Kinderwunsch bei Frauen mit Beeinträchtigung

Fach Fach

Klasse 13

Autor Traumfängerin

Veröffentlicht am 28.02.2018

Schlagwörter

Kinderwunsch

Zusammenfassung

Frauen von Behinderung und der Kinderwunsch, Bedarfsanalyse, um diesen Kinderwunsch zu ermöglichen, Ein Abwägen von Für und Wider dieses Wunsches, Reaktionen der Umwelt, Beispiele zu der gewählten Thematik, Problemfelder und Lösungsansätze, Theorie.

1) Behinderte Frauen und Sexualität

Behinderung scheint in der Gesellschaft kein Tabu mehr zu sein, ebenso wie das Thema Sexualität. Doch diese beiden Bereiche zusammen scheinen wiederum ein Tabu darzustellen. Hierbei geht es sowohl um die Sexualität von behinderten Menschen mit nicht- behinderten Menschen als auch um die Sexualität, die von behinderten Paaren gelebt wird. Voraussetzung für das Ausleben der Sexualität im Erwachsenenalter ist das Loslösen aus der kindlichen Rolle.
Behinderte Menschen haben eine andere Körperwahrnehmung, was sich selbstverständlich auch in ihrem Ausleben der Sexualität zeigt. Auch in diesem Bereich wird man häufig mit Rollenbildern konfrontiert. so werden Mädchen oftmals zu Dankbarkeit erzogen, wenn sie die Aufmerksamkeit eines Mannes erregen. Sie sollen dankbar, demütig, bescheiden und hingebungsvoll sein. Außerdem findet man bei Mädchen oft eine Verleugnung der eigenen Weiblichkeit, da sie nicht geschlechtsspezifisch erzogen worden sind von ihren Eltern. Dies ist beispielsweise am Kleidungsstil erkennbar, der meist als eher praktisch als attraktiv- weiblich bezeichnet wird.

Aufgrund der häufig anzutreffenden Angewiesenheit auf persönliche Assistenz oder ähnliche Hilfsmaßnahmen, die sich auch über sehr intime Bereiche erstrecken, stellt sich kaum ein Gefühl der Intimität ein. Ein – leider – immer wieder sehr aktuelles Thema in diesem Bereich ist auch die sexuelle Gewalt gegen behinderte Frauen, die immer noch viel zu oft stattfindet.

2) Behinderte Frauen und Kinderwunsch

Behinderten Frauen mit Kinderwunsch wird im Falle einer Schwangerschaft sehr häufig zu einer Abtreibung geraten beziehungsweise möchten Ärzte mittels einer Zwangssterilisation ( ab dem 18. Lebensjahr erlaubt) die Empfängnis verhindern. Paradox, wenn man bedenkt, wie nichtbehinderte Frauen darum kämpfen mussten, eine Abtreibung vornehmen zu lassen, wenn sie dies wünschen. Doch bei Menschen mit Beeinträchtigung ist eher das Gegenteil der Fall – sie müssen nahezu dafür kämpfen, ein Kind bekommen zu „dürfen“, müssen gegen einen Schwangerschaftsabbruch vorgehen und oftmals - durch Unwissenheit begründete -Vorurteile über sich ergehen lassen, wenn sie sich entscheiden, das Kind zu bekommen und ihre Rolle als Mutter wahrnehmen zu wollen.

Grund für die genannten Maßnahmen ist vor allem das vorherrschende Gesellschaftsbild die behinderten Mütter betreffend. So traut man ihnen kaum zu, ein Kind versorgen zu können und der Mutterrolle gerecht zu werden. Es geht sogar so weit, dass man meint, der Kinderwunsch sei egoistisch und unverantwortlich.

Trotz scheinbarer Gleichberechtigung und immer neuen Bestrebungen, diese Gleichberechtigung zu demonstrieren, trifft man hier kaum auf positive Reaktionen in der Gesellschaft. Behinderte Frauen haben sehr oft mit unbegründeten Vorurteilen zu kämpfen: Sie könnten dem Kind nicht genug Liebe geben, keine verantwortungsvolle Mutter sein, kämen mit der Mutterrolle nicht zurecht und dergleichen.

