Jopará - eine Mischsprache

Fach Fach

Klasse 12

Autor lisaurus

Veröffentlicht am 02.04.2018

Schlagwörter

Jopará Mischsprache Spanisch Guaraní Paraguay Dialekt Sprache

Zusammenfassung

Dieses Referat handelt von Jopará, einer Mischsprache aus Spanisch und Guaraní, der Sprache der Ureinwohner Paraguays. Sie wird vor allem von der ländlichen Bevölkerungsschicht Paraguays praktiziert.

Jopará

Einleitung

Laut Lewis, M. Paul et al. (2015) gibt es derzeit insgesamt 398,931,840 spanische Muttersprachler auf der Welt. Zusätzlich gibt es weltweit 89,500,00 Menschen, deren Zweitsprache Spanisch ist. Da Spanisch von so vielen Menschen gesprochen wird, existieren zahlreiche Varietäten. Allein in Spanien gibt es davon mehrere verschiedene, wie beispielsweise das Andalusische oder das Galizische. Auch das Spanische Lateinamerikas ist keineswegs einheitlich. Eine ganz besondere Sprachsituation aber herrscht in Paraguay. Der Binnenstaat hat eine Fläche un-gefähr so groß wie Kalifornien und grenzt an Bolivien, Argentinien und Brasilien. Mit weniger als sieben Millionen Einwohnern ist die Bevölkerungsdichte sehr gering. Paraguay bedeutet „Wasser, das zum Meer geht“, abgeleitet von der indigenen Sprache des Landes, Guaraní (vgl. Born 2012: 83). Diese ist, im Gegensatz zu den indigenen Sprachen der anderen lateinamerikanischen Länder, immer noch die Muttersprache des Großteils der paraguayischen Bevölkerung und rechtlich mit Spanisch gleichgestellt. Eine weitere Besonderheit ist die weitverbreitete Zweisprachigkeit der Paraguayer. Der intensive Sprachkontakt zwischen Guaraní und Spanisch führte dazu, dass sich die Sprachen gegenseitig beeinflusst haben.

Durch den intensiven Kontakt zwischen zwei Sprachen tritt häufig das Phänomen der Entstehung von Mischsprachen auf. In den Vereinigten Staaten beispielsweise entstand aus dem Kontakt zwischen Spanisch und Englisch das sogenannte Spanglish. Vergleichbares lässt sich auch in Paraguay beobachten. So wirft Melià (1974) die Frage auf, ob sich dort nicht eine „dritte Sprache“ gebildet hat, eine Mischsprache aus dem guaraní paraguayo und dem español paraguayo. Zur Bezeichnung dieser Sprache hat sich der Terminus jopará durchgesetzt, der Begriff kommt aus dem Guaraní und bedeutet „Mischung“ (vgl. Lustig 1996:1). Melià (1974:159) definiert Jopará wie folgt:

El jopará es el guaraní históricamente hispanizado, pero no de una manera uniforme, sino gradual y sectorialmente desarollado hasta constituir un continuum bastante heterogéneo conforme a la heterogeneidad de los repertorios lingüisticos exigidos por el acto de hablar de esto o de aquello, lo que conlleva realizaciones mor-fosintácticas también mixtas.

Entwicklung

Die Entwicklung von Jopará erklärt sie durch die Heirat zwischen spanischen Siedlern und indigenen Frauen. Beide versuchten die Sprache des jeweils anderen zu lernen, dies gelang jedoch nicht immer perfekt (vgl. Melià 1974:148).

Regeln

Man darf sich Jopará jedoch nicht als willkürliches Durcheinandermischen zweier Sprachen vorstellen, es folgt trotz seines uneinheitlichen Charakters bestimmten grammatikalischen Strukturen. Obwohl in der Literatur über Mischsprachen oft die Rede vom bereits erwähnten code switching ist (damit ist der Wechsel innerhalb eines Gesprächs, Satzes oder Satzteils von einer Sprache in eine andere gemeint), sieht Melià (1974:158) im Jopará kein Code-Switching, sondern eher die grammatikalische Verschmelzung und Neustrukturierung der beiden Spra-chen. Ein Beispiel wäre Ehekána para tu compañero statt búscate un compañero oder ehekána ne compañerorã (vgl. Lustig 1996:18). Die Präposition para fungiert hier als Calco und ersetzt das Morphem –rã aus dem Guaraní, welches angehängt an ein Substantiv die Semantik von etwas Zukünftigem ausdrückt, also etwa „Suche dir jemanden, der dein Partner sein wird, es aber noch nicht ist“ (vgl. Granda 1979:271f).

Sprecher

Doch wer spricht diese Mischsprache überhaupt? Es handelt sich vorwiegend um eine diastratische Varietät, die von einer sozial niedrigen, ländlichen Bevölkerungsschicht praktiziert wird. Aufgrund der Verstöße gegen Normen des Guaraní, die im Jopará begangen werden und der sozialen Zuordnung seiner Sprecher ist es unter der Mehrheit der paraguayischen Bevölkerung eher negativ konnotiert (vgl. Fasoli-Wörmann 2002:59f). Die Jopará-Sprecher sind „los que viven al margen de dos mundos, encallados entre dos lenguas, entre dos culturas“ (Lustig 1996:19).

Eigene Meinung

Meiner Meinung nach ist das durch Guaraní beeinflusste Spanisch der Paraguayer ein Ausdruck des Stolzes auf die eigene Kultur. Immerhin ist es das, was das Land sprachlich vom Rest Hispanoamerikas unterscheidet und einzigartig macht.

Literatur

  • Born, Joachim (2012): “Varietäten des Spanischen: Rio de la Plata (Paraguay)“, in: Born Joachim et al. (Hrsg.) Handbuch Spa-nisch. Sprache, Literatur, Kultur, Geschichte in Spanien und Hispanoamerika, Berlin: Erich Schmidt, 83-89.
  • Fasoli-Wörmann, Daniela (2002): Sprachkontakt und Sprachkonflikt in Paraguay. Mythos und Realität der Bilinguismussituation, Frankfurt am Main: Lang (Studien zur allgemeinen und ro-manischen Sprachwissenschaft, 8).
  • Granda, Germán de (1979): “Calcos sintácticos del guaraní en el es-pañol del Paraguay”, in: Nueva Revista de Filologia Hispani-ca 28, 267-286.
  • Lewis, M. Paul et al. (Hrsg.) (2015): Ethnologue: Languages of the World, Eighteenth edition. Dallas, Texas: SIL International. Online Version: http://www.ethnologue.com/language/spa (zuletzt konsultiert am 18.08.2015)
  • Lustig, Wolf (1996): Mba’éichapa oiko la guarani? Guaraní y jopara en el Paraguay; consideraciones preliminares sobre la difi-cultad de abordar un idioma esquivo, Mainz.
  • Melià, Bartomeu (1992): “Hacia una ‘tercera lengua’ en el Para-guay”, in: Sociedad y Lengua: Bilingüismo en el Paraguay I, 107–168.