Veränderungen der Stimme im Laufe des Lebens

Fach Fach

Klasse 12

Autor Melodia

Veröffentlicht am 14.03.2018

Schlagwörter

Musik Stimme

Zusammenfassung

DIeses Referat ist ein kurzer Abriss darüber, wie sich die Stimme eines Menschen von der Geburt an bis ins hohe Alter verändert. Hierbei wird auch zwischen Frau und Mann differenziert. Ein besonderer Blick wird in diesem Referat vorallem auf die Veränderungen der Stimme eines Sängers / einer Sängerin geworfen, weshalb dieses Referat auch in das Fach Musik eingeordnet werden kann.

Der erste Ton den jeder Mensch produziert, ist der Geburtsschrei. Er liegt bei einer Frequenz von 440 Hz (Kammerton a) und ist unabhängig von Sprache und Kultur des Säuglings. Dieser Reflex regt die Atemtätigkeit an und entfernt Sekret von der Stimmritze. Von diesem Moment an durchläuft die menschliche Stimme ein Leben lang Entwicklungen und Veränderungen, welche von ver-schiedenen Faktoren abhängig sind. Dieser Wandel zeigt sich akustisch, wie sich das Wachstum und das Altern optisch bemerkbar machen.

Während des Säuglings- und Kindesalters unterscheidet sich Entwicklung der Stimme bei Mädchen und Jungen kaum. Am Anfang ihres Lebens durchlaufen Kinder mehrere Schreiperioden. Die erste beginnt mit dem reflektorischen Neugeborenenschrei und endet ungefähr nach acht Wochen. In dieser Zeit beträgt der Tonumfang ca. zwei bis drei Halbtöne. Jedoch ist die Tonhöhe von Mädchen etwas tiefer als die von Jungen. Darauf folgt die zweite Schreiperiode. Durch die Tonusveränderung der Stimmlippen tritt bereits eine Differenzierung von harten und weichen Stimmeinsätzen auf. Während Freu-denschreie durch weiche Stimmeinsätze gekennzeichnet sind, so gelten harte Einsätze als Unlustschreie. Im dritten und vierten Monat durchläuft der Säugling die dritte und letzte Schreiperiode. Während dieser Periode kann das Kind bereits in Höhe, Dauer und Stimmeinsatz differenzierte Schreie bilden. Vom Ende der dritten Schreiperiode bis ca. zum zehnten Lebensmonat dauert die Lallperiode. In dieser Phase variiert der Säugling verschiedene Klangqualitäten und Artikulationsarten. Außerdem differenzieren sich Lautbildung und Stimmeinsätze noch weiter. Auch kommt es meist schon zur Bildung erster Wörter. In der darauf folgenden Nachahmungsphase übernehmen die Kleinkinder Stimmqualitäten, wie Rhythmus, Tonhöhe oder Klang enger Bezugspersonen, wie z.B der Mutter.

Im Kleinkindalter nimmt die Tragfähigkeit und Resonanz der Stimme zu. Zwi-chen dem ersten und zweiten Lebensjahr beträgt der Tonumfang ca. fünf Halbtöne. Ab diesem Alter beginnt die Tonhöhe sich abzusenken. Während des Kindergartenalters erweitert sich der Stimmumfang allmählich sowohl in der Höhe, als auch in der Tiefe. Dreijährige sind in der Lage Melodien wahrzunehmen und sie zum Teil zu wiedergeben. In diesem Alter ist der Stimmumfang beider Geschlechter gleich, er geht von h-h’. Im Alter von sechs Jahren zeichnet sich schon ein geringfügiger Unterschied ab. Hier reicht der Tonumfang von Mädchen von h-f’’ und bei Jungen von a-e’. Kinder im Grundschulalter können Lieder schon mit Sicherheit nachsingen und mehrstimmiger Gesang ist möglich. Durch die Zunahme des Stimmumfangs (1,5-2 Oktaven) können Lieder mit einem Intervall von bis zu einer Oktave gesungen werden. Weil die Stimme vor der Mutation meist besonders klar und tragfähig und die Gehörbildung sehr effektiv ist, eignet sich dieser Lebensabschnitt zur gesanglichen Ausbildung. Des Weiteren kann diese helfen, Problemen des Stimmbruchs vorzubeugen. Kinder mit wenig musikalischer Erfahrung können, trotz unauffälligen Befundes der stimmbildenden Organe, manchmal keine Melodien halten, singen falsch oder zu tief nach. Häufig werden sie als „Brummer“ bezeichnet. Dies ist mit einigen Monaten Übung jedoch leicht zu überwinden. Vor allem Kindergärtnerinnen sollten beim Singen darauf achten hoch, also in ihrer Kopfstimme, zu singen, denn die Kinder imitieren den Gesang und ist dieser zu tief für sie, wird die Stimme geschädigt. Bis in das Jugendlichenalter hinein bleibt der physiologische Stimmumfang konstant, allerdings erweitert sich die musikalische Tonhöhendifferenz (Umfang vom niedrigsten bis zum höchsten musikalisch wohlklingenden Ton).