Besonders ablehnend und negativ steht man Frauen mit geistiger Behinderung oder einer psychischen Krankheit gegenüber. Diese Zielgruppen werden daher am meisten zu einer Sterilisation gedrängt.
In Deutschland gibt es seit 1992 das Betreuungsgesetz, das besagt, dass sich die Betroffenen selbst für oder gegen eine Sterilisation entscheiden sollen, nachdem sie umfassend informiert und beraten wurden. Weiters wird der Eingriff erst nach dem 18. Lebensjahr durchgeführt.

Handelt es sich bei der betroffenen Frau um eine einwilligungsfähige Person, kann die Entscheidung vom Betreuer getroffen werden. Allerdings muss auch hier eine Strerilisationsform gewählt werden, die eine Wiederherstellung der Fortpflanzungsfähigkeit ermöglicht und somit wieder rückgängig gemacht werden kann.

3) Schwangerschaft und Geburt

Vor einigen Jahren wurde eine Studie durchgeführt, die sich speziell den gehörlosen Frauen und deren Situation während der Schwangerschaft und Geburt gewidmet hat. In dieser Studie „Gehörlose Frauen 95“ hat man erhoben, dass etwa 40 % der Frauen, welche befragt wurden, die Zeit der Schwangerschaft als sehr entmutigend und beängstigend erlebt haben. Jene Gefühle resultierten aus dem Informationsdefizit, das bei der Personengruppe herrschte.

Auch während der Geburt besserten sich die Zustände nicht. Ärzte wurden teilweise bei der Geburt nur wenig oder gar nicht verstanden, nahmen meist keinerlei Rücksicht auf die speziellen Bedürfnisse ihrer Patientinnen und oftmals wurde der Geburtsvorgang als entwürdigend und frustrierend erlebt. So nahm beispielsweise kaum ein Arzt Rücksicht auf das schwierige und veränderte Kommunikationsverhältnis mit gehörlosen Frauen.

Eine Vielzahl der befragten Frauen wurde schwer enttäuscht von Ärzten und anderen Helfern, nachdem sie sich freudig auf das bevorstehende Ereignis vorbereitet hatten.

Bei Frauen mit körperlicher Behinderung stellen sich Probleme wie etwa bauliche Barrieren ein. Hierbei handelt es sich zum Beispiel um zu enge Türen, fehlende Aufzüge oder weitere Faktoren, die das Erreichen der Arztpraxis in manchen Fällen einfach unmöglich machen. Daher besteht meistens keine freie Wahl, wenn es um die Auswahl des Arztes oder einen Klinikaufenthalt geht.

Ein weiteres Problem sind behandelnde Ärzte, die den Schwangeren mit Vorurteilen gegenüber treten, was wiederum zu einer ablehnenden Haltung führt.

Vielen Medizinern fehlt auch ein detailliertes Wissen über die verschiedensten Formen der Behinderung, sodass sie selbst nicht völlig kompetent sind und ihre Patienten außerdem nicht genauestens beraten können.
Aus diesen Gründen resultiert die Tatsache, dass es unter den behinderten Frauen sehr viele Entbindungen, die mittels Kaiserschnitt vorgenommen werden, gibt.

5) Alltagsproblematik

Behinderte Mütter stoßen in einer Gesellschaft, die trotz aller Bemühungen um Gleichberechtigung, Integration und Inklusion noch vieles an Veränderungen vornehmen muss, im Alltag auf eine Vielzahl an Problemen.

Dies beginnt bereits während der Schwangerschaft, da viele Arztpraktiken und andere öffentliche Einrichtungsstellen wie Beratungscenter oder dergleichen nur sehr schwer oder zum Teil gar nicht erreichbar sind für die Betroffenen. Aufgrund baulicher Barrieren haben behinderte Frauen auch kaum Wahlmöglichkeiten was beispielsweise die Entscheidung für einen Arzt betrifft, da sie wegen ihrer eingeschränkten Mobilität auf dessen Erreichbarkeit angewiesen sind und meist keine Alternativen haben.

Ein weiteres Problem stellen die nicht vorhandenen Hilfsmittel für die Bewältigung des Alltages mit dem Kind dar. Etwa fahrbare Betten oder Wickeltische, die niedriger sind als „normale“. Aus Befragungen geht immer wieder hervor, dass solche Hilfsmittel – die allerdings sehr schwer zu bekommen sind – vom Großteil der Mütter selbst finanziert werden und teilweise auch selbst hergestellt werden, wobei die Frauen eine hohe Kreativität beweisen.
In der ersten Zeit Unterstützung durch einen persönlichen Assistenten sehr sinnvoll sein, worauf allerdings im folgenden Abschnitt näher eingegangen werden soll.

