Die Willensfreiheit nach Friedrich Nietzsche

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Klasse 12

Autor Melodia

Veröffentlicht am 10.05.2018

Schlagwörter

Sklavenmoral freier Wille Nihilismus Wandlungen Freiheit Denken

Zusammenfassung

In diesem Referat wird ein kurzer EInblick in Nietzsche's Schaffensperioden gegeben und in einer kurzen Biographie vorgestellt. Anschließend werden seine Gedanken zur Willensfreiheit des Menschen erläutert, beispielsweise seine drei Wandlungen, die "Sklavenmoral" oder "der freie Mensch als Kämpfer".

Um Friedrich Nietzsche besser zu verstehen sollte man die Zeit, in der er lebte genauer anschauen. Er wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Lützen geboren, somit war Nietzsche ein Kind des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit herrschte eine Reformbewegung namens „Pietismus“. Pietismus bedeutet so viel, wie das Streben nach intensivierter, vertiefter Frömmigkeit. Zur damaligen Zeit zeigte man sehr wohl diese Frömmigkeit nach außen. Nach außen hin, war für alle die Kirche und deren Besuch das höchste Gut.

Doch in vielen brodelte es im Inneren, so auch in Nietzsche. Für Nietzsche ist das Christentum eine reine „Sklavenmoral“. Die Kirche predigt ihren Anhängern „Arbeitet schön im Diesseits, im Jenseits werdet ihr belohnt.“ Für Nietzsche war diese Auffassung genau das Gegenteil von Selbstverwirklichung, die nötig war um frei zu sein. Diese Ablehnung gegen das Christentum entwickelte sich schon in seiner 1.Schaffensperiode von ca. 1869-76. Desweiteren lässt sich Nietzsches Schaffen in insgesamt 3 Perioden einteilen.

Wie gesagt, dauerte seine 1. Schaffensperiode von 1869-76. In dieser Zeit nahm Nietzsche starken Bezug auf die antiken, griechischen Tragödien. Doch Sokrates war nach Nietzsches Meinung nach Schuld am Untergang dieser Kultur und er hoffte sich diese verloren gegangene Kultur mit Richard Wagner wieder neu auferstehen zu lassen. Doch es kam zu einem Zwist zwischen den beiden, da Wagner ein Christ war. Nietzsche war völlig gegen das Christentum und bezeichnete diese ja auch als „Sklavenmoral“. Wagner vertrat, nach Nietzsches Auffassung, diese „Moral“ und auch Wagners Musik bezeichnete Nietzsche als „krank“. In seiner 1. Schaffensperiode war er an der Universität von Basel als Professor für klassische Philologie tätig. Es entstand 1872 das Werk „Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik“.

Seine 2. Schaffensperiode dauerte von ca. 1876 bis 1882 an. In dieser Periode lag Nietzsches Augenmerk hauptsächlich auf der Verneinung jeglicher „Moral“ und zugleich war er gegen Mitleid und Nächstenliebe, die Bestandteil dieser Moral waren. Für Nietzsche war grundsätzlich eine „Lebensbejahung“ ein hohes und wichtiges Gut und das Mitleid sei Mittel zur Verneinung- somit ist Mitleid eine Gefahr. Ebenso die Nächstenliebe, sie vermehren, nach Nietzsches Ansichten, das Leid der Welt und stehe dem schöpferischen Willen entgegen, der immer auch vernichten und überwinden müsse – andere oder auch sich selbst. Und die Moral ist schuld daran, sie bringt Nächstenliebe und Mitleid ans Licht. Moral macht alle Menschen gleich, indem sie ihre Verschiedenheit leugnet.

Durch Mitleid und die Liebe zum Nächsten wird von den Menschen versucht kleinste Unterschiede zu beseitigen, doch dies ist nach Nietzsche ein Fehler, denn wir Menschen sind nun einmal unterschiedlich.
In dieser 2. Schaffensperiode entwickelte Nietzsche auch eine Ablehnung gegenüber der Demokratie, wie in Zitaten wie „Alle Moral in Europa ist heute Herdentier-Moral“. Da durch die Demokratie alle Menschen gleich vor dem Gesetz werden, verleugnet die Menschen ihre Unterschiede, welches sie zu Sklaven macht.

Nietzsches Aussagen zu folge, sei auch die Kirche schuld an der „Entartung“ der Menschen, denn sie preist eine „Sklaven-Moral“. Aus diesem Grund kritisierte Nietzsche die Kirche auch öffentlich im Zeitraum seiner 2. Schaffensperiode.
Später jedoch übt er Kritik an ALLEN bestehenden Normen und Werten, wie z.B. der „bürgerlichen Moral“ oder dem „Sozialismus“.

