Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik

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Klasse 10

Autor Joker2017

Veröffentlicht am 12.06.2018

Schlagwörter

Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik

Zusammenfassung

Dieses Referat behandelt die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik. Es wird die Situation in der Bundesrepublik Deutschland erläutert und auf die Vorteile sowie Nachteile einer solchen Politik eingegangen.

Die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik steht im Gegensatz zur Angebotspolitik und des Sayschen Theorems. Bei der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik wird davon ausgegangen, dass das gesamtwirtschaftliche Angebot, also auch die Höhe der Produktion sowie der Grad der Beschäftigung von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage ab.

Theoretische Grundlagen

Die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik geht auf die theoretischen Grundlagen von John Maynard Keynes zurück. Dieser entwickelte nach dem Börsencrash von 1929 die These, dass es auf den Märkten eine Tendenz zum Gleichgewicht gibt, dieses sich aber auch als Gleichgewicht aufgrund von niedriger Produktion, fehlender Investition sowie großer Unterbeschäftigung einstellen könnte.
Wenn die Konsumnachfrage der Privathaushalte zurückgeht, stellen Unternehmen aufgrund fehlender Renditeerwartungen die Investitionen ein. Dies verursacht einen gesamtgesellschaftlichen Nachfrageausfall. Es sind also dauerhafte, langfristige Investitionen des Staates nötig, damit sich die Unsicherheit der Märkte wieder legt.
Bei der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik handelt es sich um eine antizyklische Konjunkturpolitik. Der Staat handelt hierbei antizyklisch zur Konjunktur. Eine Stabilisierung des Zyklus kann durch nachfrageorientierte Maßnahmen oder angebotsorientierte Maßnahmen erreicht werden.

Ziel: Stärkung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage durch Erhöhung der Konsumausgaben

Das Ziel der Stärkung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage durch Erhöhung der Konsumausgaben kann durch verschiedene Maßnahmen erreicht werden. Diese sind die Unterstützung von Privathaushalten, wie zum Beispiel durch Lohnsteuerentlastungen oder Zuschüsse aber auch die Erhöhung der Investitionen vom Staat durch die Erhöhung dessen Konsums. Des Weiteren kann das Ziel auch durch eine Erhöhung der Ausgaben des öffentlichen Bereiches angenähert werden. Zudem sind verbrauchsfördernde Rahmenbedingungen bei der Zielerreichung sinnvoll.

Situation in der Bundesrepublik Deutschland

Der ehemalige Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Helmut Schmidt, war ein großer Befürworter der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik. Er beschloss in seiner Kanzlerschaft mehrere Konjunkturprogramme um die deutsche Wirtschaft anzukurbeln. Seit den 1950er Jahren bis zur Mitte der 1970er Jahre gab es in den meisten Ländern Europas eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik. Seit den 1980er Jahren änderte sich dies wieder, auch in der Bundesrepublik Deutschland wurde seitdem wieder verstärkt eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik betrieben. Erst nach der Finanzkrise im Jahre 2008 gab es wieder verstärkt nachfragepolitische Empfehlungen und Ratschläge. Diese sind unter anderem: die Setzung von deutlichen Impulsen, um die internen Wachstumskräfte zu stärken, eine Nutzung der Spielräume zur Zinssenkung durch die europäische Zentralbank sowie kreditfinanzierte Investitionen gemäß der goldenen Regeln der Finanzpolitik. Die Einstufung der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik galt seit der Finanzkrise als dringend notwendig.

Nachteile der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik

Nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik kann die Inflation antreiben. Dies ist ein Aspekt, welcher von Kritikern der nachfrage orientierten Wirtschaftspolitik immer wieder angemahnt wird. Des Weiteren hat der Staat erst mit einer Zeitverzögerung die Möglichkeit auf einen Rückgang der Konjunktur zu reagieren. Bis dahin kann die Wirtschaft sich bereits wieder im Aufschwung befinden. Daraus folgt, dass die eingeleiteten Maßnahmen des Staates ihre Wirkung verfehlen würden. Anstelle einer antizyklischen Wirkung, würden die Zyklen daher noch verstärkt werden. Diese Verzögerungen setzten sich zusammen aus dem Zeitpunkt, an dem die Maßnahme nötig gewesen wäre, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie als nötig eingestuft wird und dem Zeitpunkt, der bis zum Einleiten der Maßnahme vergeht sowie dem Zeitpunkt an dem die Maßnahme ihre Wirkung erzielt. Außerdem entsteht ein Dosierungsproblem, in welchem sich die Frage stellt, wie viel Prozent des Bruttoinlandsproduktes zum Antreiben der Konjunktur ausgegeben werden sollen.

Weitere Kritik an der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik wird in Kreislaufüberlegungen geübt. Eine Erhöhung der staatlichen Nachfrage geht stets zu Lasten von privater Ersparnis, diese wiederum wird finanziert dem Bankensystem dessen Investitionen. Die nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik verändert, laut Kritikern, also eher Struktur, als Gesamthöhe der aggregierten Nachfrage. Darüber hinaus ist die inländische Nachfrage immer durch die inländische Geldmenge festgelegt, welche mit der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes mal genommen werden muss. Die Erhöhung der realen Geldmenge wird inzwischen mit Hilfe der europäischen Zentralbank geregelt. Diese kann jedoch nur die nominale Geldmenge steuern, daher hängt die Wirksamkeit der Geldpolitik davon ab, wie schnell der Preisniveau auf die Änderungen der Geldmenge reagiert.
Nach den Thesen von John Maynard Keynes gibt es kurzfristige Preisstarrheiten, welche eine Beeinflussung der Nachfrage mit geldpolitischen Mitteln ermöglichen. Nach der neoklassischen Auffassung jedoch, passen sich die Preise den neuen Gegebenheiten ausreichend schnell an. Außerdem gibt es die Gefahr von inflationären Erwartungen. Hierdurch könnten die Preise stärker steigen, als es aufgrund der nominalen Geldmengenänderung zu erwarten gewesen wäre. Dies hätte zur Folge, dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage fallen anstatt steigen würde.

Des Weiteren ist es, nach Kritikern der nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik, für den Staat äußerst schwer, auf Strukturveränderungen der internationalen Wirtschaftspolitik zu reagieren. Die Konsequenzen einer derartigen Strukturveränderung sind in der Regel Absatzprobleme von gewissen Industriezweigen. Die Branchen sollten hierauf alleine reagieren und sich dementsprechend anpassen. Würde der Staat eingreifen, hätte dies strukturverzerrende Auswirkungen, welche die Probleme unter Umständen sogar noch vergrößern würden.