Pädagogische Handlungsmöglichkeiten im Bereich der Schulsozialarbeit gegen Rechtsextremismus

Fach Fach

Klasse 13

Autor Barbiri

Veröffentlicht am 05.06.2018

Schlagwörter

Schulsozialarbeit Rechtsextremismus Pädagogische Handlungsmöglichkeiten

Zusammenfassung

Dieses Referat setzt sich mit den pädagogischen Handlungsmöglichkeiten im Bereich der Schulsozialarbeit gegen Rechtsextremismus auseinander. Dieses Referat beschreibt die Rolle der Schule und welche Voraussetzungen notwendig in der Schulsozialarbeit sind, um gegen Rechtsextremismus vorzugehen.

Pädagogische Handlungsmöglichkeiten im Bereich der Schulsozialarbeit gegen Rechtsextremismus

1.1 Schule und Rechtsextremismus

Bevor ich mich mit Thema der pädagogischen Handlungsmöglichkeiten im Bereich der Schulsozialarbeit gegen Rechtsextremismus widme, ist es zunächst wichtig zu klären, welche Rolle hat die Schule, als Institution, hinsichtlich dem Thema Rechtsextremismus. „Schule ist nicht nur eine Institution, die mit Rechtsextremismus als gesellschaftliches Problem konfrontiert ist – Schule hat vielmehr die gesellschaftliche Funktion, Einfluss auf die Entwicklung politischer Einstellungen zu nehmen und ist somit auch ein Ort für die Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus“ (Elverich, 2011: 21). Neben der Familie und Freunden hat die Schule einen wichtigen Stellenwert im Leben vieler Jugendlicher und Kinder. Die Schule kann entweder einen positiven Einfluss auf die politischen Einstellungen nehmen beispielsweise durch die Vermittlung von Werten, Demokratie etc. oder einen negativen Einfluss haben und rechtsextreme Einstellungen begünstigen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn Kinder oder Jugendliche Ausgrenzungserfahrungen während der Schulzeit erleben (vgl. Ebd. : 44f.). Des weiteren hat die Schule einen politischen Bildungsauftrag zu erfüllen. Dies bedeutet, dass die Schule die Pflicht hat, zum einen Schüler_innen bezüglich der der deutschen Geschichte aufzuklären. Zum anderen hat die Schule die Aufgabe demokratische Werte zu vermitteln und zu fördern. Außerdem soll die Schule Schüler_innen zu einer politischen Mündigkeit heranführen. Diese Aufgabenbereiche der Schule lassen sich aus den Schulgesetzen der jeweiligen Bundesländer und der Grundgesetze ableiten. Demnach kann das Schulsystem präventive Arbeit in Bezug auf das Thema Rechtsextremismus leisten. Zur Prävention gehören demnach nicht nur die oben genannten Aufgaben der Schule, sondern auch Projektarbeit oder Ausflüge, die sich mit dem Thema Rechtsextremismus inhaltlich auseinander setzen (vgl. Ebd.: 45ff.).

1.2 Voraussetzungen

Entscheidend für die Arbeit mit rechtsextremistischen Kindern oder Jugendlichen im Bereich der Schulsozialarbeit ist zum einen der Anlass. Damit verbunden sind zentrale Fragen wie „wer ist derjenige, der Hilfe aufsucht und warum?“ Es macht einen immensen Unterschied aus, ob der Jugendliche sich selbst an den den Schulsozialarbeiter_in wendet oder ob dies eine Lehrkraft/ ein Elternteil übernimmt. Dies hat Auswirkungen auf die Zusammenarbeit und die Vorgehensweise des Schulsozialarbeiters. Auch die Gründe, warum jemand Hilfe beansprucht, können sehr variabel sein. Zum anderen ist die Zielgruppe ein weiterer wichtiger Faktor. Hierbei ist es von Bedeutung, ob es sich um eine einzelne Person handelt oder um eine Gruppe. Des weiteren spielen Faktoren wie das Alter, Geschlecht, das Umfeld oder inwieweit rechtsextremistische Einstellungen vorhanden sind eine zentrale Rolle. Für eine erfolgreiche Arbeit sind außerdem die fachlichen Kompetenzen von Schulsozialarbeiter_innen gefragt. Außerdem verfügt der Schulsozialarbeiter_in über eine Vorbildfunktion, von daher „[…] ist es wichtig, ein gefestigtes Wertesystem zu vertreten und dieses den Jugendlichen auch vermitteln zu können“ (Espenhorst, 2006: 63).

