Religionskritische Positionen von Friedrich Nietzsche

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Klasse 11

Autor Melodia

Veröffentlicht am 19.05.2018

Schlagwörter

Religion Philosophie Gott ist tot Übermensch Freiheit Denken Nihilismus

Zusammenfassung

In diesem Referat wird erklärt, wieso Nietzsche als der "Philosoph mit dem Hammer" und als ungreifbar betitelt wird. Seine religionskritische Position wird deutlich gemacht, seine 3 Wandlungen erklärt und auch der berühmte Satz "Gott ist tot" erläutert.

1. Einleitung

Um Friedrich Nietzsche besser zu verstehen sollte man die Zeit, in der er lebte genauer anschauen. Er wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Lützen geboren, somit war Nietzsche ein Kind des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit herrschte eine Reformbewegung namens „Pietismus“. Pietismus bedeutet so viel, wie das Streben nach intensivierter, vertiefter Frömmigkeit. Zur damaligen Zeit zeigte man sehr wohl diese Frömmigkeit nach außen. Nach außen hin, war für alle die Kirche und deren Besuch das höchste Gut. Doch in vielen brodelte es im Inneren, so auch in Nietzsche. Für Nietzsche ist das Christentum eine reine „Sklavenmoral“.

Die Kirche predigt ihren Anhängern „Arbeitet schön im Diesseits, im Jenseits werdet ihr belohnt.“ Seine Religionskritik hat aufgrund dessen eine moralischen Grund: Die Gläubigen, die seiner Meinung nach eine „Sklavenmoral“ hatten, beteten und beugt somit das Knie vor Gott. Für Nietzsche war dies ein Zeichen, dass man nicht darüber nachdachte, was man tat und somit nicht frei war. Für ihn ist somit das Ende der Religion gleichgesetzt mit der Rückgewinnung von Freiheit.

2. Die 3 Wandlungen

Um in Nietzsches Augen Freiheit zu erlangen muss man die 3 Wandlungen durchleben, die Nietzsche in engem Kontakt mit dem Nihilismus sieht. Wenn nun alles „genichtet“ sein sollte, sind die Menschen alle ein Kamel, die erste Wandlung. Dieses Kamel steht für Althergebrachtes und Traditionelles. Gleichzusetzen wäre dies mit den Christen, sie klammern sich an ihren Glauben und an die Hoffnung auf das Jenseits, ohne jemals große Risiken einzugehen und gehen Konflikten eher aus dem Weg. Kamele sind ja bekanntlich auch Lastentiere, bis sie unter ihrer Last zusammen brechen, weil sie zu schwach sind. Doch Kamele leben auch bekanntlich in der Wüste, wenn sie nicht unter ihrer Last zusammen brechen sollten, könnte es sein, dass sie in der Wüste kämpfen müssen.

Und zum Kämpfen ist der Löwe, die 2. Wandlung, wohl am besten geeignet. Er ist der „König der Tiere“ und steht für Mut und Tapferkeit. Er hat seine Schwächen abgelegt und sich von dem Traditionellen, sowie dem Althergebrachten gelöst und wehrt sich gegen diese. Für Nietzsche ist der Löwe der „Freie Geist“. Doch dieser „Freie Geist“ kann gekippt werden, so ist man in der 2. Wandlung zwar stark und mutig, doch es ist noch nicht das Optimum, da man ja immer noch in einem animalischen Körper steckt. Und so kommt es zur 3. Wandlung, dem Kind. Für Nietzsche ist das „Kind“ die höchste der drei Wandlungen. Ein Kind entdeckt neue Dinge und hat zu Beginn noch keine Werte für sich gesetzt. Es muss erst selbst entdecken was gut und böse ist und sich eigene Werte setzen. Der Nihilismus, die Neuwertung der Dinge, wie ein Kind es tut, ist für Nietzsche der „wahre freie Geist“.

