Aktive Sterbehilfe

Fach Fach

Klasse 10

Autor kt0214

Veröffentlicht am 04.04.2018

Schlagwörter

Sterbehilfe Ethik Religion Tetraplegie Querschnittslähmung aktive Sterbehilfe

Zusammenfassung

Das Referat soll das umstrittene Thema der aktiven Sterbehilfe näher erläutern. Dabei soll vor allem diskutiert werden, ob eine Einführung dieser in Deutschland sinnvoll wäre und welche Argumente dafür bzw. dagegen sprechen.

Heutzutage wird in Deutschland und anderen Staaten immer öfter über die Legalisierung von aktiver Sterbehilfe diskutiert. Unter aktiver Sterbehilfe, welche nur in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und im US-Staat Oregon erlaubt ist, versteht man – bei ausdrücklichem Wunsch des Patienten - das gewollte und gezielte Töten durch zum Beispiel eine Überdosis eines Schmerz- oder Beruhigungsmittels. Doch ist es wirklich sinnvoll, die aktive Sterbehilfe in Deutschland zu legalisieren?
Es gibt viele Argumente, die dagegen sprechen.

Es ist nicht auszuschließen, dass bei aktiver Sterbehilfe Komplikationen auftreten, die zu einem schmerzhaften Tod führen können. Eigentlich soll doch mit aktiver Sterbehilfe gerade das umgangen werden. Todkranke Menschen, die Angst vor einem qualvollen und schmerzhaften Tod haben, wird die Möglichkeit geboten, schmerzfrei und zufrieden zu sterben. Bei auftretenden Komplikationen würde dem Patienten ungewolltes und nicht vorsätzliches Leid zugefügt werden, woraufhin der ausführende Arzt in die Gefahr gerät, von den Angehörigen angeklagt zu werden.

Zudem ist es schwer festzustellen, ab wann ein Patient wirklich unheilbar krank ist. Ab welchem Grad sind Krebs und andere Krankheiten wirklich nicht mehr heilbar? Es könnte jeder Zeit ein neues Medikament auf den Markt kommen oder es könnten neue Behandlungsmethoden entwickelt werden, mit denen ein Patient, der für scheinbar unheilbar krank erklärt worden ist, vielleicht doch wieder geheilt werden könnte.

Außerdem ist jeder Arzt verpflichtet, Menschenleben um jeden Preis zu retten. Ein Arzt legt aus diesem Grund zu Beginn seiner Arbeit einen Eid ab. Wenn nun ein Arzt aktive Sterbehilfe leistet, bricht er dann seinen Eid? Diese Frage kann man aus verschiedenen Perspektiven betrachten. Einerseits ist der behandelnde Arzt verpflichtet, Leben zu retten, nicht, diese zu beenden. Andererseits sollte auch jeder Arzt auf die Bedürfnisse seiner Patienten eingehen. Wenn es nun sein Wunsch ist zu sterben? Wie weit kann ein Arzt gehen? Ein Mediziner, der aktive Sterbehilfe geleistet hat könnte psychische Schäden davontragen, da er in einen Konflikt mit seinem erlernten Beruf gerät.

Außerdem gibt es christlich ethische Argumente, die gegen die aktive Sterbehilfe sprechen. Das fünfte Gebot besagt, „Du sollst nicht töten“. Der Arzt würde also gegen das Gebot, das die Gesellschaft am meisten beeinflusst, verstoßen. Dies könnte besonders bei gläubigen Ärzten zu Problemen führen, die unter anderem die weitere Ausübung ihres Berufs beeinträchtigen könnten. Hinzu kommt, dass in keiner Weltreligion die Empfehlung des Tötens zu finden ist.

Das Leben ist nach jeder Religion ein Geschenk des jeweiligen Gottes, welches keinesfalls auf unnatürlichem Wege beendet werden sollte, da dies gegen bestimmte Gebote oder Vorsätze der Religion widerspricht. Aktive Sterbehilfe bei einem sehr gläubigen Menschen oder ausgeführt von einem gläubigen Arzt könnte also als Sünde und Verrat an den eigenen Glauben angesehen werden.
Die Geburt und der Tod, leben und sterben sind natürliche Prozesse. Sie sind von der Natur schon immer so vorgegeben und es sollte auch ihre Entscheidung sein, wann sie die Seele eines Menschen in den Himmel schickt.

Obwohl es viele Argumente gibt, die gegen aktive Sterbehilfe sprechen, gibt es auch einige, die dafür sprechen. Zum Beispiel hat jeder Mensch das Recht, selbst über seinen Todeszeitpunkt zu bestimmen, sofern er das kann. Jeder besitzt eine gewisse Menschenwürde, die ihn berechtigt, unabhängig und frei über sein Leben entscheiden zu können. Wenn ein nicht heilbar kranker Mensch sterben will, weshalb kann ihm dieser letzte Wunsch nicht erfüllt werden?

Hinzu kommt, dass einem Patienten durch lebenserhaltende Maßnahmen an Maschinen die Würde des Menschen verloren geht, da er nicht die Möglichkeit hat, selbst zu entscheiden, ob er sterben will oder nicht. Bei Inanspruchnahme der aktiven Sterbehilfe würden ihm unnötiges Leid und weitere Schmerzen erspart bleiben und er könnte in Frieden sterben. Des Weiteren ist die Medizin in unserem Staat so weit fortgeschritten, dass es ausreichend medizinische Möglichkeiten gibt, die fast zu hundertprozentiger Sicherheit ein schnelles, zuverlässiges und sanftes Sterben gewährleisten. Mittel zur aktiven Sterbehilfe sind definitiv vorhanden. Weshalb ist es dann nicht möglich, nicht heilbar Kranken eine Wahl zu lassen, wie sie sterben wollen?

