Dadaismus - Mit Nonsens zur Revolte.

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Klasse 13

Autor Sylvi

Veröffentlicht am 26.06.2018

Schlagwörter

Dadaismus Kunstgeschichte Kunst Unsinn Revolte

Zusammenfassung

Dieses Referat behandelt den, eine Dadaismus revolutionäre Kunstrichtung des 20. Jahrhunderts, welche sich durch Ironie, Unsinn und Irrationalismus gegen die damals vorherrschenden Werte und Ideale sowie gegen die Grausamkeit des Krieges und die herkömmlichen Kunstströmungen richtet.

Als Dadaismus wird eine internationale revolutionäre Kunst- und Literaturrichtung Anfang des 20. Jahrhunderts bezeichnet, in welcher es keinerlei künstlerische Ideale gibt und eine absolute künstlerische Freiheit sowie ein konsequenter Irrationalismus vorherrschend sind. Geprägt von Unsinn und Ironie richtete sich der Dadaismus gegen die verlogenen gesellschaftlichen Werte und Ideale, die zur Entstehung des Krieges massiv beigetragen hatten. Die Bewegung richtete sich zudem gegen alle herkömmlichen Kunstformen und gegen den sogenannten „guten Geschmack“.

Bis in die Moderne Kunst sind dadaistische Einflüsse zu erkennen. Der Dadaismus ist auch als eine Revolte der Künstler selbst gegen die Kunst anzusehen. Beispielsweise hatte er dafür gesorgt, dass man sich nun wagte, einige Tabus in der Kunstszene zu brechen. Außerdem wurde dem Surrealismus der Weg bereitet. Die Dadaisten experimentierten mit verschiedenen Stilen, Materialien und Formen. Dadaisten waren die ersten Performance-Künstler und sind als Vorläufer der heute bekannten Slam Poetry anzusehen.

Die Geschichte des Dadaismus nahm während des Ersten Weltkrieges ihren Anfang, als zahlreiche Kunstschaffende und Intellektuelle in die Schweiz auswanderten und dort sogenannte Exilkunst schaffen konnten. Im Jahr 1916 versammelten sich in Zürich verschiedene pazifistisch eingestellte Künstler, LiteratInnen und Theaterleute, genauer Hugo Ball, seine Freundin und Schriftstellerin Emmy Hennings, der Dichter Tristan Tzara, der Schriftsteller Richard Huelsenbeck, Künstler und Schriftsteller Marcel Janco sowie Maler und Lyriker Hans Arp in der Künstlerkneipe Cabaret Voltaire. Dort brachten sie Ausstellungen, Lesungen, szenische Stücke und Pantomimenummern zur Aufführung.

Später wurde diese Art von Darbietungen als „Happenings“ bezeichnet. Sie fertigten Textcollagen in Gedichtform an oder schrieben Lautgedichte, welche in eigenartigen Kostümierungen vorgeführt wurden, wie es beispielsweise Hugo Ball gemacht hatte. Balls Lautgedicht „Karawane“, welches er im Cabaret Voltaire in verrückter Kostümierung vorführte, lautet folgendermaßen:

jolifanto bambla ô falli bambla
grossiga m’pfa habla horem
égiga goramen
higo bloiko russula huju
hollaka hollala
anlogo bung
blago bung
blago bung
bosso fataka
ü üü ü
schampa wulla wussa ólobo
hej tatta gôrem
eschige zunbada
wulubu ssubudu uluw ssubudu
tumba ba- umf
kusagauma
ba - umfba - umf

Zu seinem Kostüm schrieb Ball in einem Tagebucheintrag vom 23. Juni 1916 Folgendes: «Ich hatte mir dazu ein Kostüm konstruiert. Meine Beine standen in einem Säulenrund aus blauglänzendem Karton, der mir schlank bis zur Hüfte reichte, so dass ich bis dahin wie ein Obelisk aussah. Darüber trug ich einen riesigen Mantelkragen, der innen mit Scharlach und aussen mit Gold beklebt, am Halse derart zusammengehalten war, dass ich ihn durch ein Heben und Senken der Ellenbogen flügelartig bewegen konnte. Dazu einen zylinderartigen, hohen, weiss und blau gestreiften Schamanenhut.»

Wie die Bezeichnung „Dada“ zustande kam, ist umstritten. Angeblich stach Hugo Ball in Anwesenheit anderer Künstler mit einem Messer willkürlich in ein deutsch-französisches Wörterbuch und traf das Wort „dada“, welches im Französischen „Steckenpferd“ bedeutet. Eine weitere mögliche Erklärung besagt, dass ein damals allseits beliebtes Haarwaschmittel die Bezeichnung „Dada“ hatte und die Kunst- und Literaturrichtung daher zu ihrem Namen gelangte. Bereits dieses Mysterium um die Namensgebung ist Sinnbild für die Ironie und die Nonsens-Kultur dieser Strömung.

