Städter - Alfred Wolfenstein

Fach Fach

Klasse 8

Autor Joker2017

Veröffentlicht am 02.07.2018

Schlagwörter

städter alfred wolfenstein

Zusammenfassung

Dieses Referat behandelt das Gedicht "Städter", welches von dem deutschen Dichter Alfred Wolfenstein im Jahre 1914 als Sonett geschrieben und veröffentlicht wurde. Es wird der Aufbau, der Inhalt und die wichtigsten Metaphern erklärt.

Bei „Städter“ handelt es sich um ein expressionistisch geprägtes Sonett des deutschen Dichters Alfred Wolfenstein aus dem Jahre 1914. Das Sonett hat das zentrale Thema Vereinsamung und Anonymität des Einzelnen beim Leben in einer Großstadt. Das Gedicht beschreibt die räumliche Enge, welche die Bewohner zum einen zu ungewollten, sehr nahen Begegnungen zwingt aber zum anderen genau deshalb für die Abneigung und Entfremdung der Menschen verantwortlich ist. Die Bewohner einer Großstadt leben in einer dem Anschein nach unüberwindbaren Distanz zueinander. Im Sonett „Städter“ wird hier explizit die Situation der heutigen Hauptstadt Deutschlands Berlin, zu Beginn des 20. Jahrhunderts thematisiert. Diese Situation der extremen Enge hat sich bis heute nicht verändert. Die Anonymität und Isolation der Menschen ist im Laufe der Zeit sogar noch größer geworden.

Inhaltsangabe

In der ersten Strophe des Gedichtes wird die allgemeine Situation innerhalb einer Großstadt, die Enge, in kleinen Details beschrieben. Hierbei wird insbesondere auf die Fenster, welche „nah wie Löcher eines Siebes“ sind (V.1, f.) eingegangen und von dort aus auf den klassischen Panoramablick übergeleitet. Der Grund für die sehr nah beieinanderliegenden Fenster ist, dass zu nahe zusammenstehen der einzelnen Häuser (siehe V. 2, f.). Die Straßen sind im Prinzip zusammengestaucht, sie sind „grau und geschwollen“ (vgl. V. 3, f.). In der zweiten Strophe von „Städter“ geht es nicht mehr um die unbelebten Dinge, wie Häuser, sondern um die Menschen, welche in der Großstadt leben. Hierbei wird zunächst ganz allgemein auf die Stadtbewohner eingegangen.

Es werden alltägliche und typische Großstadtsituationen beschrieben. Ein Beispiel hierfür ist eine Fahrt mit der Straßenbahn. In dieser sind sich die Menschen räumlich sehr nah aber insgesamt sehr fern, denn sie sitzen einander wie „Fassaden“ wortlos gegenüber (vgl. V.6). Dies ist gerade zu Stoßzeiten noch extremer. Nicht alle Menschen bekommen einen Sitzplatz und oft sind selbst die Stehplätze in der Bahn begrenzt, so dass sich die Fahrgäste dicht an dicht drängen müssen. Trotz dieser Enge und des Körperkontaktes, sind sich diese Menschen insgesamt nicht nahe. Sie stehen dicht an dicht haben aber dabei nicht wirklich einen persönlichen Kontakt.

Während die meisten Menschen eine Fahrt in einer überfüllten Bahn einfach nur „aussitzen“ und hoffen, dass die Fahrt schnell vorüber ist bzw. es zumindest leerer und somit angenehmer in der Bahn wird, wandern die Blicke anderer Menschen umher und versuchen ich in der Enge der Straßenbahn auszubreiten (vgl. V.7). Die Straßenbahn wird von Alfred Wolfenstein als Metapher verwendet, um ein Bild der Enge zu zeichnen. Diese Metapher ist sehr geeignet, da fast jeder Mensch schon einmal die beklemmende und unangenehme Enge in einer überfüllten Straßenbahn zu spüren bekommen hat. Die Metapher soll also die allgemeine Beklemmung des Stadtlebens ausdrücken und nicht nur die stressige und unangenehme Bahnfahrt an sich.

In den ersten beiden Strophen werden die unlebendigen Elemente (erste Strophe) und die lebendigen Elemente (zweite Strophe) der Großstadt vorgestellt und beschrieben. In der dritten Strophe des Gedichts geht Alfred Wolfenstein auf die persönliche Ebene und verwendet ein lyrisches Ich. Dieses neu auftretende lyrische Ich kommt im gesamten Sonett nur einmal vor. Es verleiht einem Bewohner der Großstadt die Stimme und erreicht, dass der Leser des Gedichts die Gedanken und Emotionen des Stadtbewohners nachfühlen kann. Der Perspektivwechsel wird also vom unpersönlichen sie auf das persönliche ich vollzogen. Dieser Prozess wird jedoch nicht nur an der Verwendung des lyrischen Ichs deutlich, sondern auch an der Vermenschlichung von Gegenständen, denen menschliche Attribute zugeschrieben werden. Die Wände der Häuser, werden beispielsweise mit einer dünnen Haut verglichen (siehe V. 9). Es werden Vergleiche zwischen den Häusern und deren Bewohnern gezogen und es wird hierbei festgestellt, dass der Städter seinem Haus äußert ähnlich und somit mit ihm verbunden ist.

Die Enge ist für die Bewohner unangenehm. Sie erzeugt Diskretion. Die fremden Nachbarn können am eigenen Leben teilnehmen, da die Häuser und Wohnungen hellhörig sind, da sie Wände sehr dünn sind. Obwohl die Nachbarn „alles mitbekommen“, ist es nur ein anonymes Zuhören und kein wirkliches Miteinander. Die Stadtbewohner bleiben in der Regel ihren Nachbarn fremd, obwohl sie dicht beieinander wohnen. Viele dieser Menschen wünschen sich insgeheim ein Ende der Isolation. Sie wünschen sich, dass sich ihre Nachbarn öffnen und auf sie zugehen, da sie sich aus eigenem Antrieb nicht trauen aus der Isolation auszubrechen und den ersten Schritt zu machen. Also bleiben viele Menschen isoliert und einsam, obwohl sie eigentlich Gesellschaft und Nähe haben möchten.

Das Sonett endet mit dem Wort „alleine“. Das ganze Gedicht ist von Alleinsein, Einsamkeit, Isolation und Anonymität geprägt. Auch das letzte Wort verdeutlicht, worauf das Werk „Städter“ hinweisen möchte, auf die Vereinsamung des Menschen, die in einer Großstadt leben (müssen). Viele Menschen würden lieber in einem ländlichen Idyll und schöner Natur leben. In Dörfern, wo jeder jeden kennt und man aufeinander achtgibt und sich gegenseitig hilft. Die meisten Menschen haben jedoch nicht die Wahl. Viele Kinder werden in bestimmte Situationen hineingeboren. Erwachsene Menschen müssen aufgrund ihrer Arbeit oder allgemeinen finanziellen Situation dort wohnen bleiben, wo sie gerade sind. Im Sonett wird permanent darauf eingegangen, wie die Bewohner der Großstadt unter ihrer Lebenssituation leiden. Trotz der räumlichen Nähe und Enge sind die nächsten Menschen doch sehr weit weg und somit die Bewohner von großer Einsamkeit erfüllt. Doch Alfred Wolfenstein kritisiert in seinem Gedicht nicht nur die Stadt, mit ihrem Aussehen und Aufbau, sondern auch deren Bewohner, also den Menschen als Schuldigen seines eigenen Schicksals. Denn der Mensch hätte grundsätzlich die Möglichkeit aus eigener Kraft heraus etwas in seinem Leben und an seiner Situation zu ändern.