Sehr viele Menschen in Deutschland leiden an Tetraplegie, einer Form der Querschnittlähmung. Als Tetraplegiker sind alle vier Gliedmaßen des Körpers betroffen, was bedeutet, dass nur Hals und Kopf vom Betroffenen bewegbar sind. Bei dieser Krankheit leidet man also unter schweren Einschränkungen, man kann nicht mehr selbstständig trinken, essen, zu Bett gehen, aufstehen oder auf die Toilette, das heißt, ein Leben ohne Betreuung und Pflege wäre gar nicht mehr möglich. Die Lebenserwartung von Querschnittgelähmten ist fast genauso hoch wie die von gesunden Menschen, somit müssen die Leidenden meist noch eine sehr lange Zeit im Rollstuhl verbringen.

Bei diesen Bedingungen ist es nicht überraschend, dass viele sich den vorzeitigen Tod wünschen. Jedoch ist dies nicht so einfach, da sie aufgrund ihrer Lähmung kein Suizid begehen können. Da die aktive Sterbehilfe in den meisten Ländern illegal ist, ist es für einen Tetraplegiker nahezu unmöglich, vorzeitig den Tod zu finden, ohne dass sich jemand aus seinem Umfeld strafbar macht.

In diesem Punkt ist die Menschenwürde meiner Meinung nach nicht länger gegeben. Wieso hat ein gesunder Mensch die Möglichkeit, sein Leben vorzeitig zu beenden, während ein Tetraplegiker ohne Einfluss von Außenstehenden nicht sterben kann? Er wird also in seinem Recht eingeschränkt, denn jeder hat – wie oben bereits erwähnt – das Recht, selbst über sein Leben zu entscheiden, solange er psychisch gesund ist.

Da der Staat aktive Sterbehilfe ablehnt, zwingt er die kranken Menschen, weiterhin mit ihren physischen und psychischen Qualen zu leben. Ein Beispiel dafür ist der auf einer wahren Begebenheit basierende Film „Das Meer in mir“, in dem einem Tetraplegiker das Recht auf aktive Sterbehilfe verwehrt wird. Zudem kann man auch hier christlich ethisch argumentieren. Ein weiteres wichtiges Gebot, das unsere Gesellschaft beeinflusst, ist das Gebot der Nächstenliebe. Wie kann man dies erfüllen, wenn man einem kranken Menschen, der nicht mehr leben will und den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen muss, seinen letzten Wunsch verwehrt?

Außerdem gibt es noch viele andere Krankheiten und Behinderungen, die das Leben eines Menschen deutlich einschränken können, wie zum Beispiel angeborene Fehlbildungen oder Poliomyelitis, die zwar sehr selten ist, aber trotzdem immer noch weltweit vereinzelt auftritt. Durch deformierte Körperteile sind Opfer dieser Krankheiten ebenfalls in ihrer Bewegung und ihrem Leben eingeschränkt. Sie haben keine andere Wahl als zu leben oder Suizid zu begehen. Falls sie sich entscheiden, weiterzuleben, werden sie trotzdem immer psychisch angeschlagener sein als gesunde, uneingeschränkte Menschen. Die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe würde ihnen die Möglichkeit bieten, einen kurzen und schmerzlosen Tod zu sterben.

Außerdem können die behandelnden Ärzte sicher sein, dass es der ausdrückliche Willen des Patienten war, zu sterben.
Auch hier kann man wieder christlich ethisch argumentieren. Ein weiteres wichtiges Gebot, das unsere Gesellschaft beeinflusst, ist das Gebot der Nächstenliebe. Wie kann man dies erfüllen, wenn man einem kranken Menschen, der nicht mehr leben will und den Rest seines Lebens im Rollstuhl verbringen muss, seinen letzten Wunsch verwehrt? Gott sagt, man solle seinen Nächsten lieben wie sich selbst. Wenn sich gesunde Menschen in die Lage eines Gelähmten versetzen, würden sich einige von ihnen sicherlich auch den frühzeitigen Tod wünschen.

Wie die oben angeführten Argumente gezeigt haben, ist es deutlich sinnvoller, die aktive Sterbehilfe in Deutschland und anderen Staaten zu legalisieren. Sehr vielen Menschen mit Behinderungen oder sonstigen physischen Einschränkungen würde es gewehrt werden, kurz und schmerzlos zu sterben. Somit wären behinderte und todkranke Menschen nicht mehr benachteiligt. Jeder Bürger hätte die gleichen Rechte und dürfte über sein komplettes Leben selbst bestimmen.
Demnach sollte man die aktive Sterbehilfe zumindest teilweise legalisieren. Eine Möglichkeit wäre, sie mit gewissen Einschränkungen zu legalisieren. Man könnte Querschnittsgelähmten und körperlich schwer behinderten Menschen die Möglichkeit der aktiven Sterbehilfe anbieten. Jedoch ist es auf Grund der oben aufgeführten Argumente schwer, aktive Sterbehilfe vollständig einzuführen.