In der Pubertät findet die eigentliche geschlechtsspezifische Veränderung der Stimme statt. Im Allgemeinen wurde in den letzten Jahren eine Verschiebung des Mutationseintrittsalters nach vorn festgestellt. Dies geht einher mit der ge-nerell früheren Reifung von Jugendlichen. Allerdings sind alle Altersangaben in diesem Abschnitt als Richtwerte anzusehen, da sie individuell stark schwanken können.

Der Stimmbruch wird bei Jungen, sowie bei Mädchen durch die Produktion von Geschlechtshormonen ausgelöst. Die Stimmveränderung bei Jungen ist erheblich stärker ausgeprägt als beim weiblichen Geschlecht. Verantwortlich dafür ist das männliche Hormon Testosteron, welches verschiedene organische Veränderungen verursacht. Der Stimmbruch bzw. die Mutation wird bei Jungen in drei Phasen eingeteilt. In der ersten, der Prämutation, welche im Alter zwischen neun und elf Jahren erfolgt, senkt sich die obere Grenze des Tonumfangs ab. Im zweiten Abschnitt, der Mutation, erfolgt die wesentliche stimmliche Veränderung. Da zwischen dem 12. und 15. Lebensjahr die Testosteronproduktion erheblich ansteigt, kommt es unter anderem zum Wachstum und einer Verschiebung des Kehlkopfes. Durch die Verkleinerung des Winkels der beiden Schildknorpel von 120° auf ca. 90° entsteht der nach außen sichtbare Adamsapfel. Hauptverantwortlich für das Absinken der Stimmlage um ca. eine Oktave ist die Verlängerung der Stimmlippen von bis zu 10mm, denn dies hat eine niedrigere Eigenfrequenz zur Folge. Weil die Stimmfalten nicht gleichmäßig wachsen und der Körper sich erst auf die Veränderungen einstellen muss, ist die Stimme instabil, häufig kommt es zum Kippen der Stimme zwischen Brust- und Kopfstimme (Diplophonie), Tonausfällen oder Tonhöhenverlust. Die Stimmproduktion ist gestört und das sogenannte Mutationsdreieck tritt auf. Durch eine Transversusschwäche schließen die Stimmlippen im hinteren Drittel nicht vollständig und es entsteht der charakteristische raue, heisere Klang. Abschließend folgt die Postmutation, in der sich die neue Stimmlage langsam stabilisiert und somit weniger Probleme bei der Tonbildung auftreten. Die Tonhöhendifferenz erweitert sich nach unten und die ehemalige Knabenstimme wird zur Kopfstimme. Dieser Vorgang dauert ungefähr drei Jahre und ist mit 16 bis 18 Jahren beendet. In der Zeit der Postmutation bildet sich die männliche Stimmgattung heraus. Durch die einschneidenden Veränderungen, welche von der Mutation vor allem bei Jungen hervorgerufen werden, ist es wichtig, die Stimme nicht zu überlasten. So kann zum Beispiel häufiges Singen im Chor in dieser Zeit zu Schädigungen führen. Eine stimmbildnerische Maßnahme während des Stimmwechsels sollte sich darauf beschränken Atem-, Spannungs- und Lockerungsübungen zu lehren und zu helfen langsam die neue weite der Stimme zu erkunden. Meist wird Jugendlichen jedoch geraten erst nach dem Stimmbruch mit einer Gesangsausbildung zu beginnen.