Die Moderne leidet an einem Verfall (décadence) und um diesem Verfall entgegenzuwirken entwickelt Nietzsche in seiner 3. Schaffensperiode, von 1883-88, die Idee des Nihilismus, der Umwertung aller Werte.

Der Nihilismus, die Umwertung aller Werte oder auch die radikale Ablehnung von Wert, Sinn und Wünschbarkeit, ist für Nietzsche das Mittel um dem Verfall der Kultur und Gesellschaft entgegen zu wirken. Doch wie genau diese Umwertung für Nietzsche aussah, ist nicht klar, da es auch aus seine Schriften nicht hervor geht. Im Zusammenhang mit dem Nihilismus erschaffte Nietzsche den „Übermenschen“. Der „Übermensch“ ist für Nietzsche das höchste auftretende Individuum. Er sollte Gott ersetzen, denn für diesen „Übermenschen“ ist Gott tot. Zwar ist das religiöse Gefühl in unserer Zeit noch vorhanden, doch Gott selbst ist tot.

Nietzsche sieht die gesamte Menschheit, als eine Art Lehm, aus der er mit Förderung und Unterstützung einen „Übermenschen“ formen könne. Der Übermensch zeigt weder Nächstenliebe, noch Mitleid anderen gegenüber, nicht einmal sich selbst. Denn durch die Lieben zum Nächsten und dem Mitleid, ist der Mensch eingeschränkt in seiner Selbstverwirklichung, doch dies ist beim Übermenschen nicht der Fall.

Im Zusammenhang damit war für Nietzsche der Übermensch die Konkretisierung des „Willens zur Macht“, der Wille zur Selbstverwirklichung und Selbstbereicherung. Unter dem „Willen zur Macht“ ist keinen Falls der Wille zum Herrscher zu verstehen, denn dies wäre für Nietzsche wieder eine Sklaven-Moral, wenn andere sich von einem Herrscher unterdrücken lassen würden.

Für Nietzsche ist Selbstverwirklichung, also der Wille zur Macht, gleichzeitig Freiheit. Denn, wenn man sich einmal die Geschichte ansieht, bemerkt man, dass es Zeiten gibt in denen man von einem Herrscher beherrscht wird und Zeiten in denen das Volk herrscht. So wie sich das Rad in der Geschichte dreht, so ist auch Freiheit für Nietzsche nichts Statisches.

Um diesen freien Willen zu erhalten, muss man die 3 Wandlungen durchleben, die Nietzsche in engem Kontakt mit dem Nihilismus sieht.

Wenn nun alles „genichtet“ sein sollte, sind die Menschen alle ein Kamel, die erste Wandlung. Dieses Kamel steht für Althergebrachtes und Traditionelles. Gleichzusetzen wäre dies mit den Christen, sie klammern sich an ihren Glauben und an die Hoffnung auf das Jenseits, ohne jemals große Risiken einzugehen und gehen Konflikten eher aus dem Weg. Kamele sind ja bekanntlich auch Lastentiere, bis sie unter ihrer Last zusammen brechen, weil sie zu schwach sind. Doch Kamele leben auch bekanntlich in der Wüste, wenn sie nicht unter ihrer Last zusammen brechen sollten, könnte es sein, dass sie in der Wüste kämpfen müssen. Und zum Kämpfen ist der Löwe, die 2. Wandlung, wohl am Besten geeignet.

Er ist der „König der Tiere“ und steht für Mut und Tapferkeit. Er hat seine Schwächen abgelegt und sich von dem Traditionellen und Althergebrachten gelöst und wehrt sich gegen diese. Für Nietzsche ist der Löwe der „Freie Geist“. Doch dieser „Freie Geist“ kann gekippt werden, auch ist man in der 2. Wandlung zwar stark und mutig, doch es ist noch nicht das Optimum, da man ja immer noch in einem animalischen Körper steckt. Und so kommt es zur 3. Wandlung, dem Kind. Für Nietzsche ist das „Kind“ die höchste der drei Wandlungen. Ein Kind entdeckt neue Dinge und hat zu Beginn noch keine Werte für sich gesetzt. Es muss erst selbst entdecken was gut und böse ist und sich eigene Werte setzen. Der Nihilismus, die Neuwertung der Dinge, wie ein Kind es tut, ist für Nietzsche der „wahre freie Geist“. Das Kind ist für Nietzsche, auch wie der Löwe, ein freier Geist, doch dieses Mal in einem menschlichen Körper.

