Der Huthi-Konflikt im Jemen

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Klasse 12

Autor lisaurus

Veröffentlicht am 20.05.2018

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Jemen Krieg Huthis Konflikt Huthi-Konflikt Politik Houthis Ansarallah

Zusammenfassung

Dieses Referat behandelt den Huthi-Konflikt im Jemen. Obwohl man in Deutschland nicht viel von der Krise hört, sind die Ausmaße dieses Krieges verheerend. Der Konflikt begann 2004 mit dem Aufstand der Huthi-Rebellen, einer schiitischen politischen Bewegung, die derzeit die Hauptstadt Sanaa besetzt. Sie kämpft gegen die von Saudi-Arabien geführte Militärallianz, die den international anerkannten Präsidenten Hadi stützt.

Der Huthi-Konflikt im Jemen

Die Wurzeln des Konflikts reichen zurück bis in die Zeit der jemenitischen Revolution von 1962, dem Ende des über 1000-jährigem zaiditischen Imamats. In den Jahren darauf zerfiel das Land in zwei unabhängige Staaten, der Jemenitischen Arabischen Republik im Norden und der Volksrepublik Südjemen. Die Wiedervereinigung erfolgte erst im Jahr 1990.3 Zwei Jahre später wurde in der nördlichen Region Saada eine politische Gruppierung namens šabab al-muʾminīn (deutsch: Die Jugend der Gläubigen) gegründet, ein Zusammenschluss eines Teils der 1962 entmachteten Landeselite mit einigen Mitgliedern der lokalen zaiditischen Stämme.

Die Bewegung verstand sich als Vertretung zaiditischer Interessen gegen staatliche Repression wie auch als Gegengewicht zum Salafismus, der zu dieser Zeit im Norden vor allem durch aus Saudi-Arabien rückgekehrte Gastarbeiter verbreitet wurde. Die Huthi-Familie war in dieser Bewegung stets besonders aktiv. 2004 wurde Hussein Badreddin al-Huthi schließlich der zaiditisch-haschemitische Führer der Gruppe und somit zu ihrem Namensgeber.

Da die Regierung sich vor dem wachsenden Einfluss schiitischer Gruppierungen fürchtete, begannen im gleichen Jahr erste Aktionen gegen die Huthis, die sogleich den Tod ihres Anführers zur Folge hatten. Daraufhin übernahm Husseins Vater Badreddin al-Huthi vorübergehend die Führung der Gruppe, seit 2006 ist Husseins Bruder Abdul Malik al-Huthi der neue Anführer. Im Jahr 2009 startete das Saleh-Regime schließlich die militärische Operation „Verbrannte Erde“ mit dem Ziel, die Bewegung zu vernichten. Saudi-Arabien unterstützte die jemenitische Regierung zu Anfang nur auf diplomatischer Ebene. Nachdem die Huthi-Kämpfer jedoch auf saudisches Territorium vordrangen und einen Grenzsoldaten töteten, sahen sich die Saudis gezwungen, militärisch zu intervenieren und unterstützten das Saleh-Regime seither auch mit Luftwaffen. Auch die USA schaltete sich in den Konflikt ein und unterstützte das jemenitische Militär mit Aufklärungsdrohnen.

Im Zuge des arabischen Frühlings kam es 2011 auch im Jemen zu Protesten. Immer mehr Anhänger Salehs schlossen sich diesen Protesten an und die Huthis konnten ihre Machtbasis im Norden während dieser Tumulte erheblich vergrößern. Eine Initiative des Golf-Kooperationsrats versprach Saleh im Gegenzug für seine Abdankung Immunität für die während seiner Amtszeit verübten Verbrechen. Nachdem er im Juni nur knapp einen Anschlag überlebte, nahm Saleh diesen Vorschlag im September schließlich an und gab die Macht an seinen Vizepräsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi ab. Im Jahr 2012 wurde Hadi als einziger Kandidat auch offiziell zum neuen Präsidenten gewählt. Die Wahl wurde von der internationalen Gemeinschaft anerkannt. Ab dem Jahr 2013 rief Hadi regelmäßig zu einer Konferenz des Nationalen Dialoges auf, die allerdings von den sezessionistischen Fraktionen boykottiert wurde. Am Ende des Dialogs im Januar 2014 wurde u.a. beschlossen, den Jemen in einen föderalen Staat umzuwandeln.