Ein Nachteil, der nicht vergessen werden darf, sind Einschränkungen, was die Berufswahl betrifft. So haben es behinderte Personen meist sehr schwer, eine Stelle zu bekommen und somit ein geregeltes, ausreichendes Einkommen zu beziehen. Doch auch dies stellt die Grundlage dar, ein Kind umsorgen zu können. Denn Hilfsmittel, persönliche Assistenz, Beratungen, all diese Dinge kosten Geld. Daher ist es für behinderte Mütter wichtig, finanzielle Mittel zur Verfügung stehen zu haben.
Meist ist durch die Beeinträchtigung auch die Teilnahme am sozialen Leben eingeschränkt, nicht nur für die Mutter, sondern dadurch für die gesamte Familie, was zum Beispiel Familienausflüge betrifft.

Mütter mit körperlicher Behinderung äußern auch oft die Angst, dass sich ihr Kind so schnell in eine gefährliche Situation begeben könnte, dass sie ihm nicht schnell genug folgen und somit nicht schützen können.
Blinde Frauen kritisieren des weiteren, dass es kaum Informationsmaterial in Blindenschrift gäbe, gehörlose Mütter geben an, kaum Unterstützung zu erhalten, was das Dolmetschen in Gebärdensprache betrifft.

6) Verbesserungsvorschläge

Wie bereits genannt sind viele Einrichtungen des öffentlichen Lebens nur schwer zugänglich für Menschen mit Behinderung. Eine Verbesserung im Bereich des barrierefreien Bauen wäre daher wünschenswert. Oft sind es zu schmale Türen oder die Tatsache, dass keine Aufzüge sondern nur Treppen vorhanden sind.

Persönliche Assistenz ist ebenfalls ein guter Weg, die erste Lebensphase des Kindes zu meistern. Die Frauen haben dabei zwar manchmal das Gefühl, dass sie ihre gewohnte Selbständigkeit aufgeben müssen, trotz allem sind auf diese Weise viele Dinge besser zu schaffen. Die Mütter können so lernen, mit den Anforderungen des Alltags und der neuen Mutterrolle umzugehen. Durch persönliche Assistenten können sie sich an die neuen Umstände gewöhnen und erhalten Hilfe, wenn sie diese benötigen.

Ambulante Einrichtungen in Wohnortnähe wären ebenfalls sehr wünschenswert, sodass den Müttern neben dem Alltag mit ihrem Kind auch die Möglichkeit gegeben ist, dass sie Therapieangebote in Anspruch neben können. Denn durch Kindererziehung und Versorgung des Nachwuchses tritt meist eine Mehrfachbelastung auf, die Teilnahme an Beratungen und Rehabilitationsmaßnahmen wird immer seltener. Um dies zu vermeiden ist ein gutes Angebot im Umkreis des Wohnortes nötig. Um solche Angebote dann auch wahrnehmen zu können, sind wiederum Entlastungen im Bereich der Erziehung, Haushaltsbewältigung und Betreuung notwendig.

Um etwaige Vorurteile und Barrieren im Bereich des Arztwesens zu unterbinden, wäre es sinnvoll, wenn angehende Ärzte, Krankenschwestern und Menschen, die im Gesundheitswesen tätig sind, sich bereits während ihrer Ausbildung mit Themen beschäftigen würden, die behinderte Eltern betreffen. Denn so könnten viele – für beide Seiten unangenehme - Situation vermieden werden, wie etwa Nichtwissen einer Krankenschwester oder Berührungsängste.

In der Gesellschaft – welche allerdings leider noch immer nicht auf die Mutterschaft behinderter Frauen ausgerichtet ist- sollten die Bedürfnisse behinderter Mütter besser berücksichtigt werden, auch was finanzielle Unterstützungen betrifft. So sollte bei nötigen Hilfsmittel, wenn sie gebraucht werden, finanzielle Unterstützung gegeben sein.

Selbsthilfegruppen, wo sich Betroffene untereinander austauschen können, sind auch sehr sinnvoll. Schließlich kommen dort Menschen zusammen, die alle die gleichen Erfahrungen machen, sich beraten können und wenn nötig auch spenden oder Ratschläge erteilen können. Außerdem kann man so einer Isolation entgegenwirken.