Trotz der Wandlungen, die ja in der mit der dritten Wandlung und der somit erreicht Freiheit endet, spricht Nietzsche auch die „ewige Wiederkehr des Gleichen“ an, die auf den Willen zur Macht begründet ist. Denn wie gesagt, dreht sich alles wie ein Rad in der Geschichte und man kann die Freiheit, also das Kind-Sein, wieder verlieren. Doch nach Nietzsche soll man diese Augenblicke des immer wiederkehrenden nicht nur ertragen, sondern lieber begrüßen, da sie für eine Lebensbejahung spricht.
Durch diese Umwertung der Werte durch die „Augen des Kindes“ setzt sich Nietzsche auch mit früheren Philosophen auseinander. Um seine Idee vom Nihilismus zu bestärken, zerstört er das bis dahin existierende Höhlengleichnis Platons. Aufgrund dieser Zerstörung wird Nietzsche auch als „Philosoph mit dem Hammer“ bezeichnet.

Das Höhlengleichnis Platons beruht darauf, dass sich Menschen in einer Höhle befinden, aus der sie nicht heraus treten können, sie können weder Sonne, noch ihr Licht. Sie Leben in der Höhle und kennen nur die Schatten und fragen sich natürlich vergeblich, ob außerhalb der Höhle noch etwas existiert. Sie sind auf der Suche nach Erkenntnis. In Platons Höhlengleichnis hat nun einer dieser Menschen die Chance aus der Höhle zu treten, und erblickt die Sonne, aber wird gleichzeitig von ihr geblendet. Die Sonne steht ja für das „Wahre“, das „Gute“ und das „Schöne“, aber der Mensch wird so geblendet, dass er dies niemals in wahrer Pracht sehen kann.

Für Nietzsche ist dies frustrierend. Er meint, die Ideenwelt (Die Sonne) ist eh nicht erreichbar und nicht voll erkennbar, somit sind es eh „Lügen“. Und die Werte dieser „Sonne“ werden für Nietzsche gestrichen (Nihilismus), denn wie soll man die Lügen erkennen, wenn man nicht weiß, was Lüge ist. Genauso wenig wie man bei den Werten in der Sonne erkennen kann, was genau „schön“ oder „gut“ ist, denn immerhin liegt das im Auge des Betrachters. Er schickt stattdessen den Menschen wieder in die Höhle, da die Höhle selbst ja gestaltbar ist. Diese Gestaltung drückt sich im übertragenen Sinne in Kultur, Musik etc. aus.

Doch für Nietzsche ist auch klar, dass die Schwachen, wie die Kamele, unter der Last zusammen brechen und am „Lügengebäude kaputt gehen“. Nur wer erkennt, dass die blendende Sonne eine Illusion und Lüge ist, ist auch stark genug um frei zu sein und um die weiteren 2 Wandlungen zu vollziehen. Somit ist für Nietzsche klar: Nur die Starken sind wirklich frei!“ Stärke, und die damit verbundene Freiheit, steht ebenfalls für kämpferisches Engagement und Durchsetzungsvermögen.

Freiheit ist etwas, was man sich, in Nietzsches Augen, erkämpfen muss und das immer wieder, denn wie gesagt: Freiheit ist nichts Statisches.

Nur die, die die Stärke haben für ihre Freiheit zu kämpfen und die Stärke haben nicht unter einer Last zusammen zu brechen, sind wirklich frei. Und für Nietzsche ist es auch egal ob diese Krieger leben oder im Kampf schon gefallen sind. Sie sind frei!
Sie haben sich von allem losgesagt, was sie in ihrer Selbstverwirklichung eingeschränkt hat und deswegen sind sie frei!
Selbstopferung für die Freiheit ist für Nietzsche ebenfalls ein Zeichen von Stärke, denn man gibt sein Leben für ein eventuell besseres Leben anderer. So tat es auch Christus, er opferte sich, um für die Sünden der Menschen zu büßen. Zwar ist Nietzsche gegen das Christentum, doch für ihn ist Jesus Christus der freie Geist, da er sein Leben gab, für mehr Freiheit anderer.

Auch meint Nietzsche, dass der freie Wille unabhängig von Naturgesetzen ist, denn jeder Mensch muss selbst entscheiden ob er eine „Sklaven-Moral“ vertritt oder sich von dieser los sagt und dies hat nichts mit äußeren Einflüssen zu tun.
Für Nietzsche MUSS der Freie Wille existieren, es muss nur jeder selbst entscheiden ob er frei sein will oder doch lieber sich an die Traditionen klammert und irgendwann an der Last zugrunde geht.