Der Spracherwerb aus nativistischer Sicht

Fach Fach

Klasse 13

Autor Melodia

Veröffentlicht am 18.03.2018

Schlagwörter

Spracherwerb Nativismus Universalgrammatik Linguistik

Zusammenfassung

In diesem Referat geht es um die Voraussetzungen eine Sprache zu erlernen auf Basis des nativistischen Erklärungsansatzes von Noam Chomsky. Hierbei wird der Begriff der "Universalgrammatik" erklärt, sowie auch die Parameter, die ein Kind beim Spracherwerb lernen muss, um ein grammatikalisches Verständnis für die Zielsprache zu erhalten.

Der Nativismus ist eine, von Noam Chomsky vertretene, Spracherwerbstheorie. Sie besagt, dass alle Sprachen über strukturell gemeinsame Prinzipien verfügen, welches jedes Kind schon vor dem Erstspracherwerb kennt. Dieses genetisch basierte, sprachliche Wissen wird als Universalgrammatik bezeichnet. Da die Sprache ein äußerst komplexes System darstellt ist es, aus nativistischer Sicht, nicht möglich nur aufgrund der sprachlichen Erfahrung die grammatische Kompetenz zu erreichen, die ein Kind erwirbt. Außerdem erwirbt ein Kind diese sprachliche Kompetenz, die es ihm ermöglicht Sätze zu konstruieren, die es selbst nie gehört hat, in kürzester Zeit. Dies lässt den Schluss zu, dass wir eine Universalgrammatik besitzen, was bedeuten würde, dass ein Mensch die Sprache nicht „lernen“ muss, sondern sie genetisch kodiert und nur noch auf die Zielsprache einzustellen ist.

Die Universalgrammatik ermöglicht nun den Erwerb einer Sprache (mehrerer Sprachen), welche aus, für alle Sprachen gültigen Prinzipien besteht, sowie auch aus sprachspezifischen Parametern (Prinzipien-Parameter-Modell). Zu den Prinzipien wird beispielsweise gezählt, dass es in jeder Sprache verschiedene Wortarten, welche strukturabhängig von Regeln sind, gibt. Diese Prinzipien werden, nach dieser Theorie, nicht im Spracherwerb erlernt, sondern sind Voraussetzung für diesen. Im Gegensatz dazu gibt es die Parameter. Sie sind sprachspezifisch. Ein Parameter ist eine Variable – sie markiert Unterschiede zwischen Sprachen. Ein möglicher Parameter ist der Pro-drop-Parameter. So gibt es in manchen Sprachen die Notwendigkeit des Subjekts, um einen grammatikalischen Satz zu bilden. Im deutschen Satz „Es regnet“ hat das Wort „es“ keinerlei Bedeutung, dennoch ist es notwendig, damit der Satz vollständig ist. Anders ist es im Italienischen, wo allein das Verb einen kompletten Satz bilden kann.

Doch woher weiß das Kind nun, ob es eine Pro-drop-Sprache, wie Italienisch ist, oder ob es eine Sprache ist, die ein Auslassen des Subjekts verbietet? Hierzu muss das Kind Parameter fixieren, was es nur mit Hilfe des sprachlichen Inputs /Erfahrungen machen kann. Dieser auslösende Input wird als Trigger (Auslöser) oder Triggerinformation bezeichnet. Lediglich die Parameterfixierung, welche durch die sprachlichen Erfahrungen (Trigger) des Kindes möglich ist, gehört, nach dieser Theorie, zur Spracherwerbsaufgabe.

Diese Triggerinformationen werden beispielsweise für die phonologische Entwicklung des Kindes benötigt. Ein Kind muss lernen, welche Phoneme es für seine Zielsprache benötigt. Es muss das Phoneminventar seiner Zielsprache erlernen. So wird das /ch/ im Deutschen unterschiedlich realisiert. Einmal das /ch/ wie in „Ich“ und auf der anderen Seite das /ch/ wie in „Dach“. Das Kind muss lernen, diese Laute zu unterscheiden, korrekt zu verstehen und richtig zu produzieren. Ebenfalls muss das Kind lernen, inwieweit ein Sprachlaut „abweichen“ darf, um trotzdem zu einem bestimmten Phonem zugeordnet werden zu können. Ein Sprachlaut kann durch das Sprechtempo, die lautliche Umgebung (z.B. das /k/ in Kuh und Kiste, wobei das /k/ mit unterschiedlicher Lippenstellung realisiert wird) oder auch durch den Gesundheitszustand des Sprechers beeinflusst werden.

Zudem muss das Kind in seiner Entwicklung auch lernen, wie man unterschiedliche Laute zu Silben und Wörtern kombinieren kann. Es ist sprachspezifisch festgelegt, welche Phoneme mit bestimmten anderen Phonemen in bestimmten Wortpositionen kombiniert werden können. So existiert der, aus den Phonemen /t/ und /b/ gebildete, Laut /tb/ im Deutschen nicht. Zusätzlich müssen Kinder lernen, welche Lautform welche Bedeutung hat. Letzteres bezeichnet man als Erwerb des Lexikons.

Voraussetzung für den Spracherwerb sind externe und interne Faktoren. Zu den internen Faktoren zählen die kognitiven Fähigkeiten eines Kindes, die den Spracherwerb ermöglichen und nach nativistischer Sicht als Universalgrammatik bezeichnet werden. Zu den externen Faktoren gehört der sprachliche Input, Erfahrung und Triggerinformationen. Isoliert aufgewachsene Kinder haben diesen Input und die sprachliche Erfahrung nicht. Sie sind, wie an Beispielen wie „Genie“ oder „Kaspar-Hauser“, unfähig eine Sprache zu sprechen. Sogenannte Wolfskinder sind nicht in einem zivilisierten Umfeld und ohne sprachlichen Input aufgewachsen.

Dies lässt den Schluss zu, dass Kinder, die ohne eine Sprache zu hören aufwachsen, nicht in der Lage sind spontan eine gesprochene Sprache zu lernen. Außerdem lernen Kinder die Sprache ihres Umfeldes, aber da im Umfeld der „Wolfskinder“ nicht gesprochen wurde, konnten sie sich auf keine Zielsprache einstellen. Auch als die isoliert Lebenden gefunden wurden, gab es Versuche ihnen eine Sprache beizubringen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass ab einem höheren Alter und einer langen Abwesenheit von sprachlichem Input, der Prozess des Spracherwerbs nur mäßig oder kaum noch möglich ist.