1.3 Handlungsstrategien

Wie ich bereits im Vorfeld beschrieben habe ist die Schulsozialarbeit ein komplexes Tätigkeitsfeld. Zusammenfassend befasst sich Schulsozialarbeit mit individueller Beratung, sowie mit sozialpädagogischer Gruppenarbeit und Projekten, als auch mit der Netzwerkarbeit und der Gemeinwesenarbeit. Bei der Arbeit mit rechtsextrem orientierten Kindern oder Jugendlichen im schulischen Kontext, ist zuerst eine Situationsanalyse erforderlich. Dazu benötigt der Schulsozialarbeiter_in Informationen zum Beispiel zu den aktuellen Lebensbedingungen, den familiären Umfeld, die schulische Situation oder den Ressourcen des Kindes/ Jugendlichen. Als Hilfsmittel können Instrumente wie beispielsweise die Netzwerkkarte und Ressourcenkarte dienen. Des weiteren ist die Zusammenarbeit mit den Lehrkräften, sowie die Elternarbeit sehr bedeutsam. Auf der individuellen Beratungsebene ist je nach Situation eine langfristige und intensive Beratung notwendig mit dem Ziel die Lebensbedingungen des Kindes/Jugendlichen zu fördern und ihn dahingehend zu leiten sein Verhalten und seine Einstellungen zu verändern. Es gibt unterschiedliche Ansätze zum Umgang mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen oder Kindern, dessen sich Schulsozialarbeiter_innen teilweise bedienen können. Ein Ansatz ist beispielsweise die „Akzeptierende Arbeit“ nach Krafeld. Dieser Ansatz bezieht sich nicht darauf, dass rechtsextreme Einstellungen seitens des Schulsozialarbeiters akzeptiert werden, sondern dass in erster Linie der Jugendliche oder das Kind im Mittelpunkt steht. Entscheidend ist es, dass der Schulsozialarbeiter akzeptiert, dass Jugendliche/ Kinder für sich selbst eine Bedeutung in ihren Handeln erkennen. Außerdem sind sie es gewohnt, dass sie aufgrund ihrer Einstellungen ausgegrenzt oder belehrt werden. Von daher wäre es der falsche Weg als Schulsozialarbeiter zu versuchen die Jugendlichen/ Kinder zu belehren oder ihre Ansichten zu bekämpfen. Vielmehr gilt es die Gründe für das Verhalten herauszufinden und die Jugendlichen/ Kinder bei ihren alltäglichen Problemen zu begleiten und zu fördern. Der Beziehungsaufbau gestaltet sich über die Kommunikationsebene. Bei Jugendlichen, die noch in der Anfangsphase sind, kann beispielsweise das Prinzip des Empowerments genutzt werden. Ein weiterer Aspekt des akzeptierenden Ansatz ist, dass der Schulsozialarbeiter_in keine Erwartungshaltungen an den Jugendlichen haben sollten und nicht auf kurzfristige Erfolge zielen sollte. Viel wichtiger ist, dass der Jugendliche lernt sich mit anderen Einstellungen auseinander zu setzen und anhand dessen seine Verhaltensmuster selbst zu hinterfragen ggf. zu überdenken. Viele rechtsextrem orientierte Jugendliche haben oftmals eine negative Haltung gegenüber Institutionen und deren Mitarbeitern aufgrund vorausgegangener Konflikte bezüglich ihrer Einstellung. Dieser Ansatz hat den Vorteil, dass er einen leichteren Zugang zu den Jugendlichen ermöglicht. Kritiker hingegen sehen in diesen Ansatz eine Bagatellisierung des Problems und dass rechtsextrem orientierte Jugendliche vielmehr in ihrer Einstellung bestärkt werden. Weitere Möglichkeiten Kinder und Jugendliche für das Thema Rechtsextremismus zu sensibilisieren sind unter anderem Projektarbeiten und Aktionstage. Auch Projekte, die nicht das Thema Rechtsextremismus zum Fokus haben, sondern in denen Kinder/ Jugendliche Wertschätzung und Gruppenzugehörigkeit erfahren, können als präventive Maßnahme angesehen werden. Letztens hat der Schulsozialarbeiter_in die Möglichkeit im Sinne der Netzwerkarbeit mit anderen Institutionen oder bestimmten Aussteigerprogrammen zusammen zu arbeiten.