Sowohl in der Literatur, als auch in der Kunst präsentierten die KünstlerInnen des Dadaismus ihre unsinnigen, gesellschaftskritischen Fotomontagen und Collagen aus Fotos und Zeitungsausschnitten sowie ihre Gedichte. Es wurden Gegenstände verfremdet oder Materialien die eigentlich nicht zusammenpassen zu Objekten zusammengefügt. Der US-amerikanische Fotograf, Maler und Objektkünstler Man Ray hatte die Unterseite eines Bügeleisens mit einer Reihe von Nägeln versehen. Marcel Duchamp machte diverse Ready-mades wie ein auf einem Hocker montiertes Fahrrad oder eine umgedrehte Kloschüssel, die er als Kunstwerk bezeichnete, was einen Skandal auslöste, da die Absurdität und der Unsinn dieses selbsternannten „Kunstwerkes“ bei den meisten auf Unverständnis traf.

Ready-mades sind Alltagsgegenstände, welche von den KünstlerInnen aus ihrer herkömmlichen Funktion und ihrem ursprünglichen Zusammenhang herausgelöst werden und finden sich zudem in der heutigen Kunst oft wieder. Der deutsche Künstler Kurt Schwitters benannte seine eigene Version von Dada nach einem Zeitungsausschnitt einer Werbung der Commerzbank „Merz-Kunst“. Er erstellte Assemblagen: das sind Collagen, in welche dreidimensionale Gegenstände eingebracht werden, bei Schwitters beispielsweise Stoffreste, Drähte und sonstige Abfälle.

Die dadaitsischen Vorführungen und künstlerischen sowie literarischen Produktionen schockierten und amüsierten das Publikum zur selben Zeit. Wenig später wurden in Deutschland, Frankreich und den USA mehrere Dada-Galerien eröffnet sowie Dada-Zeitschriften gegründet. Schon bald nach der Gründung dieser Gruppe in Zürich verbreitete sich diese Anti-Kunst, wie sie gerne bezeichnet wird, auch international in Metropolen wie New York, Paris und Berlin.

Dada in New York
Im Jahr 1919 trafen sich die beiden Exilanten Marcel Duchamp und Francis Picabia auf die Amerikaner Man Ray, Morton Schamberg, Alfred Stieglitz und Walter Arensberg und es entstanden Zeitschriften wie die „291“, benannt nach Stieglitz‘ Straßennummer. Der New Yorker Dadaismus verwendete eine ironische und provokative Haltung, distanzierte sich jedoch von politischen Statements. Die Kunst spielte hier nicht nur eine sekundäre Rolle, wie in Zürich und Paris, sondern eine wichtige primäre. Der Dadaismus wurde aufgrund seiner europäischen Wurzeln in New York nie als eigenständige amerikanische Kunstrichtung angesehen und gilt dort als ein sehr kurzlebiges Phänomen. Seinen Höhepunkt erreichte es mit Duchamps Ready-mades wie z.B. der umgedrehten Kloschüssel.

Dada in Paris
Beim Pariser Dadaismus spielten fast ausschließlich Dichter und Literaten eine wichtige Rolle. Es wurde sich fast nur auf das Schreiben von Gedichten und das Rezitieren beschränkt. Doch bald entstanden Unruhen in der Kunstrichtung und zunehmend zerstritten sich die Dadaisten untereinander. Der „Kongress von Paris“, welcher im Jahr 1922 stattfand gilt als Auflösung des Dadaismus.

Dada in Berlin
In Deutschlands Hauptstadt nahm der Dadaismus seine weltweit stärkste Ausprägung an. Eine neue Technik, die sich in Berlin etablierte, war die Fotomontage. Auch in Zürich wurden Collagen erstellt, in Berlin jedoch verwendete man als erstes auch realistische Fotografien und kombinierte diese zu einem neuen Kunstwerk. Eine bekannte Vertreterin des (Berliner) Dadaismus und eine Pionierin dieser Art von Fotomontagen ist Hannah Höch. Sie nahm 1920 an der Ersten Internationalen Dada-Messe teil und war seitdem an den jährlichen Ausstellungen der Künstlervereinigung namens Novembergruppe beteiligt. Ihr komplexes Tafelbild „Schnitt mit dem Küchenmesser. Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands“ wurde später zu einer Ikone des Dadaismus.

Der Schock-Effekt, welcher dem Dadaismus inne wohnte war von recht kurzer Dauer. Einige Dadaisten wie George Grosz und John Heartfield begannen sich politisch zu engagieren und prangerten in ihren Werken gesellschaftliche Missstände an. Andere wie Max Ernst wiederum blieben im Bereich des Irrationalen und wurden Teil der Gruppe der Surrealisten.