Die Mutation der Mädchenstimme verläuft wesentlich unauffälliger, da das Wachstum der Stimmfalten geringer ist, sie nehmen bloß 2 bis 4 mm an Länge zu. Daraus resultiert, dass die Stimme nur ca. eine Terz tiefer wird, oder bei ei-nigen gleich bleibt. Auch die Stellung der Schildknorpelplatten und die umge-bende Muskulatur verändern sich nur geringfügig. Der Stimmwechsel bereitet Mädchen keine allzu großen Probleme bei der Tonprodukton, es können ledig-lich unregelmäßige und verschieden lange Heiserkeitsphasen auftreten. Da der Stimmbruch beim weiblichen Geschlecht vor allem durch die Produktion von Östrogen ausgelöst wird, beginnt sie meist zeitnah mit der Menarche bzw. im Alter von elf bis zwölf Jahren. Bis zum 15. Lebensjahr sollte der Vorgang abgeschlossen sein. Während der Phasen der Heiserkeit ist darauf zu achten, die Stimme zu schonen und Singen zu vermeiden. Mit dem Beginn einer Gesangsausbildung in vollem Maße ist, wie auch bei Jungen, zu empfehlen, abzuwarten, denn obwohl die Mutation der Sprechstimme relativ zügig abgeschlossen ist, dauert die der Singstimme länger an.

Im Erwachsenenalter verändert sich die Stimme kaum noch. Lediglich bis zum 25. Lebensjahr sind kleine Schwankungen möglich. Die Stimme junger Erwachsener ist besonders leistungs- und tragfähig und umfasst im Allgemeinen zwei Oktaven, bei ausgebildeten Sängern können es jedoch drei oder in eher seltenen Fällen auch mehr sein. Da bei Frauen, bedingt durch die Menstruation, Schwangerschaft oder das Klimaterium, der Hormonhaushalt ständig schwankt, sind bei ihnen Veränderungen in der Stimme wahrzunehmen. Diese können während der Periode oder der Schwangerschaft kaum hörbar und temporär bzw. durch die in den Wechseljahren große hormonelle Veränderung auch dauerhaft sein. So fanden Wissenschaftler der University of California in Los Angeles heraus, dass an den beiden Tagen vor dem Eisprung, also der fruchtbarsten Zeit im Monatszyklus, Frauen mit einer höheren Stimmlage Sprechen. Verände-rungen in der Schwangerschaft werden vor allem von Sprechberuflerinnen und Sängerinnen wahrgenommen. Sie stellen ein Absinken der Sprechstimmlage und einen volleren und weicheren Klang fest, des Weiteren kann die Stimme tragfähiger werden und der Tonumfang merklich zunehmen. Wie schon erwähnt sind diese Entwicklungen nur temporär und enden gemeinsam mit der Schwangerschaft. Durch das Einstellen der Ovarialfunktion und die dadurch bedingten endokrinologischen Veränderungen rufen bei Frauen eine „Virilisierung“ der Stimme hervor. Das heißt, durch die Veränderung der Stimmlippendicke und der Gewebeanteile um die stimmbildenden Organe sinkt die Sprechstimmlage ab, der Stimmumfang minimiert sich und häufig wird der Klang rauer und reso-nanzärmer.

Im Alter verändert sich die Stimme noch einmal, doch diesmal ist es nicht die Änderung des Hormonhaushaltes, sondern hauptsächlich das Altern des Kör-pers, das dies bedingt. Allerdings hängt es vor allem vom biologischen Alter und dem Allgemeinzustand der Person ab, wie stark die Alterserscheinungen der Stimme ausfallen. Die Gründe für die Stimmänderung sind Alterungsprozesse wie das Absinken des Kehlkopfes, der Elastizitätsverlust der Bindegewebe und Schleimhäute, welche eben genannten unbeweglicher machen. Die Abnahme der Muskelmasse und -dichte, wodurch die Stimmbänder schneller und in einer höheren Frequenz schwingen, hat eine leichte Erhöhung der Stimmlage, vor allem bei Männern, zur Folge. Da die weibliche Stimme im Alter eher tiefer wird, wird vermutet, das dem Masse- und Dichteverlust die Bildung von Ödemen entgegenwirken und die Stimmlippen mit mehr Blut gefüllt sind. Allgemein spielt auch die Gelenkabnutzung eine Rolle, denn dadurch können Probleme beim Spannen der Stimmlippen, sogenannte „glottal gaps“ auftreten. Insgesamt führen der Verlust von Spannung, Elastizität und Masse zu verschiedenen Veränderungen, wie dem Verlust der Bruststimme, der Abnahme der Stimmintensität, einer geringeren Resonanz- und Tragfähigkeit, einem Zittern in der Stimme (Alterstremolo) und einem rauen, heißeren Klang. Außerdem beeinflussen auch Prothesen oder Zahnverlust die Artikulation. Bei Sängern beginnt die Stimme in höheren Lagen zu vibrieren, welches sich nicht kontrollieren lässt. Allerdings lassen sich vor allem bis zum Alter von 70 Jahren die altersbedingten Schwächen durch Training beheben. Des Weiteren kann die Verständlichkeit, Tragfä-higkeit, der Ausdruck und Klang deutlich verbessert werden.