Grenzen

Die Grenzen von Schulsozialarbeiter_innen in Bezug auf die Arbeit mit rechtsorientierten Jugendlichen verlaufen individuell. Jeder Schulsozialarbeiter_in entscheidet nach seinem eigenen Ermessen, wann die Arbeit mit der Zielgruppe nicht mehr funktioniert und wann diese beendet werden sollte. Es gibt einige Anhaltspunkte, die zur Orientierung für Schulsozialarbeiter_innen dienen können und nach denen es sinnvoll wäre die Zusammenarbeit zu beenden. Erstens wenn seitens des Jugendlichen Gewalt gegenüber dem Schulsozialarbeiter_in ausgeübt wird. Diese Gewalt kann entweder in Form von körperlicher als auch psychischer Gewalt wie beispielsweise Drohungen, Beleidigungen etc. stattfinden. Zweitens wenn keine professionelle Distanz mehr zwischen den Schulsozialarbeiter_in und den Jugendlichen oder der Gruppe gewahrt werden kann. Damit ist gemeint, dass der Schulsozialarbeiter die Rolle eines Freundes annimmt und von den Jugendlichen in seiner Autorität untergraben wird. Drittens wenn der Schulsozialarbeiter_in nicht professionell mit rechtsextremen Einstellungen umgehen kann und innerhalb Diskussionen zu emotional reagiert. Des weiteren gibt es Schulsozialarbeiter_innen die aufgrund in den Medien und der Öffentlichkeit dargestellten Bildern von rechtsextremen Jugendlichen im Kontext mit Gewaltbereitschaft Unsicherheit und Ängste verspüren. Diese Unsicherheiten und Vorverurteilungen gegenüber rechtsextrem orientierten Jugendlichen kann für die Zusammenarbeit von Beginn an hinderlich werden. Um diesen Ängsten entgegen zu wirken kann es förderlich sein sich Unterstützung beispielsweise durch einen weiteren Partner oder eine Lehrkraft einzuholen. Ebenfalls gibt es seitens der Jugendlichen Hindernisse die eine erfolgreiche Zusammenarbeit blockieren. Zum einem spielt das persönliche Lebensumfeld des Jugendlichen eine sehr wichtige Rolle. Besonders wenn Elternteile zu rechtsextremen Einstellung neigen, wird es für den Schulsozialarbeiter sehr schwer sein dagegen zu steuern. Da Eltern eine Vorbildfunktion für ihre Kinder haben und diese sich nach ihnen orientieren. Außerdem gestaltet sich die Zusammenarbeit mit rechtsextrem orientieren Jugendlichen als problematisch, wenn diese logische Argumentationen komplett abwehren und keinerlei Bereitschaft zur Veränderung zeigen. Abschließend gibt es auch Grenzen hinsichtlich der Finanzierung von Projekten und den damit verbundenen Erwartungshaltungen. Staatliche Förderungen wollen zumeist zeitnahe Ergebnisse die zudem beständig sein sollen. Dies gestaltet sich allerdings in der Arbeit mit rechtsextrem orientieren Jugendlichen als nicht einfach, da diese insbesondere für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit Zeit beansprucht.

Fazit

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Schulsozialarbeit einen wichtigen Stellenwert im Schulsystem beinhaltet und dazu dienen kann, rechtsextreme Einstellung vorzubeugen oder denen entgegenzuwirken. Schulsozialarbeit kann nur durch Kooperation und Netzwerkarbeit erfolgreich funktionieren. Außerdem bedarf es an ausreichend fachlichen Kompetenzen seitens der Schulsozialarbeiter_in. Zum Umgang mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen gibt es zwar verschiedene Ansätze, die vorwiegend aus der Sozialen Arbeit stammen, allerdings ist es nachteilig zu betrachten, dass die Forschung zu der Thematik nicht sonderlich ausgeprägt ist. Es gibt keine universelle Handlungsstrategie für den Umgang mit rechtsextrem orientierten Jugendlichen und ich denke diese wird es auch nie geben. Ein Mensch sollte immer als Individuum angesehen werden und Schulsozialarbeiter_innen sollten bei der Auswahl der Methoden dies in Betracht ziehen. Unter Berücksichtigung der Desintegrationstheorie nach Heitmeyer, fängt präventive Arbeit der Schulsozialarbeit bei der Integration und Anerkennung von Kindern und Jugendlichen an. Somit müssen es nicht unbedingt Projekte sein, die speziell auf das Thema Rechtsextremismus ausgerichtet sind. Meiner Meinung nach ist es wichtig, damit bereits im frühen Kindesalter anzusetzen, da Kinder in diesen Alter noch sehr Aufnahmebereit sind.