleerung provozieren zu können, muss ein Katheter gelegt werden. Es wird dabei zwischen der Verwendung von Einmalkathetern und Blasenverweilkathetern unterschieden.

Ersterer wird von Hand eingeführt. Dazu benötigt man erst einmal ein schleimhautverträgliches Desinfektionsmittel wie zum Beispiel Betaisadonna. Außerdem benötigt man einen Tupfer, ein Auffanggefäß und einen Katheter. Heutzutage sind diese jedoch so weit entwickelt, dass man zum Einführen kein zusätzliches Gleitmittel mehr benötigt, da der Katheter beim ersten Kontakt mit Wasser gleitfähig wird. Zudem ist bereits ein Urin – Auffangbeutel in den Katheter integriert.

Nach dem Desinfizieren wird der Katheter langsam von Hand in die Harnröhre geschoben. Sobald dann Urin austritt, ist es wichtig, dass zwischen der Urinblase und dem Auffanggefäß ein Gefälle besteht, damit kein Urin in der Blase zurückbleibt und eine Restharnbildung vermieden wird. In der Regel reicht es aus, diesen Prozess drei bis vier Mal am Tag durchzuführen. Dies ist jedoch auch davon abhängig, ob die Patienten in der Zeit, die zwischen dem Kathetern liegt, trocken sind oder ob wenige Tropfen Urin austreten. Tritt dieser Fall auf, kann es von Vorteil sein, die Blase bereits zu entleeren, bevor ihre maximale Aufnahmekapazität erreicht ist, den Katheterprozess also öfter am Tag durchzuführen.

Um einen gewissen Grad an Selbstständigkeit zu erhalten, erlernen viele Mädchen und Jungen schon ab einem Alter von 6 Jahren, sich selbst zu katheterisieren.

Die Möglichkeit des Blasenverweilkatheters wird bei massivem Reflux und schweren Harntransportstörungen über mehrere Stunden oder Tage angewendet. Des Weiteren bietet sich bei vielen Kindern mit einer schweren Entleerungsstörung ein nächtlicher Blasenverweilkatheter an, da dieser für alle mehr Komfort bietet. Die Pflegekräfte oder Eltern sowie auch der Patient bekommt die Möglichkeit, durchzuschlafen.

Neben diesen Formen der Therapie kann die Blase zusätzlich medikamentös unterstützt werden. Es gibt in diesem Zusammenhang Medikamente, sogenannte Alpha - Sympatholytika, die die Funktion des Detrusors, des inneren oder des äußeren Schließmuskels fördern, so dass eine Funktion der Blase möglich ist. Am häufigsten wird zur Behandlung Phenoxybenzamin oder Prazosin verwendet, diese müssen jedoch langsam eingeführt werden, da sie leicht zu Blutdruckschwankungen führen können.

Ist es nicht möglich, den Reflux oder die Schließmuskeln durch Training oder Medikamente beeinflussen zu können, bietet sich die Möglichkeit, auch hier operativ einzugreifen.

Wenn eine Operation aufgrund eines vorliegenden Reflux nötig ist, wird der Harnleiter neu eingepflanzt und in seinem Verlauf durch die Blasenwand korrigiert. Bei beidseitigem Reflux kann auch eine vorübergehende Harnableitung erforderlich sein.
Betrifft die notwendige Operation die Schließmuskeln des Patienten, gibt es zwei Möglichkeiten, den momentanen Zustand zu verbessern. Die Schließmuskeln können gedehnt werden, um einen späteren Katheterprozess zu erleichtern. Sind die Schließmuskeln derart fehlerhaft und schwach, wird den Patienten ein künstlicher Schließmuskel eingesetzt. Da es hierbei jedoch oft zu Komplikationen und einer zweiten Operation kommen kann und eine derartige Operation erst ab einem Alter von 10 Jahren infrage kommt, ist eine Einsetzung von neuen Schließmuskeln sehr selten.

Auf jeden Fall ist es möglich, mit einer neuropathischen Blase ein geregeltes Leben zu führen, wenn man sich an den nötigen Prozess des katheterisieren gewöhnt hat, da die Blasenstörung die Betroffenen sonst nicht weiter einschränkt und bei regelmäßiger Kontrolle auch Harnwegsinfektionen vermieden werden können.