Bezüglich der Aufteilung des Landes in Provinzen konnte jedoch keine Einigung zwischen der Regierung und den Huthis erzielt werden, da diese sich benachteiligt sahen. Auch Saleh war gegen die Aufteilung. Obwohl er offiziell entmachtet war, besaß er immer noch Einfluss auf die Geschehnisse im Land. Insbesondere die Republikanische Garde war ihm treu geblieben. Mitte September kam es zu einem Schulterschluss zwischen den ehemaligen Feinden Saleh und den Huthis. Weil Saleh nach wie vor großen Einfluss auf Teile der Armee ausübte, war es den Huthi-Rebellen durch diese Allianz möglich, die Hauptstadt Sanaa ohne größere Kämpfe zu erobern.

Eine Belagerung des Präsidentenpalasts zwang Hadi im Jahr 2015 schlussendlich zum Rücktritt und zur Flucht nach Aden. Die Huthis übernahmen daraufhin die Regierung und begannen, immer mehr Gebiete zu erobern. Als Reaktion darauf bildete sich eine arabische Militärallianz aus den Staaten Katar, Bahrain, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Ägypten, Sudan, Jordanien und Marokko unter der Führung von Saudi-Arabien.6 Die Koalition errichtete eine Seeblockade und führte Luftangriffe durch, um von den Huthis kontrollierte Gebiete zurückzuerobern und Hadi wieder an die Macht zu bringen. Am 26. Juli 2016 gründeten die Huthis gemeinsam mit Salehs Partei „Allgemeiner Volkskongress“ eine eigene Regierung, die international allerdings nicht anerkannt wird.

Doch bereits im Jahr darauf begann die Allianz zwischen Saleh und al-Huthi zu bröckeln. Nachdem al-Huthi angeblich damit gedroht haben soll, Saleh ermorden zu lassen, begann Saleh mit einer Medienkampagne gegen die Huthis, um deren Anführer zu diskreditieren. Anfang Dezember 2017 brach Saleh in einer Fernsehansprache offiziell mit den Huthis. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman dachte angeblich auf ein Drängen der VAE hin darüber nach, Hadi fallen zu lassen und stattdessen dem ehemaligen Präsidenten Saleh wieder an die Macht zu verhelfen, um dem Konflikt ein Ende zu setzen. Dieser letzte Seitenwechsel sollte Saleh zum Verhängnis werden. Nur zwei Tage nach seinem Fernsehinterview wurde er von Huthi-Rebellen getötet. Anschließend wurde seine Leiche in einem Video zur Schau gestellt.

Der Huthi-Konflikt ist jedoch nicht das einzige Konfliktfeld im Land, darüber hinaus gibt es noch viele weitere Probleme, etwa die Präsenz der Terrornetzwerke Al-Qaida und IS. Der regionale Al-Qaida-Ableger AQAP (die Abkürzung steht für Al-Qaeda in the Arabian Peninsula) kontrolliert sogar vereinzelte Gebiete im Land. Während die Huthis die Hauptstadt einnahmen, nutzte AQAP den Tumult, um die Kontrolle über al-Mukalla zu übernehmen, Jemens fünftgrößter Hafenstadt.

Obwohl es durch eine von den Emiraten gestützte Militäroffensive im Jahr 2016 gelang, die Terrororganisation aus der Stadt zu vertreiben, ist sie immer noch in vielen Teilen des Landes präsent und aktiv. Der IS dagegen hat zwar keine territoriale Kontrolle, unterhält aber mehrere Trainingscamps im Land und verübt regelmäßig Anschläge. Außerdem gibt es im Jemen eine starke Stammeskultur, weshalb Konflikte zwischen verschiedenen Stämmen allgegenwärtig sind.

Ein weiteres Problem stellt die Unabhängigkeitsbewegung im Süden dar, die vor allem von Aidarus al-Zubaidi, dem ehemaligen Gouverneur von Aden, vorangetrieben wird. Es kommt regelmäßig zu Zusammenstößen zwischen südjemenitischen Seperatisten und Hadi-treuen Soldaten. Diese Bewegung wird angeblich von den VAE unterstützt, die sich von einer Sezession des Südens erhoffen, ihre Macht im Nahen Osten auszuweiten. Hadi bezichtigte die Emiraten kürzlich, sich im Südjemen wie eine Besatzungsmacht zu verhalten, was zu Spannungen innerhalb der Miliärallianz führt. Abgesehen von religiösen, tribalen und politischen Spannungen ist die Wirtschaftslage im Land überdies verheerend und die Arbeitslosenrate sowie das Bevölkerungswachstum sind enorm hoch. Die Lage im Jemen ist also sehr verworren und konfliktreich.

Quellenangaben
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