Wesentliche Veränderungen können auch durch verschiedenste Arten von Stimmstörungen(Dysphonien) hervorgerufen werden. Diese können in jedem Lebensalter auftreten. Man unterscheidet sie in organische und funktionelle Störungen, je nachdem ob organische Veränderungen des Stimmapparates vorhanden sind oder nicht. Es treten jedoch weit häufiger funktionelle als organische Störungen auf. Des Weiteren sind hyperfunktionelle und hypofunktionelle Stimmstörungen zu differenzieren. Während organische Dysphonien ihre Ursache meist in Entzündungen, Ödemen, Unfällen, Operationen o. Ä. haben, können funktionelle Störungen z.B durch falschen Stimmgebrauch, Überbeanspruchung, Umweltbelastungen, Medikamente oder psychische Belastungen hervorgerufen werden. Daraus lassen sich auch Maßnahmen zur Vorbeugung ableiten. Um sowohl organischen, als auch funktionellen Störungen vorzubeugen, ist es wichtig Stimmhygiene zu betreiben, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen und den Kontakt mit allergenen oder belastenden Stoffen zu vermeiden. Aber auch Rauchen, sowohl aktives und passives, das Aufhalten in verrauchten oder staubigen und trockenen Räumen, sehr heiße, kalte oder scharfe Gerichte bzw. Getränke und Alkohol schädigen die Schleimhaut und somit die Stimme enorm. Außerdem sollte man darauf achten, nicht zu schnell oder häufig gegen Lärm zu sprechen und seine Lautstärke, sowie die Tonhöhe den Erfordernissen anzupassen. Durch falsche Singtechnik oder Überlastung kann es auch zur Schädigung der Singstimme kommen(Dysodie), diese zeigt sich durch eingeschränkte Leistungsfähigkeit und verminderte Klangqualität. Wenn Stimmprobleme auftauchen ist es ratsam einen HNO-Arzt oder Phoniater zu besuchen, welcher dann die Art der Störung feststellt und weitere Anweisungen gibt. Funktionelle Dysphonien werden meist durch eine logopädische Behandlung therapiert, organische Ursachen erfordern oft den Einsatz von Phonochirurgie, allerdings nur, wenn Medikamente oder Übungen zu keiner Verbesserung des Problems führen.

Zu sehr starken Veränderungen der Stimme führen hormonelle Präparate. Dies sind z.B Anabolika oder Geschlechtshormone. Letztere werden oft von Brustkrebspatienten oder von Transsexuellen eingenommen. Vor allem bei der Einnahme von Testosteron sind die Folgen für die Stimme enorm und dauerhaft, da sie das Wachstum der Stimmlippen fördern und somit eine „zweite Mutation“ der Frauenstimme hervorrufen. Aufgrund dessen sinkt die Sprechstimmlage stark ab und virilisiert die Stimme. Folge von endokrinologischen Veränderungen durch eine Operation ist die Kastratenstimme. Im Barock war es modern die Hodenstränge eines Jungen noch vor der Pubertät zu durchtrennen und somit seine hohe Knabenstimme zu erhalten. Da es durch diesen Eingriff nicht zu Ausschüttung des Hormons Testosteron kommt, wachsen die Stimmbänder nicht, d. h. es findet kein Stimmbruch statt. Da der Brustkorb aber normal weiter wächst, vergrößert sich der Resonanzkörper, was zu einer voluminösen, hellen Stimme führt. Einige wenige Kastraten waren im Barock gefeierte Musikstars, allerdings überlebten längst nicht alle Knaben die Operation und das Wachstum veränderte sich durch den Eingriff. Heute sind Kastrationen nur freiwillig und der Mann muss mindestens 25 Jahre alt sein. Allerdings gibt es sogenannte Countertenöre oder -soprane, die durch intensives Gesangstraining ähnlich hohe Töne wie die damaligen Kastraten produzieren können.
Die Stimme ist eines der bedeutsamsten Hilfsmittel der menschlichen Kommu-nikation. Darum ist es wichtig die Entwicklung, welche sie im Leben durchläuft, und die Veränderungen, die hervorgerufen werden können, zu kennen, um die eigene Stimme individuell und effektiv nutzen und fördern zu können ohne sie zu schädigen.