Das Kind ist für Nietzsche, auch wie der Löwe, ein freier Geist, doch dieses Mal in einem menschlichen Körper. Dieses Schema lässt sich auch auf Nietzsches Religionskritik anwenden. Das Kamel, welches sich stets im selben Trott befindet ist aufgrund seiner Unfreiheit zu kritisieren ist. Nach dem Stadium der Kritik folgt das des „Nihilismus“, der Umwertung aller Werte oder auch die radikale Ablehnung von Wert, Sinn und Wünschbarkeit. Diese Neuwertung ist für Nietzsche ein wichtiger Schritt und ein Mittel um dem Verfall der Kultur und Gesellschaft entgegen zu wirken. Somit wird Nietzsches Religionskritik auch als „Kulturkritik“ bezeichnet. Der Nihilismus ist nun gleichzusetzten mit dem Löwen, welcher so gefährlich ist, dass er mit seinen Klauen alles vorherige zerstören, demzufolge „nichten“, kann. Das dritte Stadium ist für Nietzsche der „Übermensch“, welcher in diesem Schema dem Kind entspricht. Dieser „Übermensch“ spiegelt den „Willen zur Macht“ und die Freiheit von der Religion, sowie des unbedachten Glaubens wider.

3. “Gott ist tot“

Der „Übermensch“ ist für Nietzsche das höchste auftretende Individuum. Er sollte Gott ersetzen, denn für diesen „Übermenschen“ ist Gott tot. Zwar ist das religiöse Gefühl in unserer Zeit noch vorhanden, doch Gott selbst ist tot. Nietzsche sieht die gesamte Menschheit, als eine Art Lehm, aus der er mit Förderung und Unterstützung einen „Übermenschen“ formen könne. Der Übermensch zeigt weder Nächstenliebe, noch Mitleid gegenüber anderen, nicht einmal sich selbst. Denn durch die Lieben zum Nächsten und dem Mitleid, ist der Mensch eingeschränkt in seiner Selbstverwirklichung. Im Zusammenhang damit war für Nietzsche der Übermensch die Konkretisierung des „Willens zur Macht“, der Wille zur Selbstverwirklichung und Selbstbereicherung.

Unter dem „Willen zur Macht“ ist keinesfalls der Wille zum Herrscher zu verstehen, denn dies wäre für Nietzsche wieder eine Sklavenmoral, wenn andere sich von einem Herrscher unterdrücken lassen würden. In vielen von Nietzsches Werken wird Kritik am Christentum ausgeübt, denn es schränkt den Menschen ein. Dies sollte der Gläubige erkennen, rebellieren und somit „Gott töten“. Aus diesem Gedankengang entstand der berühmte Ausspruch: „Gott ist tot und wir haben ihn getötet“. Doch auch der Status als „Übermensch“ ist für Nietzsche nichts Statisches, denn auf dem „Willen zur Macht“ ist auch die „ewige Wiederkehr des Gleichen“ begründet.

Diesen Gedanken griff Nietzsche aus dem Buddhismus auf mit dem „buddhistischen Rad“. Somit muss man ständig für seine eigene Freiheit und die Unabhängigkeit von der Religion kämpfen, um nicht wieder in eine Sklavenmoral zu verfallen. Der Rückfall zur ersten Wandlung würde einen weiteren Verfall der Kultur und Gesellschaft bedeuten und dem Christentum die Macht geben über uns zu entscheiden.

4. Nietzsche als ungreifbarer Philosoph

Die Frage, wie sich diese komplexen Gedankengänge von Nietzsche erklären lassen, ist schwierig zu beantworten, da er als „Ungreifbarer Philosoph“ gilt. Für ihn ist die Philosophie eine Kunst. Diese versicherte ihm die Freiheit im Denken. Das besondere an seinen Gedanken war, dass er Dinge zusammenbrachte, die ihn interessierten und beschäftigten und dabei Zusammenhänge zwischen diesen herstellte. Dabei stellte er häufig Kausalitäten zwischen Themen her, die vorher noch nie beleuchtet wurden. Aufgrund seines neuartigem Denken und seiner „Zerstörung“ älterer philosophischer Ansichten, wie beispielsweise Platons Höhlengleichnis, wurde er auch als „Philosoph mit dem Hammer“ bezeichnet.